Vielbegabt. Währenddessen hatte dieser das typische Schicksal eines Vielbegabten. Was immer er angefangen hat, war von Erfolg gekrönt, allein, er wusste wohl nicht immer mit Bestimmtheit, ob es genau das war, was er machen wollte. Nach dem Bundesheer begann er im Wiener Nobelhotel Marriott und war mit 20 Jahren bereits Chef de Rang. Eine gute Rolle für einen Unterhalter aus einer gastgebenden Familie und mit entsprechender Ausbildung. In den zwei Jahren lernte er viel, beobachtete Bar-Mizwas und Bat-Mizwas, russische Hochzeiten und wusste, wie man Besteck koscher machte. Viel Lebensbildung, die man später in die Autorentätigkeit einfließen lassen konnte. Dazwischen kamen Angebote, nach Israel zu gehen oder nach Argentinien. Aber das war’s irgendwie auch nicht. Ursprünglich wollte er eine Tischlerlehre machen, aber da haben die Eltern abgeraten. Eine Schauspielschule hat er sich verboten. Er war der Meinung, die warten dort sicher nicht auf ihn. So viel haben wir als Freunde anscheinend gar nicht applaudieren können, dass er sich diesbezüglich hätte sicherer werden können. Nur eine legendäre Tante, die in Amerika lebte, um dort erfolgreich und lukrativ exotische Filme zu produzieren, hat in der Familie verbreitet, dass der Bub vor eine Kamera muss. Und eine Ausbildung braucht diesbezüglich. Was tun?
Das Torberg. Nach einer Wanderung in Südtirol, wo ihm die Natur die Seele freimachen konnte, kam er zurück und kündigte. Das war er nicht, der Checker in einem Hotel. Er musste irgendwas mit Bühne machen, oder mit Film, entweder vor einer Kamera oder dahinter, aber mit solchen Leuten musste er zu tun haben. Das war er. Aber er kannte niemanden. Also hat er ein Lokal eröffnet in der Wiener Strozzigasse, das Torberg, damals schon mit seiner Frau. Irgendwer würde schon hinkommen und ihn entdecken. So war seine Hoffnung. Und so kam es dann auch. Innerhalb von Wochen war die Hütte Kult. Alle Freunde schleppten ihre Bekannten an. Und die wiederum erzählten ihren Freunden von diesem wahnwitzigen Wirten. Er stand jeden Abend im Lokal und hat hinter der Bar herumgepöbelt. Sein kleiner Neffe kam einmal zu Besuch und fragte, ob die Bar denn seine Bühne sei. Es kamen Film- und Fernsehleute, Künstler nahmen wieder ihre Leute mit, schnell wurde die Klientel immer prominenter.
Dann kam Schalko. In dieser Zeit begannen auch die Talent Scouts an Robert heranzutreten und ihm diesen oder jenen Vorschlag in Sachen Unterhaltung für die Menschen zu machen. Damals hat sich auch die enge Freundschaft mit Regisseur und Filmproduzent David Schalko entwickelt, der damals noch Student und eben Lokalbesucher war. Es gab für Robert schon sanfte Kontakte in die Fernsehwelt. Und seinen ersten TV-Auftritt hatte er gleich mit einem späteren Oscarpreisträger. Der erste Einspieler der ORF-Nachmittagssendung „Monte Video“ mit Oliver Baier, Clemens Haipl und Co. wurde unter der Regie von Stefan Ruzowitzky im Torberg gedreht.
Eine deutsche Casterin bat ihn eines Tages vor die Kamera. Er hätte den Job bekommen, wäre er nicht im Waldviertel gewesen, ohne Telefon. Aber es gab Aufgaben für ihn hinter der Kamera. Aus den veranschlagten zwei Wochen Zusammenarbeit wurden zwei Jahre, zeitweise wohnte er auch in Köln. Oder es hat ihn nach Hilversum in die Niederlande verschlagen, wo er ein paar Projekte mit John de Mol, dem Giganten der Fernsehproduktion Endemol, machte. Robert empfand ihn als irritierend, weil er clever war, erfolgreich, reich, gutaussehend und sehr sympathisch. Eine erdrückende Kombi – und unerwartet. Er tat sich zeitweise mit David Schalko zusammen, für Moderationen für Firmenevents.
Palfrader & Snoop Dogg. Später gab es die Marktlücke, dass es in Österreich keine Musik-TV-Sendungen gab. Das war den hiesigen Plattenfirmen vor den internationalen Managements peinlich, wenn es um lokale Promotion ging. Und so war es möglich, dass Robert als Interviewer und David Schalko als Regisseur für eine Art Comedysendung im Mantel einer Jugendsendung am lokalen Kabelsender Wien 1 die großartigsten Interviews bekamen. Praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit sendeten sie die Gespräche mit internationalen Superstars wie Snoop Dogg oder – welch Gnade für Robert – Halbgott David Byrne. In dieser Zeit bekamen wir wieder mehr Kontakt, denn ich arbeitete in den Marktingabteilungen von verschiedenen Musiklabels. Immer mehr Jobs kamen für Robert dazu. Als TV-Produktionsleiter oder Radiomoderator. Als Mitarbeiter einer Werbeagentur. Aus der Perspektive der Palfradereltern ist ihr Bub herumgewandert, hat dauernd neue Aufgaben gesucht und vermutlich waren sie nicht ohne Sorge. Just vor dem großen Erfolg ist Papa Palfrader verstorben, viel zu früh. Sein Begräbnis war groß, alle waren wir da. Wir haben einen uns sehr prägenden Menschen verabschiedet. Eines Tages kam ein Angebot von Oliver Baier: Eine Serie wird konzipiert – sie heißt „Echt fett“. Es sollte ein Bombenerfolg werden. In den unterschiedlichsten Rollen und Verkleidungen wurden normale Bürger an der Nase herumgeführt und mit absurden Situationen konfrontiert. Noch heute, so erzählt Robert, kommen fremde Menschen auf ihn zu und rufen „Beauty!“, ein Running Gag in der Serie, wo er ein Pferd sucht.
Im echten Fernsehen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe die Mama Palfrader aufgehört, ihn zu fragen, ob er „eh bezahlt“ wird. Sie hat ihn im echten Fernsehen gesehen, das war schon was. Der Freundeskreis soll auch begeistert gewesen sein, manche fanden, er sei mit dem Erfolg privat angenehmer geworden, weil er seinen Wahnsinn beruflich ausleben konnte und man sich nun mit ihm uneingeschränkt unterhalten konnte. Früher habe das immer ein, zwei Stunden gedauert, bis er so viel Energie verloren hatte, dass sich ein Gespräch zum Normalen bewegen konnte.
Robert war da schon Vater eines Buben geworden. Eines Tages habe ich ihn zufällig beim Spazierengehen getroffen. Wir hatten da wirklich nur mehr losen Kontakt und eigentlich nur mehr streng beruflich. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen. Er grüßte freundlich, um sich dann mit dem Buben am Arm wieder einem Baum zuzuwenden, dessen Blätter er gerade gemeinsam zu betrachten gedachte. Schön war, an ihm dieses gewisse Angekommensein festzustellen. Bühnenengagements folgten mit Oliver Baier oder Werner Schneyder.