Eine Reise durch Tansania liefert überraschende Erkenntnisse – durch abwesende genauso wie durch anwesende Klischees. Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen in Dar es Salaam ist man als Reisender schnell überfordert. Unzählige Taxifahrer stürzen sich auf die Neuankömmlinge, jegliche Art von Waren werden sofort feilgeboten. Sitzt man dann endlich im Taxi, taucht man schon auf der Fahrt zum Hotel in eine schöne fremde Welt ein. Auf den üblichen Touristenrouten ist die Stadt leider nur selten eingeplant. Reiseveranstalter haben meistens Safaris in die Serengeti und zum Ngorongoro-Krater im Programm oder bieten einen Strandurlaub auf Sansibar.
Zur Fähre nach Stone Town.
Dar, wie die Stadt von den Einheimischen genannt wird, weil von hier aus die Fähre nach Stone Town auf Sansibar geht. Am Hafen zeigt sich das echte Tansania, weit weg von den hermetisch abgeriegelten Luxusresorts am Ozean. Um zu einem der Schalter für ein Fährenticket zu kommen, muss man sich durch ein kunterbuntes Treiben drängen und gleichzeitig zahlreiche Angebote von Trägern, Ticketverkäufern und Guides ablehnen. Hakuna Matata – alles kein Problem! Wenn man bestimmt und freundlich auftritt, wird man auch schnell in Ruhe gelassen. Für die Fahrt auf der Fähre empfiehlt sich ein Ticket in der First Class – abgesehen von der extrem kühl eingestellten Aircondition ist es eine kurzweilige Fahrt zu der 40 Kilometer vor Tansanias Küste liegenden Insel. Schon der Name reicht, um Fernweh und Sehnsucht auszulösen. Lange Zeit war die Gewürzinsel der Geheimtipp für erholungsbedürftige Luxustouristen, die sich nach ihren Safari-Erlebnissen noch einen Traumstrand gönnten. Mittlerweile findet man auf der ganzen Insel Hotels und Ferienanlagen in jeder Preisklasse, und eine Anzahl überschaubarer Touristen zieht durch den Souk in Stone Town, der sich in einem Gewirr aus unzähligen verwinkelten Gassen direkt hinter dem House of Wonders befindet. In der Mitte der Stadt liegt ein riesiger Markt, wo man exotische Früchte, Gewürze und Lebensmittel aller Art angeboten bekommt.
Wie aus „1001 Nacht“.
Einst glänzten in Stone Town die Paläste aus „1001 Nacht“. Sklavenhandel und Gewürze waren die Grundlage des Reichtums. Heute ist die Stadt Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören das House of Wonders, in dem sich das Museum für Geschichte und Kultur befindet, und das Geburtshaus von Freddie Mercury, der hier 1946 als Farrokh Bulsara das Licht der Welt erblickte. In der „Bohemian Rhapsody“ erinnert sich der Queen-Sänger an seine arabischen Wurzeln, doch in seinem Geburtshaus zeugen nur noch T-Shirts und Baseballkappen, die überteuert angeboten werden, vom früheren Bewohner. Und auch auf die Gesetze hier hatte Mercurys Erfolg keinen Einfluss: Homosexualität wird auf Sansibar nach wie vor mit Gefängnis bestraft.