Manche Ihrer Instrumente haben Dutzende Holzschichten?
Hauke: Um die Stabilität zu forcieren mache ich mehrere Schichten, das ist ein Unterschied. Ich arbeite auch mit Karbon, mit Stahl. Das merkt man speziell im Vergleich mit amerikanischen Gitarren. Ein weltbekannter Hersteller nimmt zum Beispiel eine Erle, eine Sumpferle, ein leichtes, aber eigentlich sehr billiges Holz, was akustisch nicht uninteressant klingt, vor allem in Verbindung mit einem Ahron-Hals. Ich gebe mir da mehr Mühe. Auch auf die Pickups, die Tonabnehmer, kommt es an. Baue ich eine Gitarre für jemand mit kurzen Fingern, mache ich nicht eine riesig lange Mensur, es sei denn er wünscht dies. Die Rundung kann man fräsen, aber dann kommt die eigentliche Arbeit, das richtig zu schleifen: es geht vom Groben bis zum Feinen, mit verschiedenen Feilen, dann geht man über zu verschiedenen Glaspapieren. Alleine das dauert ein, zwei Wochen. Es hängt davon ab wie viele Regler hineinkommen, ob ich eine Platte aufsetze, auf denen die Regler sind, oder ich Löcher einbohre und sie von unten einsetze.
Sie waren Jahrzehnte lang Mittelschulprofessor und haben das Freifach „Gitarrenbau“ angeboten. Viele Schüler lernten so ihre eigene E-Gitarre zu bauen?
Hauke: Ja. Das hat ein enormes mediales Interesse hervorgerufen.
Herr Krisch, wann haben Sie begonnen Ihre E-Gitarre zu bauen?
Krisch: Irgendwann vor fünf Jahren. Ich kam immer nur im Sommer dazu daran zu arbeiten. Aber jetzt habe ich beschlossen, sie fertig zu bauen und zu vollenden.
Hauke: Man merkt, dass Sie eine große Vorbildung haben. Es freut mich immer, wenn jemand so etwas angeht, denn das Ergebnis ist noch immer ein Unikat. Der Markt ist derartig überschwemmt von vielen schlechten Produkten. Da gibt es E-Gitarren um 85 Euro online. Ich habe in den letzten 55 Jahren mit unglaublich exotischen Holzsorten ebenso wie mit heimischen Hölzern gearbeitet. Das älteste war eine 20.000 Jahre alte Mooreiche, die beim Wiener U-Bahn-Bau am Karlsplatz gefunden wurde und noch nicht verrottet war. Das Holz ist eigentlich unspektakulär, aber der ideelle Wert ist unbezahlbar.
Sind Ihre Instrumente auch ergonomisch?
Hauke: Ja. Ich schneidere sie jedem auf den Leib. Wenn einer zum Beispiel einen Bauch hat, muss man die Form dem anpassen, so dass die Ergonomie vollkommen stimmt. Wo sitzt sie an den Oberschenkeln, wo legt der Musiker den Spielarm auf, spielt er mehr mit Plektrum oder Fingerpicking?
Ihre Instrumente sind in der niederösterreichischen Gemeinde Thaya in einem eigenen Hauke Museum ausgestellt.
Hauke: In einem Haus aus dem 15. Jahrhundert, ein architektonisches Juwel, das ist mit dem Denkmalamt wunderbar saniert worden. Die EU hat das unterstützt, die Initiative stammt vom Bürgermeister Eduard Köck. Der hat es selbst eingerichtet. Ich hätte es als Künstler nicht besser machen können. Er hat immer geträumt von einem Himmel voller Gitarren. Und so wurde das Museum auch realisiert.
Krisch: Roland Haukes Gitarren sind handgemacht. Sie sind nicht computergefräst. Und das spürt man. Eine Stradivari klingt auch ganz anders als eine normale Geige. Und diese Instrumente von Roland Hauke sind die Stradivaris unter den E-Gitarren.
Hauke: Wer meine Instrumente gespielt hat weiß: Sie klingen alle ganz anders als die normalen Gitarren aus dem Instrumentenhandel. Erstens verwende ich lauter irre Tonabnehmer, handgemachte, handgewickelte nach meinen Vorstellungen, die ich auf der ganzen Welt suche und finde. Ich suche die besten Hölzer und ich teste auch sehr viel, was den Sound betrifft, denn ich bin extrem neugierig. Ich kenne eine ganze Reihe von Berufsmusikern, die interessieren sich nicht für die Nuancen des Sounds. Die gehen auf die Bühne und spielen halt ihren klassichen Stratocaster- oder Les Paul-Sounds. Johannes Krisch ist da ganz anders.