Herr Schmölzer, Sie haben das Buch verfasst.
August Schmölzer: Ich war mir nicht bewusst, dass die Verfilmung so schwer wird. Das war nicht immer sehr lustig, was ich gehört hab. Es war ein sechsjähriger Kampf, aber man muss sagen, diese Geschichte hat so eine Kraft entwickelt, die Geschichte ist immer dichter und dichter geworden und hat alle angetrieben, weiterzumachen, um irgendwann zu einem Punkt zu kommen, wo wir gesagt haben: So, jetzt könnte es gehen.
Aber Sie wussten nicht, ob es sich budgetär ausgeht?
Schmölzer: Da ging‘s um knallharte Entscheidungen, weil jeden Euro, den du ausgibst, den hast du ausgegeben und den kriegst du nicht wieder. Wolfgang Rest hat da so vernünftig die Entscheidungen getroffen. Wir haben zueinander ein großes Vertrauen und das hat offensichtlich funktioniert.
Rest: Ich hab jetzt alle Muster gesehen, auch an den Tagen, an denen ich nicht am Set war, das Ergebnis ist wirklich toll, außergewöhnlich. Es bestärkt einen, dass man sich auf das Abenteuer eingelassen hat. Und man muss bedenken: Wir haben es auch nur machen können, weil wir mit der ganzen Besetzung zusammengekommen sind.
Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler – egal, wie prominent er auch ist – hat dieselbe Gage bekommen: 1.000 Euro pro Drehtag, was extrem wenig ist für einen Kinofilm.
Rest: Wir haben jedem gesagt: Wir sind euch nicht böse, wenn ihr nein sagt, weil ihr es zu diesen Bedingungen nicht machen wollt oder könnt. Aber wir können euch eben nur einen Bruchteil eurer normalen Gage zahlen. Ich kann es einmal machen, dass ich den Schauspielern sage: Bitte spielt mir um einen Tausender. Aber das kann ich nicht bei jedem Film machen, beim zweiten lachen sie mich aus, und das völlig zu Recht.
Das heißt: Ausnahmslos jeder bekam dieselbe Gage?
Rest: Ja. Von der gesamten geplanten Besetzung ist nur ein Einziger abgesprungen. Das spricht schon sehr für die Geschichte und den Film.
Absolut. Auch in Hollywood spielen Stars zum Teil für winzige Gagen, wenn ihnen ein Projekt
besonders wichtig ist. Stimmt es, dass Ihnen als Produzenten finanziell praktisch nichts bleibt außer dem Risiko?
In diesem Fall ja, weil Eigenanteil, Handlungskosten und so weiter sind in der Produktion drinnen, da bleibt nichts mehr über. Man arbeitet teilweise unter Selbstausbeutung. Aber wir haben uns dazu entschieden, weil wir einfach an die Qualität des Filmes glauben.
In unserer Branche liegen Beruf und Berufung wirklich eng beieinander.
Wann wird der Film im Kino zu sehen sein?
Rest: Wir überlegen noch, ob 2022 oder erst 2023. Es hat jetzt durch Corona so einen Stau an Filmen gegeben. Wir glauben, dass wir mit dem Film bei vielen Festivals gute Chancen hätten. Da wäre dann wohl ein Kinostart 2023 sinnvoller. Wir denken Richtung Venedig, vielleicht auch Cannes. Das ist sehr hoch gegriffen, zu so einem Festival zu kommen ist ein Gewinn.
Das heißt dieser Film wird Sie noch länger beschäftigen?
Rest: Ja, weil ich bei diesem Film so wahnsinnig viel selber machen muss mit einem ganz schlanken Produktionsteam, dass ich im Moment keine Kapazität habe und auch keine Kraft, zukünftige Projekte voranzutreiben. Wir hatten eine extrem erfolgreiche TV-Reihe, „Dennstein & Schwarz“ mit Maria Happel und Martina Ebm, für den ORF und es war klar, dass sie weitergeht. Im ORF hatten wir zuletzt 856.000 Zuschauer, einen durchschnittlichen Marktanteil von 23 %, in der ARD sahen 3,39 Millionen zu. Wir haben auch schon die Bücher beauftragt auf unsere Kosten, im Vertrauen, dass das auch produziert wird. Und plötzlich wurde uns gesagt, dass die ARD-Degeto abgesprungen ist. Der ORF kann das nicht alleine stemmen – und schon ist eine erfolgreiche Serie wie eine Seifenblase zerplatzt.
Was wird sich unter dem neuen ORF-General Roland Weißmann ändern?
Rest: Meine bisherige Zusammenarbeit mit Roland Weißmann war extrem gut. Er war der einzige Bewerber für den Generaldirektor, der die Bedeutung der Fiktion betont hat. Der Einzige. Alle anderen haben auf Information, auf Regionalität gesetzt. Das ist natürlich für uns als Produzenten schon ein gutes Zeichen, wenn dem zukünftigen Generaldirektor des ORF die Bedeutung von fiktionalem Programm wirklich bewusst ist.
Schmölzer: Ich kenne Herrn Weißmann nicht persönlich, ich hoffe, dass er in diese Richtung weiterarbeitet, dass österreichische Filme möglich sind und gute Unterhaltung, dass es in der Fiktion auch weitergeht, dass auch experimentiert wird mit viel Mut und es Zusammenarbeit gibt vielleicht auch nicht nur mit den üblichen Verdächtigen. Ich wünsche ihm ganz aufrichtig viel Glück.
Wie wichtig ist eigentlich bei so knappen Produktionen, laufend das Budget anzupassen?
Rest: Gewisse Dinge kann man machen, so wie jetzt die Reduzierung der Kroatien-
Drehtage. Andere Sachen sind nicht stoppbar. Ich hab so und so viele Schauspieler, die haben so und so viele Kostüme, dazu kommt die Maske. Es ist ein historischer Film, wir können nichts unverkleidet lassen bei den ganzen Drehorten, das muss alles adaptiert sein. Es muss in der Zeit zumindest stimmen. Und aus dieser Schere kommt man nicht hinaus. Ein paar Dinge muss man halt zulassen, und bei anderen muss man sagen: Sorry, aber bei der Szene können nicht sechs Autos auf der Straße stehen, das ist zu teuer. Christian Kolonovits macht die Filmmusik auch zu einem Sonderpreis, der nimmt Teile unserer Musik mit einem 50-Mann-Orchester auf.