Willkommen. Als ich auf den Malediven ankam, fühlte ich mich unerwartet frisch. War nicht so schlimm, die Anreise aus Wien. Knapp 10 Stunden Flug waren es, mit einem kurzen Aufenthalt in Dubai. Die Luft war weich, wie immer, wenn das Meer in der Nähe ist. Die letzte Etappe waren noch 45 Minuten auf dem fantastischen Shuttleboo, das schließlich abrupt stoppte. Wir waren mitten in einer Delfingruppe.
Ibbe, mein Butler. Bald war schon das Resort des The Ritz-Carlton Maldives zu sehen. Am Steg erwartete mich Canan, die Marketingdirektorin. Sie ist eine türkischstämmige Powerfrau mit wilden, dunklen Haaren und einem herzlichen Lachen. Sie stellte mir meinen Butler vor, der mich zu meiner Villa bringen und dort einweisen sollte. Mein Butler hieß Ibbe. Er fuhr mich mit einem golfbuggyähnlichen Wagen zu meinem Haus und sperrte die Tür für mich auf.
Zuhause. Es verschlug mir den Atem. Feinste Materialien, ein Kingsizebett, dezente Designer-Wohnzimmerlandschaft und eine verlockende Badewanne im Raum. Am Tisch standen Köstlichkeiten, frische Früchte, Patisserie, Champagner. Der Blick in die Minibar schuf Gewissheit, dass man sich hier mit Weinen auskannte. Eine Wandseite erlaubte den Blick auf eine Outdoor-Regendusche. Dann öffnete Ibbe die Glasfront, da war die Terrasse mit eigenem Pool. Und dem unglaublichsten Blick auf das Meer. Ein Privatstrand, umsäumt von Palmen und blühenden Büschen. Sogar ein Reiher stand da, als würde er das geplant haben. Ich bildete mir ein, dass er mir zunickte.
Das Badezimmer beherbergte einen offenen Schrank, der wohl mehr Platz bot als alle meine Schränke daheim. Und ich habe viele davon. Ibbe verabschiedete sich, er würde mich abholen, wenn es Zeit für den Abendcocktail war. Überhaupt, Ibbe. Es sollte sich herausstellen, dass hier Butler-Sein bedeutet, dass man anscheinend Gedanken seiner Gäste lesen können muss. Immer, wenn ich mich aufmachte, um zu einem vereinbarten Treffen zu gehen, schickte er eine WhatsApp, er wäre bereits unterwegs, um mich zu holen. Als es einmal zu regnen begann und ich vor die Tür trat, stand er mit einem Schirm vor mir. Da bat ich ihn dann doch, dass ich mich melden würde, wenn ich etwas brauchte. Das mit der totalen Aufmerksamkeit musste ich noch üben.
Am Beach Shack. Köstlichste Cocktails. Vor mir ein gigantischer Infinity Pool und das Meer. Die Sonne senkte sich langsam, die Luft wurde orange. Eine Gruppe Trommler begann ein Sonnenuntergangsritual, es endete mit einem brennenden Feuerkreis am Ende des Pools.
Das Resort. Canan erzählte mir dann bei diesem ersten herausragenden Essen, auf das noch viele folgen sollten, von der Geschichte des The Ritz-Carlton Malediven. Es wurde im Juni 2021 eröffnet, entworfen von Kerry Hill Architects und errichtet auf dem neuen, künstlich geschaffenen Archipel Fair Islands im Nord-Malé-Atoll. Er besteht aus insgesamt vier Inseln, auf denen drei exklusive Resorts von internationalen Hotelgruppen liegen. Dabei bildet die Fari Marina auf der benachbarten Hotelinsel Patina Maldives mit einer Auswahl an Boutiquen, Restaurants und einem stylischen Beachclub den Mittelpunkt der Destination im Indischen Ozean. Das The Ritz-Carlton Maldives hat 100 exklusive Villen mit einem bis drei Schlafzimmern, die alle über einen privaten Pool verfügen und entweder direkt am traumhaften Strand oder auf Stelzen über der türkisfarbenen Lagune liegen.
Später fuhr Canan mich über die Insel, vorbei an den Sportanlagen und dem Fitnesscenter. Alle haben eigene Räder zur Verfügung und es ist auch das Hauptfortbewegungsmittel, wenn man das möchte. Begegnet man sich auf der Straße, wird ganz warm gegrüßt, denn die Hand wird aufs Herz gelegt und man bekommt ein freundliches Lächeln. Es wirkt. Schon nach ein paar Stunden spürt man die Erleichterung darüber, dass man nun hier sein kann und loslassen. Kommt einem eine Sorge oder ein zynischer Gedanke in den Sinn, reicht ein Blick, irgendwohin. Dann geht es besser.
Kleine Wege führen von der Straße weg, das sind die diskreten Eingänge zu den Lagunenvillen. Oder aber man quartiert sich in eine private Strandresidenz ein, mit Platz für die ganze erweiterte Familie. Sie liegt in einer abgeschiedenen Bucht und verfügt über drei Pavillons mit bis zu vier Schlafzimmern. Es gibt ein geräumiges Wohn- und Esszimmer, eine voll ausgestattete Küche und ein weitläufiges Sonnendeck für Mahlzeiten im Freien. Der private Infinity Pool bietet einen wirklich atemberaubenden Blick auf den maledivischen Sonnenuntergang. Auch hier erlauben es ein persönlicher Inselbutler und sogar ein eigener Koch, wirklich ganz abgeschieden Urlaub machen zu können.
Für die Ocean-Pool-Villen wurde ein großes Oval auf Stelzen ins Meer gebaut, ein Rundweg. An den Seiten liegen die Villen, jede wieder mit großzügigem Wohnzimmer mit Kingzsize Bed, Rainforest-Dusche und einem gemütlichen Sitzeck. Für die ganz große Freiheit gibt es auch eine Netzhängematte über dem Meer.
Let us pamper you. In der Mitte des Ovals führt ein Steg zu einem kleineren Oval, auf dem sich die Spalandschaft befindet. Die Begrüßung war ganz der Insel-Philosophie entsprechend herzlich. Man bekommt gleich warme, feuchte Tücher und wird von Wohlfühlbetreuern mitgenommen. Ich wurde gefragt, welche Behandlungen ich will, die Auswahl schien grenzenlos. Die Räumlichkeiten der Behandlungspavillons sind wunderschön, mit einer kleinen Garderobe. Es duftete ganz herrlich. Am Boden war ein Mosaik aus Steinen ausgelegt: „Let us pamper you, Heidi“. Für mich als Österreicherin war das ein lustiger Moment, hat doch bei uns das Dialektwort „pempern“ eine ganz andere – sehr intime – Bedeutung. Doch ganz im Gegensatz zum Willkommensgruß zog sich der Masseur zurück und wartete vor der Tür. Man konnte sich noch duschen, oder auch etwas trinken, bis man bereit war, sich „pampern“ zu lassen.
Nach einem Fußbad wurde ich massiert und ich fürchte, dass ich dabei eingeschlafen bin. Es kam mir jedenfalls außerordentlich kurz vor, obwohl bestimmt über eine Stunde vergangen war. Gelöst begann ich mich wieder anzuziehen und nahm auch die herzliche Anmerkung meines Betreuers mit, dass ich sehr gut auf meine trockene Haut achten sollte, es wäre so schade, wenn sie nicht so strahlen dürfe, wie sie könnte. Alles in aller Freundlichkeit. Dieser Respekt tat unheimlich gut.
We are the World. Canan schwärmte von den vielen Talenten, die im The Ritz-Carlton Maldives arbeiteten, aus aller Herren Länder. Die Gäste waren ganz unterschiedlich, seien es junge Familien, Pärchen auf Hochzeitsreise oder Senioren, aber auch berühmte Schauspieler, Businessmagnaten, Künstler oder reiche Scheichs, die mit einer riesigen Entourage anreisten und sich über Wochen mit ihren Familien hier einmieteten. Es wird immer auf Diskretion geachtet.
Es lebe der Sport. Für die Familien mit kleinen Kindern übrigens gibt es als gute Nachricht den The Ritz Kids Club, der alle Stücke spielt. Die Nannies kümmern sich rührend um die Kleinen und es gibt einen eigenen Pavillon mit einer fantastischen Kinderwelt. Für die Teenies hat man auch einen Konsolenbereich parat, doch die sind meist ohnehin durch das spannende Umfeld abgelenkt. Lieber gehen sie kayaken, tauchen oder schnorcheln, Tennis oder Volleyball spielen. Oder sie fordern sich im Fitnessstudio. Als mir das gezeigt wurde, hatte ich Respekt vor den vielen unterschiedlichen Geräten, auf denen man sich jeweils den Muskelkater seinen Lebens zufügen konnte. Ich habe lieber die Yogastunde besucht.
Gaumenfreuden. Ich habe einen ausgeprägten Essensspleen, ich esse gerne richtig gut. Und hier war ich wirklich am richtigen Ort. In den sieben Restaurants und Bars arbeitet Spitzenpersonal aus aller Welt, oft residieren hier hochdekorierte Gastköche und -köchinnen. Die kulinarischen Etablissements verteilen sich auf die Genussinsel, den Grand Sunset Beach und das Fari Marina Village. Man bietet für jeden Geschmack das passende Erlebnis. Im La Locanda gibt es ein facettenreiches Frühstück. Auch süditalienische Küche entfaltet sich hier. Man kann im Arabesque über Mezze-Platten und saftige Kebabs schwelgen. Im Summer Pavilion, einem modernen kantonesischen Restaurant, wird auch ganz herausragend orientalisch gekocht. Und einmal gab es Barbecue, richtig amerikanisch, aber mit dem internationalen Touch, den es braucht, wenn man im The Ritz-Carlton Maldives ist.
Hätte es mir nicht schon wegen der Schönheit der Umgebung hier dauernd die Sprache verschlagen, dann wäre es die kulinarische Vielfalt gewesen, und ihre hohe Qualität. Es gab Wagyu-Rind am Teppanyaki und auch den schillerndsten bunten Hummer, den ich je gesehen habe. Wir bekamen Menüs durchzukosten, nach denen wir schworen, dass man nie wieder so gut essen wird können. Bis zum nächsten Lunch, bis zum nächsten Dinner. Die Weinbar war international bestückt, ich entdeckte liebe Bekannte, wie Weine der Winzer Heinrich aus Gols im Burgenland oder Alzinger aus der Wachau. Wenn ich nicht mehr mit dem Fahrrad nach Hause wollte, schickte ich Ibbe eine Nachricht. Er war so schnell da, dass ich ihm unterstellen möchte, dass er wohl schon auf uns gewartet hatte.
Ein Leben für die Natur. Besonders interessierte mich die Zusammenarbeit des Resorts mit dem weltberühmten Ozeanografen Jean-Michel Cousteau, dem Sohn des legendären Jaques Cousteau. Er entwickelte für die Besucher ein Umweltprogramm, bei dem man zum Beispiel im Rahmen eines Schnorchelausfluges alles über die Arbeit am Wiederaufbau der Riffe und der Schutzbemühungen der Artenvielfalt erfahren kann.
Wir sahen viele Fische und bunte Korallen. Und eine Meeresschildkröte – eine größere Majestät konnte man sich gar nicht vorstellen.
Viel Liebe. Die Tage verflogen nur so. Einmal war ich zu einem Barbecue geladen, mit orientalischen Tänzern, weiß gedeckten, eleganten Tischen und einem wirklich einladenden Buffet. Bevor der Abend aber richtig losgehen konnte, begann ein Regenguss der Extraklasse. Und auch da zeigte sich die außergewöhnliche Organisation der Mitarbeiter. Binnen Sekunden wurde ganz ruhig das Essen abgedeckt, wir wurden in wartende Bugs gesetzt und in ein Restaurant gefahren, wo alles organisiert war, als hätte man ohnehin auf uns gewartet. Zauberei. „Was sind schon Pläne!“, rief Canan und hüpfte davon durch den Regen.
Am Tag der Abreise bekam ich ein Abschiedsgeschenk, ein Säckchen mit einer Kerze, einem Büchlein für Notizen und einiges mehr. Ich beschloss, irgendwann daheim im Kerzenschein zu sitzen und Ideen festzuhalten in dem Büchlein, wie ich auf schnellstem Wege wieder auf die Malediven komme, ins The Ritz-Carlton, diesen so persönlichen, luxuriösen Platz im Paradies.
„How will a stay leave you?“, stand auf einem Schildchen irgendwo. Und ich kann es nun beantworten: Truly amazed.
Und: Ich vermisse Ibbe.