Es ist wie das Tor in eine andere Welt, das man durchschreitet, wenn man den Eingang des 1806 errichteten Palais Rasumofsky in Wien-Landstraße passiert. Hinter den Mauern des klassizistischen Palais, das dem russischen Fürsten und Kunstsammler Andrei Kirillowitsch Rasumowski vor 200 Jahren als Wohnsitz diente, verbirgt sich ohne Kenntnis der Öffentlichkeit eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Europas.
Sie ist im Privatbesitz und außer für Freunde des Hauses für niemanden zugänglich. Während Fürst Rasumofsky Mäzen bedeutender Komponisten wie Mozart, Haydn und Beethoven war, setzen seine Nachfolger auf Warhol, Haring, Hrdlicka und Wurm: Adrian Riklin und Antonis „Toni“ Stachel geben erstmals Einblick in eines der schönsten Palais Österreichs und zeigen ihre private Sammlung, um die sie viele Museen beneiden. Das Gespräch führt Riklin schließlich lieber alleine: „Wir fallen uns sonst zu oft ins Wort.“
Sie haben 2004 das Palais Rasumofsky erworben, das nach dem russischen Fürsten Rasumowski auch Alois II. von Liechtenstein als Wohnsitz gedient hatte. Wie findet man ein solches Prachtpalais?
Durch Zufall. Es gehörte zwischendurch auch dem österreichischen Kaiserreich und beherbergte zuletzt die geologische Bundesanstalt, die hier primär Steine lagerte, bis es die Bundesimmobiliengesellschaft zum Verkauf ausschrieb. Es war relativ lang auf dem Markt und wurde dann preislich stark reduziert. Ich mache Immobilienprojekte meist gemeinsam mit meinem Geschäftspartner Tilman Kraus, er hat das Palais irgendwo gesehen, und wir haben es schließlich gemeinsam gekauft.
Der Preis soll neun Millionen Euro gewesen sein.
Nicht ganz, vielleicht mit Nebenkosten.
Wie war der Zustand?
Der Zustand war wirklich miserabel, bis auf die Prunkräume. Der große Festsaal, aber auch das Wohnzimmer des Fürsten waren in einem guten Zustand, weil sie kaum bis gar nicht genutzt worden waren. Unsere erste Idee war, eine Art Suiten-Hotel daraus zu machen, doch die Auflagen waren gravierend. Das Hauptproblem war, dass man über Prunkräume niemals Wasserleitungen führen darf, man hätte also gar keine Bäder einbauen können. Damit wäre das oberhalb liegende Stockwerk maximal halb nutzbar gewesen. Toni und ich sind dann auf die Idee gekommen, dass wir es vielleicht doch für uns privat nutzen könnten, weil wir ja auch Probleme hatten, irgendwo unsere vielen Bilder zu zeigen. Ich habe dann alle Anteile am Palais übernommen und begonnen zu planen, wie wir das machen könnten. 2009 hat der Umbau begonnen, der insgesamt viereinhalb Jahre gedauert hat. Ohne Keller ist die gesamte Fläche an die 7.000 Quadratmeter, der Keller hat weitere 2.000 Quadratmeter und ist in einem sehr schönen, renovierten Zustand. Dort ist unter anderem unser Spa untergebracht.
Die Kosten für den Umbau lagen im zweistelligen Millionenbereich?
Ja.
Wann haben Sie begonnen, Kunst und Design zu sammeln?
Vor rund 30 Jahren habe ich begonnen, Bilder zu kaufen, aber da kann man nicht sagen, dass das bereits Sammeln war. Ich habe mich in die Bilder verliebt. Zu sammeln habe ich erst begonnen, als Toni und ich zusammengekommen sind.
Was war das erste Bild, das Sie gekauft haben?
Ein Aquarell von einem unbekannten Maler, ich habe damals 1.500 Schilling dafür bezahlt, rund 110 Euro.
Die Sammlung umfasst wie viele Exponate?
Die Sammlung besteht eigentlich aus drei Elementen: Bildern, Skulpturen und Designstücken, in Summe sind das rund 1.400 Exponate. Im klimatisierten Keller haben wir noch eine Sammlung lithografischer Werke, wo wir noch mal an die 1.000 Exponate haben. Diese stellen wir aber nicht aus.
Nach welchen Kriterien sammeln Sie?
Wir sind emotionelle Sammler, also gehen nicht nach einem strategischem Plan vor wie zum Beispiel nach dem Motto: Wer hat die höchsten Wertanstiege? Das machen wir nicht. Unsere Emotion geht eindeutig in figurale Kunst, figural ist für mich ein Haus, ein Objekt etc. Was bei uns in der Sammlung relativ schwach repräsentiert ist, ist abstrakte Kunst. Da sind wir nicht die Sammler mit Herz dafür.