Die Trendexpertin
Klaudia Atzmüller ist die Geschäftsführerin von Ja! Natürlich, Österreichs größter Biomarke, und leitet den Bereich Eigenmarken bei REWE.
30 Jahre Ja! Natürlich haben Österreich und das Verständnis von Bio-Lebensmitteln verändert. Wie sieht die Erfolgsbilanz nach dem Jubiläumsjahr ’24 aus?
Ja! Natürlich begann mit einer einfachen, aber wegweisenden Idee: Hochwertige Bio-Lebensmittel sollten für alle Menschen in Österreich erschwinglich und leicht zugänglich sein. Ja! Natürlich ist der Bio-Pionier, der den Weg Österreichs zum Vorbild im Bio-Sektor geebnet hat. Bereits vor 30 Jahren machten wir Bio-Lebensmittel in Österreich salonfähig und bezahlbar und setzen bis heute neue Standards für die gesamte Branche. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die höchste Bio-Qualität auf dem Markt zu bieten. Zu unseren Bestsellern gehören traditionelle Produkte wie Bio-Eier, Milchprodukte sowie saisonales Obst und Gemüse. Auch moderne Klassiker wie Tofu, pflanzliche Drinks oder unsere neue Kürbiskernmisopaste erfreuen sich großer Beliebtheit bei unseren Konsument:innen.
Wie sehr hat Ja! Natürlich die Landwirtschaft in diesen 30 Jahren geprägt, wo man mit Bio lange nicht viel anfangen konnte?
Begonnen hat Ja! Natürlich mit ca. 30 Produkten – heute sind es bereits über 1.100 mit über 4.200 Partnern. Der große Erfolg von Ja! Natürlich basiert auf langfristigen Partnerschaften, die für die Bäuerinnen und Bauern natürlich auch eine Planungssicherheit mit sich bringen. Wir arbeiten mit fixen Verträgen und Abnahmegarantien. Ja! Natürlich setzt sich für den Erhalt der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Österreich ein und unterstützt die Bio-Bauern und -Bäuerinnen mit Bio-Zuschlägen. Die Partnerschaften beruhen auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Augenhöhe – dies macht auch die gemeinsame Pionierarbeit und Entwickeln von Innovationen im Bereich der Bio-Produkte aus Österreich möglich.
Welche Rolle spielt Biodiversität in Ihrer Philosophie?
Biodiversität, also die Vielfalt an Pflanzen und Tieren, ist für Ja! Natürlich von zentraler Bedeutung. Ohne Biodiversität gibt es keine gesunden Böden, die wiederum essenziell für die Produktion hochwertiger Lebensmittel sind. Langfristig betrachtet stellt ein gesunder Boden die wertvollste Ressource der Menschheit dar. Über 90 % der Nahrungsmittel stammen aus dem Boden. Gesunde Böden bilden die Grundlage der biologischen Landwirtschaft und sind unerlässlich zur Sicherung zukünftiger Ernten. Wir setzen uns dafür ein, Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere zu erhalten. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, das Anlegen von Blühstreifen und Agroforsten, das Einhalten von Fruchtfolgen, Gründüngung, um nur einige zu nennen – all diese Maßnahmen schützen die Artenvielfalt und helfen dabei, das Gleichgewicht in der Natur zu bewahren.
Das Thema Verpackung wurde im Laufe der Jahre immer brisanter, das Müllproblem immer größer. Sie setzen seit 2011 auf Green Packaging.
Wir haben uns bereits 2011 dem Thema Verpackungen angenommen und haben damit den Grundstein für eine fortlaufende Pionierarbeit in Sachen nachhaltigerer Verpackung gelegt. Bis heute wurden durch die Maßnahmen bereits über 1.500 Tonnen Plastik eingespart. Dabei steht die Balance im Fokus: Einerseits wollen wir unnötige Verpackungen vermeiden, andererseits müssen wir sicherstellen, dass unsere Produkte optimal geschützt sind, um Foodwaste zu verhindern. Ganz unter dem Motto „so wenig Verpackung wie möglich, jedoch so viel wie nötig, um Foodwaste zu vermeiden.
In Ländern wie Italien wurde vor 30 Jahren viel mehr pro Kopf für Lebensmittel ausgegeben als in Österreich. Hat sich das Bewusstsein geändert?
Österreich ist und bleibt ein absolutes Bio-Vorzeigeland. Bio ist in Österreich keine Nische mehr, sondern längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Bilder: Ja! Natürlich, Christian Dusel