Seit Mitte letzten Jahres lebt Herbert Pock in New York. Schon seit vier Jahren hat das Grazer Unternehmen TLL The Longevity Labs+, das er als CEO leitet, eine Niederlassung in den USA. Nun soll expandiert werden. Denn der Wirkstoff Spermidin, auf den Pock setzt, hat eine Vielzahl von Eigenschaften, wie Studien belegen: Es forciert den Autophagieprozess im Körper – das Recycling der Zelle, bei dem der Körper krankhafte Zellbestandteile abbaut. Es wirkt der altersbedingten Demenz entgegen, schützt vor kardiovaskulären Erkrankungen, unterstützt dabei, Bluthochdruck zu senken und hat eine entzündungshemmende Eigenschaft. Gleich zehn Humanstudien an den renommiertesten Universitäten und Kliniken der Welt dürften noch in diesem Jahr der globale Durchbruch für Spermidin sein.
Herr Pock, Sie wollen künftig auch den amerikanischen Markt erobern?
Schon seit vier Jahren, weil einfach Longevity ein Riesenthema in den USA ist. Auf der wissenschaftlichen Seite versuchen wir die Humanstudien voranzutreiben, die weltweit durchgeführt werden und großteils mit unserem Spermidinextrakt gemacht werden. Wir haben noch immer als einziges Unternehmen die Novel Foods-Zertifizierung und stehen dadurch natürlich im wissenschaftlichen Fokus. Es ist wichtig, dass die Forscher wirklich auf einen einwandfreien Spermidin-Extrakt zurückgreifen können, der alle Zertifizierungen hat und natürlich auch garantieren kann, welche Spermidinmenge drinnen ist. Da wird es neue wissenschaftliche Publikationen geben, die in diesem Jahr erscheinen. Im Moment laufen zehn Humanstudien, wir haben das sehr forciert. Dabei geht es um kardiovaskuläre Erkrankungen und um die Stärkung des Immunsystems, beim dritten großen Themenkreis um Mental Health: Themen wie Depressionsvorbeugung und Schlafverhalten. Da werden heuer noch sehr spannende Studienergebnisse publiziert werden.
Der Wissenschaftler Frank Madeo vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Grazer Karl-Franzens-Universität, mit dem Sie eng zusammenarbeiten, hat 2018 ja die erste große Spermidin-Studie in „Science“ publiziert.
Das war letztendlich der Durchbruch für Spermidin. Wir haben dann 2019 als weltweit Erste einen Weg gefunden, um natürliches Spermidin aus Weizenkeimextrakten zu extrahieren. Im selben Jahr kam spermidineLIFE auf den Markt. Für die Humanstudien ist es das relevante Produkt.
Spermidin hat zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen, speziell der Autophagie-Effekt wird ohne Fasten forciert.
Ja, das ist der wesentliche Aspekt, wenn man auf die zelluläre Ebene geht, und das werden jetzt auch die Humanstudien zeigen. Bis jetzt hat es oftmals nur Tiermodelle gegeben, die zeigten, dass Spermidin die Autophagie anregen kann. Die Publikationen mit unserem Extrakt, die heuer noch erscheinen, werden auch zeigen, dass das auch beim Menschen funktioniert und durch unser Spermidin entsprechend auf ein ganz anderes Level gehoben werden kann.
Wo entstehen die Studien?
Es wird eine Studie über die Beweisführung der Stärkung der Autophagie und Verbesserung des Immunsystems von der Universität Oxford gemeinsam mit der Charité in Berlin geben. Eine weitere Studie, wo es um das Schlafverhalten und Depressionsvorbeugung geht, macht die Universität Bonn. Es sind führende Universitäten und Wissenschaftler.
Spermidin ist ganz einfach als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Planen Sie auch die Entwicklung eines Pharmazeutikums?
Momentan noch nicht. Unser Spermidin ist ein reines Naturprodukt, die Weizenkeime werden sogar biozertifiziert.
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Wie sieht Ihre Roadmap aus?
Wenn wir Spermidin ganz generell am Weltmarkt als relevante Longevity-Substanz sehen, so stehen wir erst ganz am Anfang. Wenn man es mit NAD vergleicht (Anm.: Nicotinamidadenindinukleotid, ein Coenzym, das eine entscheidende Rolle im Stoffwechsel spielt), das ja schon bekannter ist als Longevity-Substanz, dann sind wir wahrscheinlich irgendwo zehn Jahre hinter NAD. Spermidin ist viel später gekommen. In Europa beginnt überhaupt erst der Begriff Longevity zu greifen. Jetzt entstehen auch in Europa die ersten Longevity-Kliniken. Aber ganz ehrlich, wenn Sie heute in eine Apotheke gehen und fragen: „Was würden Sie mir im Bereich Longevity empfehlen?“, so hätten die meisten wohl keine Antwort. Sie wissen oft noch gar nicht, in welchem Regal sie – bildlich gesprochen – unser Produkt positionieren sollen. Der große Marktdurchbruch als Kategorie ist in Europa noch nicht da. Das ist vielleicht der Unterschied zum US- oder auch dem asiatischen Markt, wo Longevity bereits eine Kategorie ist, wo viel mehr Ärzte und andere Netzwerkteilnehmer mit Longevity schon etwas anfangen können. Wir sind natürlich auch dort drin, da entstehen viele Partnerschaften. Wir reden mit Versicherungen, die viel im Bereich Prävention für ihre Gesundheits- und Lebensversicherungen machen, so dass auch dort unser Produkt in die Vorsorge miteingebaut wird. Es beginnen natürlich auch immer mehr Wellnesshotels sich im Health-Bereich zu positionieren. Aber das Ganze entsteht erst Schritt um Schritt.