Sie haben sich schon in den 1990er-Jahren an einer der renommiertesten Kunstgalerien Österreichs, der Galerie Ernst Hilger, beteiligt. War das bereits mit dem Hintergedanken, Kunst dann günstiger erwerben zu können?
Toni hat sich extrem für Kunst interessiert, und mein Gedanke war, dass er und ich die Galerie gemeinsam mit Ernst Hilger betreiben könnten, was wir eine gewisse Zeit auch getan haben. Aber Ernst und Toni sind zwei Generationen und zwei Persönlichkeiten, die wenig Kompromisse machen wollen. Also hat sich Toni aus der Galerie zurückgezogen. Die zweite Überlegung war, dass die Galerie schon damals einige Künstler führten, die mich auch als privater Käufer interessiert haben. Das war primär natürlich Alfred Hrdlicka – wir haben sehr viele seiner Skulpturen gekauft, wie man in der Sammlung sehen kann. Und der Contemporary-Bereich hat mich interessiert, vor allem auch Fotokunst. Zwischen 2004 und 2010 haben wir das Sammeln dann etwas reduziert, weil wir einfach die Objekte nur noch irgendwo verpackt stehen hatten.
Ein Künstler, der in Ihrer Sammlung hervorsticht, ist Erwin Wurm. Sie haben Dutzende Exponate von ihm, vom Fat Car bis zu attic – brain – rain.
Ihn haben wir sehr früh zu sammeln begonnen. Durch einen Zufall sind wir mal in sein Atelier gekommen, das war damals irgendwo im zweiten Bezirk in Wien, und da hingen diese One Minute Sculptures. Das hat uns sehr gefallen, dann sind wir bei ihm geblieben.
Sein Marktwert hat seit damals einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht.
Er ist so erfolgreich, weil er sich damals schon selbst gemanagt hat, was er heute noch immer tut – auch wenn er Top-Galeristen hat wie heute Thaddaeus Ropac oder damals Ursula Krinzinger. Aber mit welcher Akribie Erwin Wurm versucht hat, Museumsausstellungen zu bekommen, das war und ist beachtlich.
Der Investment-Gedanke bei Kunst hat Sie nie angespornt?
Nein. Das ist bis heute so. Den Mainstream, wo man die Wertsteigerung fix einkalkulieren kann, wollten wir schon vor 15 Jahren bewusst nicht sammeln. Vielleicht haben wir das bei dem einen oder anderen Werk schon auch einmal ignoriert, aber die meisten in der Kunst kaufen nur Mainstream, weil der Besucher, der kommt, sofort wissen muss: „Das ist eine Million, das ist 800.000 wert.“ Das brauchen wir nicht. Klar, Keith Haring haben wir auch gekauft, doch noch bei ganz anderen Preisen.
Nach welchem Kriterium erwerben Sie Kunst und Design?
Was wir nicht mehr machen, ist, auf Einladungen von Künstlern ins Atelier zu gehen, weil es eigentlich immer unangenehm ist. Die Erwartungshaltung, dass man etwas kauft, ist groß, und ich kann nicht einfach sagen: Mir gefällt das nicht, ich gehe jetzt. Darum machen wir das kaum mehr, außer der Künstler ist schon länger in unserer Sammlung präsent. Das Kaufen erfolgt eigentlich nur mehr sehr selten in Versteigerungshäusern, dafür wahnsinnig stark auf Messen.
Art Basel, Miami, Frieze?
Da gibt es wesentlich mehr. Wir sind sehr früh zur ersten Biennale nach Kuba gereist und haben dort einen spanischen Künstler entdeckt, den wir auch ganz stark sammeln. Toni ist ein paar Mal nach Moskau geflogen, und so sind wir überall herumgekommen.
Wie oft verändern Sie Ihre Sammlung?
Wir probieren – schaffen es aber nicht immer –, zwei Räume im Monat wesentlich zu verändern.
Sie haben Ihrer Sammlung den Namen Sanziany gegeben. Warum?
Der Name Sanziany stammt von Toni und geht auf unser Haus in Sardinien zurück, also in die Anfangsjahre unserer Beziehung. Am 1. Juni waren wir genau 27 Jahre ein Paar. Toni war immer sehr extravagant, er wollte einen Fantasienamen finden und eine Geschichte dazu erzählen. Das Geschlecht der Sanziany in seiner fiktiven Geschichte geht auf die Etrusker zurück und ist später nach Ungarn gekommen. So nannten wir unser Haus in Sardinien Casa Sanziany, unser Boot heißt mittlerweile auch so, unser Riad in Marrakesch heißt Riad Sanziany – also musste auch die Sammlung so heißen. Der Sammlungsname ist eigentlich Sammlung Sanziany & Palais Rasumofsky.