Tsering Gellek ist die Tochter eines bedeutenden tibetischen Lama und sie hat nur ein Ziel: gemeinsam mit ihm den Dharma, die buddhistische Lehre, zu erhalten. Sie sind davon überzeugt, dass die westliche Welt von den Weisheiten des Buddhismus profitieren kann. Wenn man mit ihr spricht, fällt ihre Sanftmut und ihre angenehme Energie auf. Eine innere Klarheit und außergewöhnliche Gelassenheit ist, was man sofort bei Tsering spürt. Eine Spiritualität, die ihr vermutlich in die Wiege gelegt worden ist.
3.000 Bibliotheken. Ihr Vater, Tarthang Tulku, kam 1958 von Tibet nach Indien und emigrierte 1968 in die USA. Seitdem hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Weisheiten des Buddhismus zu bewahren. Nach seiner Ankunft im indischen Varanasi besorgte er sich eine Druckerpresse und begann Dharma-Bücher zu drucken und sie zu verteilen. In Berkeley gründete er zunächst das Nyingma Institut, heute eines der ältesten tibetisch-buddhistischen Zentren in den USA. In den letzten 60 Jahren hat Tarthang Tulku Rinpoche den nachhaltigsten Beitrag zur Erhaltung des tibetischen Kulturerbes geleistet, den je eine einzelne Organisation in der Geschichte Tibets beigetragen hat. Millionen Bücher wurden an tibetisch-buddhistische Klöster in Bhutan, Indien, Nepal and Tibet verschenkt, fast 3.000 Bibliotheken wurden mit traditionellen Schriften ausgestattet. Tsering Gellek will „Brücken des Guten“ bauen und die Gesellschaft zum Besseren verändern.
Sie und ihr Team des Sarnath International Nyingma Institutes arbeiten daran, tibetische Texte in eine Sprache zu übersetzen, die auch heute verstanden wird. „Wir wollen buddhistische Mönche zu guten Lehrern ausbilden, die nicht nur erklären können, was die Schriften des Dharma bedeuten, sondern sie hinterfragen und sich mit deren Weisheit auseinandersetzen.“ Schließlich, so Tsering Gellek, „ist es wichtig, die Weisheit zu erkennen und sie ins Leben zu integrieren“. Nur dann hat die Wahrheit einen Nutzen und kann die Welt heilen.
Tsering, Ihre Mutter war eine französische Dichterin und Künstlerin mit ägyptischen Wurzeln. Ihr Vater Tarthang Tulku ist ein von vielen Menschen verehrter, tibetischer Lama, ein spiritueller Lehrmeister und Repräsentant der Nyingma- Tradition. Das ist ein starker Gegensatz. War es für Sie als Kind nicht schwierig, zwischen diesen verschiedenen Welten zu leben?
Zwischen diesen Welten zu leben war definitiv ein Thema für mich. Die unterschiedliche Geschichte und die verschiedenen kulturellen Hintergründe meiner Familie waren herausfordernd. Sie waren auch die Quelle der vermutlich wichtigsten Energie meines Lebens: Die Kunst, andere Menschen zu verstehen.