Sie arbeiten seit sechs Jahren an diesem Film. Wie hartnäckig muss man sein, um das so lange weiterzuspinnen?
Rest: Sehr hartnäckig. Auch im TV. Wenn man in Österreich etwas produzieren will, reicht das, was es an Förderungen und durch den ORF gibt, nicht aus, man braucht einen deutschen Partner, um fernsehmäßig eine Produktion machen zu können. Der ORF macht großteils Koproduktionen. Früher war SAT.1 bekannt für den Film am Dienstag oder RTL für den Kinomittwoch. Das gibt’s nicht mehr.
Nur um das System zu verstehen: Bleiben wir beim Beispiel „Dennstein & Schwarz“. Wie hoch wäre der Koproduktionsanteil des deutschen Partners gewesen?
Rest: Gut zwei Drittel des gesamten Budgets.
Das ist viel. Und spielt ein Produktionspartner das wieder ein? Oder können sich das nur öffentlich-rechtliche Sender leisten, weil diese betriebswirtschaftlich nicht so kalkulieren müssen wie private?
Rest: Öffentlich-rechtliches Fernsehen ist ein Vollprogramm, und zum Vollprogramm gehört Unterhaltung dazu. Mit einem reinen Nachrichtensender würde ich die Leute nicht erreichen. Vollprogramm heißt von der Fiktion über den Sport bis zu Info und Entertainment: Das alles macht einen Sender aus. Der ORF setzt sich fast zur Hälfte aus Gebühren und aus Werbeeinnahmen zusammen. Nun sind wir dort, dass wir österreichische Erfolgsproduktionen wie „Dennstein und Schwarz“ oder die Dorftrilogie nicht weitermachen können, weil wir keinen deutschen Partner haben. Das ist die Krux der Finanzierungsgeschichte im Fernsehsektor. Im Kinosektor ist die Förderung abgesehen von der FISA (Anm.: Förderungsprogramm Filmstandort Austria) hinterfragungswürdig. Es würde sehr viel Druck da rausnehmen, wenn es bei uns Förderautomatismen gäbe.
In den USA gibt es überhaupt keine vergleichbare öffentliche Filmförderung. Man braucht für jeden Film Finanziers. Wäre das eine Möglichkeit: Investoren bekommen bei Erfolg ihren Anteil und bei Verlust gibt es ein Modell, wo man das Investment steuerlich absetzen kann?
Rest: Ein Steueranreizmodell könnte für Investoren Sinn machen, in Filme zu investieren. Was man nicht erwarten kann, ist, dass man es an der Kassa in Österreich zurückspielt. Es gibt nur wenige amerikanische Blockbuster, was machen die ohne Marvel mittlerweile? Europa erzählt andere Geschichten, schauen wir uns Frankreich an. Deren System ist wesentlich besser.
Was machen die Franzosen anders?
Rest: Da muss jedes Kino einen gewissen Prozentsatz französischer Filme spielen. Und die Leute werden darauf hin auch erzogen. Wir sind es gewohnt, synchronisierte Filme zu sehen. Das ist in Amerika ein Unding. Die Franzosen haben einfach auch eine große Tradition, so wie wir sie im Theater haben. In Wien sind die drei berühmtesten Jobs Burgtheaterdirektor, Staatsoperndirektor und Fußballteamchef. Und in Frankreich sind es Filmregisseure. Dann gibt es Länder wie Ungarn oder Tschechien, die sich auf Serviceproduktionen spezialisiert haben. Die haben Infrastruktur, Studios, Kostümwerkstätten, in Österreich ist alles totgemacht worden. Es gibt bei uns nicht einmal ein Filmstudio.
Wenn die Förderungen bei Ihrem Film so niedrig waren, wie ging sich das dann auch bei dem reduzierten Budget aus?
Rest: Wir haben einen Mäzen, der von privater Seite 1,2 Millionen Euro bereitgestellt hat. Der hat gesagt: Ich finde das Projekt so toll, ich geb euch dafür das Geld. Alle Einnahmen teilen wir zu einem gewissen Prozentsatz, was natürlich meine Einnahmen noch einmal schmälert. Doch ohne diesen Investor hätte es den Film nicht gegeben. Das ist meines Wissens auch in Österreich ganz einmalig. Hätten wir den Film aufgrund der fehlenden Förderungen nicht machen können, dann wären diese 1,2 Millionen Euro für die Wiener Filmwirtschaft für immer verloren gewesen.