Sie haben mir vor vielen Jahren mal gesagt, dass jeder Mensch, der über seine Grenzen hinausgeht und extreme Dinge wagt, polarisiert. Sie sind wohl der beste Beweis dafür?
Ja, das ist so. Beim Bergsteigen gibt es kein einzig richtiges Tun. Es gibt beim Bergsteigen nur Möglichkeiten, am Unmöglichen vorbei zu gehen. Wenn sie etwas mit klaren Linien machen, also sagen, ich mache es so oder ich mache es gar nicht, sind sie ein Solitär.
Wie war die Zusammenarbeit mit Zaha Hadid, wenn zwei egozentrische Persönlichkeiten aufeinandertreffen?
Sie hat eine Skizze bekommen und daraus ihren Entwurf gemacht, handschriftlich, in einer halben Stunde vielleicht. Den Rest hat ihr Hamburger Büro erledigt. Die Formen rechnet alles der Computer, nicht sie. Die Hamburger Architekten waren fleißig hier und haben dann mit mir noch die Details angepasst. Ich habe mir Aussparungen an den Wänden gewünscht, sonst hätte ich kein einziges Bild aufhängen können. Wir durften auch keine erklärenden Schilder anbringen, das hat sie untersagt. Auch Vitrinen hatte sie nicht vorgesehen, was bei einem Museum schwierig ist. Wo sollen wir dann die Exponate zeigen? Unter den Treppen war es schließlich möglich, Vitrinen anzubringen. Aber immer mit der Auflage, dass ihre Linien nicht kaputtgehen. Die Linien sind ihr heilig.
Dadurch entsteht auch eine fast ikonische Form. Wenn man die rechteckigen Bilder auf der schrägen Wandanordnung hängen sieht, erzeugt das eine interessante Spannung.
Ja, das hat eine eigene Spannung. Ich habe in dieses Museum Texte integriert, die sind am unwichtigsten. Ich zeige Kunst, Bilder in diesem Fall. Und ich habe Reliquien, also Überbleibsel von berühmten Bergsteigern. Je berühmter, desto lieber.
Haben Sie Reliquien schon früher gesammelt?
Ich habe die weltweit größte Sammlung von Reliquien des Bergsteigens. Heute kommen aber auch junge Kletterer zu mir, bringen mir Sachen vom Berg und haben Freude daran, weil sie irgendwo unterkommen. Die alten Reliquien habe ich selbst früh zu sammeln begonnen: Steigeisen, Haken, Pickel, Ausrüstung. Die Haken hinter Ihnen sind von 1880 bis heute, solche hat sonst niemand. Oder den Eispickel von George Mallory, der ja 1924 beim Versuch der Erstbesteigung des Mount Everest tödlich verunglückte.
Fahren viele Menschen auf 2.000 Meter Höhe, um ein Museum zu besuchen?
Im Sommer war das Museum ein riesiger Erfolg, weil die Medien natürlich weltweit darüber geschrieben haben. Im Winter kommen nur Skifahrer und Skitourengeher. Der klassische Pistenskifahrer ist ja kein Museumsgänger. Der ist auch kein bergaffiner Mensch, der betreibt das nur in der Freizeit.
Ich sehe mich heute in der Rolle des Erzählers. Nach den Museen möchte ich Filme machen, die faszinieren.
Wie schwierig war es, die ganzen Betonelemente auf den Berg zu bekommen? Mit Hubschraubern?
Nein, sie wurden raufgefahren. Es gibt eine Straße. Das ist für mich das erste Mal, dass ich einen Standort gewählt habe, wo die Logistik da ist. Wir mussten sonst die Parkplätze und Zugänge immer erst schaffen.
Sie haben alle 14 Achttausender bestiegen, viele auch doppelt oder mehrfach. Sie waren 1978 als erster Mensch mit Peter Habeler ohne künstlichen Sauerstoff auf dem Mount Everest. Sie haben die Pole erobert und eine Reihe von Museen gebaut. Wo soll die Reise noch hingehen? In die Rente?
Ich komme gerade von einer Reise zurück. Ich war in Kenia und habe dort angefangen, einen Film zu machen und zu gestalten. Servus TV hat produziert, ich habe Regie geführt. Das ist sehr großzügig, dass man mir das zutraut. Ich erzähle eine Geschichte, die 1970 mit zwei Österreichern am Mount Kenya passiert ist. Einer ist ganz schlimm verunglückt. Es dauerte eine Woche, bis er vom Berg runter geholt werden konnte. Erst eine Gruppe aus Innsbruck, die hingeflogen wurde, um ihn zu retten, hat es geschafft. Eine irre Geschichte.
Wo ist er genau verunglückt?
Knapp unter dem Gipfel. Wenn man ihn sieht, ist es ein reines Wunder, dass er noch lebt. Er ist ein erfolgreicher Arzt geworden. Ich erzähle seine Geschichte, wie sie tatsächlich war.