Nur 2,53 % Trinkwasser. Denn Wasser ist wesentlicher für unser Leben als alles andere auf diesem Planeten. 71 Prozent der Erdoberfläche bestehen aus Wasser, aber nur 2,53 Prozent ist Trinkwasser und wiederum nur 0,3 Prozent davon auf der Erdoberfläche zu finden. So ist Wasser in vielen Teilen der Erde ein kostbares Gut. 844 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,3 Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Einrichtungen wie Toiletten. Alle 90 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Wassermangel, -verschmutzung oder damit verbundenen Krankheiten.
„Das Inspirierendste am Schreiben meines Buches war, zu sehen, wie meine Ideen in die Welt hinausgetragen werden“, erzählt Nichols im OOOM-Gespräch. „Wie Menschen und Organisationen anfangen, sich darüber Gedanken zu machen.“
Adelita. Auch in der Forschung ging er neue Wege. So hatte er den Einfall, die Wasserschildkröte Adelita mit einem Sender zu versehen, um ihren Weg durch das Meer zu verfolgen, und dabei ihre Reiseroute in Echtzeit ins Internet zu stellen. „Seit meiner Kindheit faszinieren mich Meerestiere und Schildkröten ganz besonders. Ich wollte immer schon erkunden, woher sie kommen, wohin sie gehen.“ Adelita, die zuvor jahrelang im Aquarium gehalten worden war, durchquerte in nur 386 Tagen den gesamten Pazifischen Ozean von Kalifornien bis nach Japan, wo ihre Reise nach 12.000 Kilometern endete. Tausende Menschen verfolgten ihre Weltreise im Internet. „Wir bekamen so wichtige wissenschaftliche Daten über das Verhalten von Meeresschildkröten, aber auch ihr soziales Wesen. Diese Ausdauer, die Inspiration sind einfach unglaublich.“
Engagement gegen Plastik. Seit 1996 forscht Nichols auch zum Thema Plastik in den Meeren und Gewässern unserer Erde: „Damals war noch absolut kein Verständnis für dieses Thema vorhanden. Heute ist das anders. Jetzt gilt es, diese Achtsamkeit in Handlungen umzuwandeln. Wenn man dem Ozean die Chance gibt sich zu erholen, so wird er das auch tun. Dafür müssen wir jedoch unseren Lebensstil ändern. Wenn wir von Anfang an verstanden und akzeptiert hätten, wie wichtig Wasser für unseren Körper und unsere Seele ist, wäre alleine die Vorstellung, Müll in die Gewässer der Welt zu werfen, völlig absurd.“
US-Trinkwasserproblem. Eine exzellente Trinkwasserqualität zu haben, wie es für uns in Österreich, Deutschland und der Schweiz selbstverständlich ist, ist selbst in seiner Heimat Amerika keine Selbstverständlichkeit: „In New York City ist das Wasser durchaus gut. Michigan kann davon leider nur träumen. Das Wasser in den Haushalten ist so schlecht, dass viele Menschen für den Abwasch oder zum Baden nur Wasser aus Flaschen verwenden.“
Die blaue Murmel. Nichols arbeitet gern mit Symbolen. Die Idee mit der blauen Murmel als Symbol von „Blue Mind“ kam ihm vor ungefähr zehn Jahren bei einer Vorlesung in Boston, die er hielt. Er realisierte, dass sein Vortrag nur schlechte Neuigkeiten beinhaltete und er wollte nicht nur Negatives weitergeben. Also beschloss er eine Packung blauer Murmeln zu kaufen und jeder Person, die in das Theater kam, eine zu überreichen. Am Ende seines Vortrages sagte er: „Ich möchte, dass ihr eure blauen Murmeln nehmt und sie jemandem gebt, dem ihr einfach danke sagen möchtet. Erzählt dieser Person die Geschichte unseres blauen Planeten und bittet sie, dasselbe mit der Murmel zu tun: sie weiterzugeben.” Seit damals hat J. selbst über eine Million blauer Murmeln verteilt.
Spiritualität. Obwohl er Meeresbiologe ist, weiß Nichols: „Jede spirituelle Tradition auf unserem Planeten hat Wasser als Kern. Es ist das Element, das uns verbindet und aufklärt.“
Er selbst ist in jeder freien Minute im Wasser, taucht, schwimmt, surft, schnorchelt. Nur die Zeit mit seinen beiden Töchtern ist ihm wichtiger.
Zwei Mütter. Wallace J. Nichols wurde als Baby zur Adoption freigegeben und von Pflegeeltern aufgezogen. Sein Stiefvater, der für ihn immer „mein richtiger Vater“ war, lehrte ihn, dass ein schönes Leben bedeutet, geboren zu werden, alles zu geben und glücklich zu sterben: „Diese Empathie und das Mitgefühl prägen bis heute mein Leben.“ Als Erwachsener wollte er schließlich wissen, wer seine biologischen Eltern sind. Mit Zustimmung seiner Adoptivmutter machte er sich auf die Suche und wurde fündig: „Als ich meiner leiblichen Mutter erstmals gegenüberstand, war ich nur dankbar. Sie hätte sich damals auch anders entscheiden können. Ich bin froh, am Leben zu sein.“ Nun hat J. zwei Mütter: „Sie heißen beide Sheila und verstehen sich prächtig.“ Auch zu seinen insgesamt zehn Geschwistern pflegt er enge Beziehungen.
Mission. Wallace J. Nichols hat eine Mission: der Menschheit das Verständnis mitzugeben, dass Wasser eine lebenslange Quelle von Glück, Entspannung und Kreativität ist: „Es ist der Ort, wo man Schwierigkeiten lösen kann. An welchem Punkt du auch immer in deinem Leben stehst, du bist mit dem Wasser verbunden. Es kann der Schlüssel für alles sein.“