Noch schlimmer war wohl der plötzliche Tod Ihres Mannes, der bei einem tragischen Verkehrsunfall starb und sie mit vier Kindern zurückließ. Wie nimmt man so etwas an?
Das ist natürlich eine andere Nummer. Auch hier war aber vom ersten Moment an klar, dass – warum auch immer – es einen Grund dafür gibt. Und es gab eine große Gewissheit, dass es richtig ist. Das klingt jetzt ganz schlimm. Aber ich habe gelernt: Er war fertig. Er war ein fertiger Mensch.
Wer hat Ihnen in dieser Situation geholfen?
Ich habe sowohl auf körperlicher als auch seelischer Ebene mit vielen Menschen gearbeitet. Das dichteste und wichtigste Netz war die Familie. Auch dass die Kinder da waren, was einerseits den Schmerz vergrößert hat – unser jüngstes Kind war drei Jahre alt –, war enorm wichtig. Man muss funktionieren, ich hätte mich nicht verkriechen können. Auch die Arbeit war Therapie. Arbeit und Kinder sind zentrale Aufgaben im Leben. Die Kinder zwingen einen dazu. Manchmal hört man davon, dass sich Menschen aufgeben. Das kann ich mir nicht vorstellen. Also ob es jetzt energetische Heiler waren, Osteopathen, die das körperlich aus mir herausgearbeitet haben, eine Astrologin – viele Menschen haben mir geholfen.
Auch der Glaube?
Auf jeden Fall. Das gehört für mich zusammen. Wir sind gut befreundet mit unserem Pfarrer in Kitzbühel. Aber weniger ist es die Kirche als diese Spiritualität.
Hat Ihnen das auch die Angst vor dem Tod genommen?
Absolut. Die habe ich aber schon bei meinem Unfall verloren. Ich hätte kein Problem damit, morgen tot umzufallen. Aber wieder im Wissen um meine Kinder: danke nein.
Sie sagten: Ihr Mann war fertig gereift und er durfte gehen. Viele können das wohl nicht nachvollziehen.
Natürlich stoße ich auf solche Menschen. Als Missionar sehe ich mich nicht. Ich versuche es nicht anderen zu erklären, ich lebe es selber und gebe jemand anderem zu verstehen, dass man damit umgehen lernen kann, dass man daran wachsen kann. Vielleicht denken die sich dann irgendwann, dass ich doch nicht so falsch liege.
Haben Sie gewisse Rituale, die Sie machen?
Zu wenig. Das muss ich noch lernen. Ich merke auch im Alter, dass ich körperlich an meine Grenzen gehe, damit tue ich niemandem einen Gefallen. Wir haben jeden Dienstag um fünf Uhr Yoga in der Firma. Wie oft ich das verpasse! Da gibt es einen harten Kern von 25 Leuten, die das immer machen. Und wir haben eine tolle Yoga-
Lehrerin.
Wie war Ulli Ehrlich vor 20 Jahren im Gegensatz zu heute?
Da habe ich gerade mein erstes Kind bekommen. Kinder sind die besten Lehrmeister! Niemand hält einem so den Spiegel vor wie die Kinder. Auch beruflich. Mit jedem menschlichen Kontakt lernt man und wird unaufgeregter.
Welche Tipps würden Sie einer jungen Frau geben?
Hab keine Angst vor Fehlern. Fehler gehören dazu, auch zum Reifen. Lerne deine innere Stimme zu hören. Sich frei zu machen von all den äußeren Einflüssen oder vermeintlich guten Ratschlägen, um gut in die Gesellschaft zu passen, ist schon eine enorme Herausforderung für junge Menschen. Dass man da noch erkennt, wofür das Herz wirklich schlägt und das dann auch konsequent durchzusetzen, ist glaube ich die schwierigste, aber auch lohnendste Übung.
Wie definieren Sie Schönheit? Was macht sie aus?
Wenn jemand echt ist. Ich bin von Berufs wegen oft von schönen Menschen umgeben, aber da gibt es diese innere Schönheit, das Authentische, das bleibt, auch wenn der Mensch den Raum verlassen hat.
Wenn man sieht, was sich in der Welt tut, in den USA, im Jemen, wie sehen Sie da die Zukunft?
Grundsätzlich bin ich immer positiv eingestellt. Das ist keine rosarote Brille, sondern der Glaube an das Gute und dass es immer siegen wird. Hoimar von Ditfurth sagte: „Auch wenn ich wüsste, dass die Welt morgen untergeht, würde ich heute dennoch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Ich habe immer geglaubt, dass der große Crash kommen wird. Diese Welt ist definitiv verrückt. Menschen, von denen ich glaube, dass sie diesen Vorhang lüften können, meinen, dass jetzt einfach alles Negative raus muss, damit dann Ruhe ist.
Wo finden Sie Inspiration?
Beruflich als kreativer Mensch überall. Man liest ein Buch, sieht sich etwas an, man reist. Das hört nie auf. Als privater Mensch sind es die anderen Menschen und teilzuhaben an dem, was passiert. Auch schauen, dass man immer ein bisschen den Vorhang zur Seite schiebt.
Ihr Mann ist Musiker. Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrem Leben?
Musik ist sicher der unmittelbarste Weg zum Herzen. Ich liebe es auch, zu tanzen. Musik berührt einen, ich habe ganz viele Erinnerungen. Ich brauche aber eher die Stille. Gerade bei meinem Mann erlebe ich wie toll es ist, wenn man einen schöpferischen Akt hat.
Gibt es Dinge, die Sie einfach spüren?
Auf alle Fälle bin ich in dieser Hinsicht ein sensitiver Mensch, aber nicht so sehr, wie ich vielleicht geglaubt hätte. Beim Tod meines Mannes hätte ich vorher darauf gewettet, dass wenn mir so etwas widerfährt, ich sofort eine Verbindung zu ihm habe. Aber das war nicht der Fall. Ich habe es dann mit einem Medium versucht. Das war alles total plausibel, weil sie mir Dinge erzählte, die sonst keiner wissen kann. Es war eine beruhigende Situation, sehr emotional. Zu wissen, dass er gehen hat dürfen, war tief verinnerlicht, aber in gewisser Weise auch sehr rational. Wenn das dann aber so aus dem Universum kommt, dass alles gut ist und alles seine Richtigkeit hat, das hat dann noch einmal mehr Gewicht.
Glauben Sie an Bestimmung im Leben?
Definitiv.
Ist Ihrer Meinung nach unser Leben vorherbestimmt oder gibt es Spielraum?
Es gibt schon einen Spielraum. Es gibt da ein Buch über Kryon, einen aufgestiegenen Meister, der von einigen Leuten gechannelt wird. Und der sagt, dass es Hitler hat geben müssen. Es war seine Bestimmung so grausam zu sein, wie er war.
Glauben Sie, dass feststeht, wann unser Leben endet?
Ich glaube nicht, das wäre eine Enttäuschung. Ich glaube schon, dass es eine Freiheit gibt und unser Endzeitpunkt nicht festgelegt ist. Und für mich ist es klar, dass es weitergeht. Koryphäen der Wissenschaft haben geforscht und dokumentieren das auch. Viele Astrologen sagen, theoretisch könnten sie das auch definieren. Ich habe von vielen Leuten, die ich alle sehr schätze, schon Unterschiedlichstes gehört. Ich bin eigentlich überzeugt davon, dass man es beeinflussen kann. Aber andererseits glaube ich auch, dass man eine Aufgabe hat, wenn man auf die Welt kommt.
Glauben Sie an Wiedergeburt?
Ja, das ist fix. Sonst funktioniert das Leben nicht mehr.
Was ist Ihre Bestimmung mit Ihrer Mode? Ein gutes Gefühl zu schaffen?
Es gab Momente, wo ich mir die Sinnfrage in Bezug auf das Modemachen gestellt habe. Wenn man in Berlin auf der Fashion Week ist, auf dem roten Teppich, und sich selbst dabei ertappt, die vermeintliche Prominenz anzuschauen und sich zu denken: „Die sieht aber auch viel schlechter aus als im Fernsehen“, fragt man sich: „Was mache ich eigentlich hier bei diesem ganzen Zirkus?“ Erstens einmal geben wir ganz vielen Leuten Lohn, damit können sie ihre Familien versorgen. Und wir machen etwas Schönes und tragen hoffentlich dazu bei, dass die Welt schöner wird. Kein Mensch braucht mehr Mode. Wir haben alle mehr als genug zum Anziehen im Schrank. Es ist kein lebensnotwendiges Gut so wie früher, aber es vermittelt Freude. Und das wollen wir: Lebensfreude vermitteln.
Gibt es große Ziele in Ihrem Leben?
Nie aufhören zu lernen. Aber das ist bis jetzt alles immer so gekommen. Da wird sicher noch einiges kommen, es wird noch interessante Begegnungen geben.
Wollen Sie die Marke auch in andere Richtungen positionieren?
Würde sich anbieten. Ich fände auch ein Sportalm-Hotel schön, weil es wirklich ein Lebensgefühl sein kann wie unsere Marke. Wir haben ja einen wunderbaren Koch in der Kantine, der grandiose Marmelade macht. Wie wir die Leute glücklich machen mit dieser Marmelade! Wir vergeben die auch als Give-aways in Berlin auf der Fashion Week. Und da ist online natürlich wieder eine Riesenchance. Da muss man nicht sofort weltweit einen Kunden haben, sondern hier besteht die Möglichkeit, eine Visitenkarte abzugeben.
Was macht ein richtig gutes Leben aus?
Eine schöne Frage. Dass man es wertschätzt. Und Liebe. Bei der Anamnese beim Homöopathen war die Frage: Was ist das Wichtigste im Leben? Ich habe geantwortet: „Na, die Liebe!“ Und er hat gemeint, das hat er noch nie gehört, obwohl er ja schon alle möglichen Antworten bekommen hat. Viele sagen: Geld oder beruflicher Erfolg. (Ulli Ehrlich lächelt) Jedem das Seine.