Warum Miami und nicht Mailand oder Rom?
Das ist ein ganz besonderer Ort hier. Er ist so cool, so aufstrebend, hier kannst du etwas Supermodernes aufziehen. Wir haben in München schon ein paar Büros gemacht und werden jetzt auch bald in China etwas machen.
Wynwood war ja früher ein industriell geprägtes Viertel mit vielen Zuwanderern aus Puerto Rico. Heute ist es ein cooler Künstlerdistrikt. Haben Sie es deswegen gewählt?
Kunst wird in der Fashion-Industrie immer wichtiger. Das hier ist eine tolle, junge und hippe Gegend. Das passt gut mit der Modernität zusammen, die wir ausstrahlen wollen.
Sie starten mit dem Bau im nächsten April. Wie wichtig ist Ihnen dabei Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist eine Geisteshaltung. Und wir bei DIESEL sind sehr in diesem Denken drin. Wenn man unser Headquarter besucht, findet man viele Bäume. Auch in der Art, wie wir arbeiten, wird es reflektiert. Wir haben einen eigenen Kindergarten und organisches Essen im Restaurant bei uns im Haus. Wir wollen der Welt helfen besser zu werden, weniger zu konsumieren, natürliche Stoffe zu verwenden, wir recyclen so viel es geht: es ist alles eine Frage des Geistes. Ich bin ja auf einem Bauernhof großgeworden und meine Eltern haben mir damals schon mitgegeben, anderen zu vermitteln, das Essen auf dem Teller wertzuschätzen. Viele Marken reden heute über Nachhaltigkeit, weil der richtige Moment dafür da ist. Wir verkörpern heute wie früher schon so viel davon innerhalb der Firma.#
Würden Sie selbst gerne in einem Ihrer Apartments hier in Miami leben?
Ich liebe mein Haus in Bassano del Grappa, das ist mein Zuhause. Hier in Miami habe ich ja auch ein Hotel, und dort wohne ich meistens, wenn ich in der Stadt bin.
Ihr Sohn Andrea ist für die kreativen Konzepte und Entwicklung der Apartments zuständig. DIESEL hat mit einer Home Collection gestartet. Wo sehen Sie hier die Zukunft?
Ich liebe es mit meinem Sohn Andrea zu arbeiten. Ich bin der Gründer der Firma, ich habe die DNA von DIESEL gesetzt. Aber es ist dennoch so einfach für mich, das, was ich umsetzen will, auf Andrea zu übertragen. Er überrascht mich immer wieder. Er schafft immer mehr, als ich mir vorstellen kann. Wir wollen uns natürlich in diese Richtung, die wir hier gerade eingeschlagen haben, weiterentwickeln. Wir haben neun Jahre darin investiert, und jetzt ist die Zeit reif.
Was haben Sie als nächstes vor? In welche Richtung gehen Sie?
Es gibt nicht so viele Marken, die einen kompletten Lifestyle verkörpern. DIESEL ist eine der wenigen. Wir haben Autos mit Fiat designt, Trolleys, Räder, Schuhe, Parfüms, Kleidung, Taschen, Möbel – das ist ein Lifestyle-Konzept. Deswegen breiten wir uns auch auf so viele verschiedene Bereiche aus und entwickeln so viele unterschiedliche Sachen. Unser Claim „For sucessful living“ kann man auf alle Lebensgebiete anwenden . Extern – das ist die Kleidung; mit deinem Körper kannst du zeigen, wer du bist. Wie du lebst ist eine andere Art deinen Lifestyle auszudrücken. Und dann kooperieren wir noch mit einer großen Firma, die organisches Essen herstellt – das ist ein interner Bereich. Es ist eine Kombination aus internen und externen Faktoren, die dein Leben ausmachen.
Sie haben ein neues Buch herausgebracht, das 40 Jahre DIESEL-Geschichte zeigt. Alles hat mit Jeans angefangen. Was war der eigentliche Plan?
Der Plan war tatsächlich nur Jeans zu machen. Ich bekam mein erstes eigenes Paar Jeans als ich 12 Jahre alt war, bis dorthin gab mir meine Mutter immer die alten Hosen meines großen Bruders, die ich auftragen musste. Von diesem Tag an trug ich täglich Denim. Denim bedeutet für mich Freiheit, blauer Himmel, Freizeit. Es ist eine Philosophie,auch wenn es eine rebellische ist. Als ich angefangen habe wusste ich: ich brauche noch etwas mehr. Man kann schlecht einen Store mit nur ein paar verschiedenen Jeans aufmachen. Dann wurde eine Kollektion draus und die wurde immer größer und größer.
Ich bekam mein erstes eigenes Paar Jeans, als ich 12 Jahre alt war. Bis dorthin musste ich immer die alten Hosen meines großen Bruders tragen.
Sie haben viel mit Apple-Gründer Steve Jobs gemein. Sie haben beide in den 1990er Jahren Werbung gemacht, die alles, nur nicht ihre eigenen Produkte zeigte. Ist Provokation wichtig, um in dieser Welt gehört zu werden?
Steve und ich sind im selben Jahr auf die Welt gekommen und in eine Ära hineingeboren worden, wo die Schrecken des Krieges vorbei waren und der Fortschritt wieder eingesetzt hat. Ich hatte wahnsinniges Glück in dieser Zeit auf die Welt gekommen zu sein. Die Welt hat sich in den letzten 60 Jahren mehr verändert als in den 3.000 Jahren zuvor. Es ist eine unglaublich spannende Zeit. Manchmal ist es einfacher, wenn man mit null anfängt, um etwas Neues zu beginnen. Jetzt haben wir so viele junge Menschen an Bord, die die Industrie inspirieren.