Das größte Risiko für die Menschheit im 21. Jahrhundert ist eigentlich gar kein Risiko. Es ist eine Realität, in der wir längst leben. Und es wird, mit nahezu absoluter Sicherheit, immense Schäden verursachen. Die Frage ist nicht ob, sondern wie es enden wird: durch vorausschauendes Handeln (Design) oder durch Katastrophen (Desaster). Wahrscheinlich durch beides.
Namenlose Krankheit. Erstaunlicherweise hat dieses Phänomen in den meisten Sprachen keinen eindeutigen Namen. Es ist die Dynamik, die fast alle Umwelttrends bestimmt – und damit auch deren soziale und wirtschaftliche Folgen. Die Dynamik ist der übergroße menschliche Druck auf unseren Planeten. Durch Ressourcenverbrauch und Abfallemissionen übersteigt dieser Druck die Fähigkeit der Erde, sich zu regenerieren. Auf Englisch heißt das „Overshoot“. Doch dieser Begriff taucht in 10.000-mal weniger Medienberichten auf als „climate change“. Auf Deutsch gibt es verwandte Begriffe wie Raubbau, Erdüberlastung oder Übernutzung. Aber keine wirkliche Übersetzung. Damit bleibt unsere gravierendste „Krankheit“ weitgehend namenlos – sie hat auch keine wirksame Therapie. Stattdessen verlieren wir uns in Symptombekämpfung, etwa bei den zahlreichen Klimakonferenzen. Dort herrscht geschäftiges Treiben, begleitet von Wut und Frustration. Es werden Versprechungen gemacht, die kaum jemand für glaubwürdig hält. Das wirft die Frage auf: Wo ist die gute Nachricht? Ich meine das nicht als Parodie oder Sarkasmus, sondern ganz im Ernst. Die gute Nachricht des Overshoot lautet: Die fehlende Vorbereitung anderer auf eine immer vorhersehbarere Zukunft – mit mehr Klimawandel und weniger Ressourcen – erhöht Ihr Risiko: für Sie, Ihr Unternehmen, Ihre Stadt oder Ihr Land. Diese Erkenntnis ist eine gute Nachricht, weil sie:
- zeigt, dass das Warten auf das Handeln der anderen die selbstzerstörerischste Vorgehensweise ist, die Sie wählen können;
- unterstreicht, dass Sie unabhängig handeln können, ohne auf andere angewiesen zu sein;
- verdeutlicht, dass Ihr eigenes proaktives Handeln umso wichtiger wird, je weniger andere aktiv werden. Denn ohne das Handeln der andern wächst Ihr Risiko, und die Wahrscheinlichkeit, dass andere Sie retten, schrumpft;
- Sie davor bewahrt, blind dem sozialen Druck zu folgen und nur das zu tun, was alle anderen tun.
Kurz gesagt: Sie haben die Wahl. Gibt es eine bessere Nachricht?
Der nächste Schritt. Warum ist proaktives Handeln in Ihrem besten Interesse – und zugleich im Interesse der gesamten Menschheit?
- Overshoot ist nicht Ihre Bürde, sondern Kontext. Diesen Kontext besser zu verstehen, orientiert Sie.
- Die besten Strategien, mit Overshoot umzugehen, sind die, die replizierbar sind. Sie stehen nicht in Konkurrenz mit anderen, sondern schaffen Synergien, die die Welt stabiler machen. Sich vorzubereiten ist alles andere als Bunkermentalität.
- Die entscheidende Frage lautet: Was wird wertvoll in der vorhersehbaren Zukunft? Konzentrieren Sie sich auf diese Chancen. Die sind essenziell für Sie.
Diese Zukunft kommt schneller, als viele erwarten. Denn Overshoot wirkt kumulativ, wie Schulden, die immer weiter anwachsen. Gleichzeitig ist unsere Infrastruktur träge und schwerfällig. Von heute auf morgen anzupassen ist kaum möglich. Die Zeit drängt. Die Welt klarer zu sehen, hat nur Vorteile. Worauf warten Sie?