Was war damals als Kind oder Jugendlicher Ihr Traum? Wo haben Sie sich als Erwachsener gesehen?
Als ganz junger Bub wusste ich das noch nicht. Es gibt Menschen, die mit 7, 8 Jahren schon wissen, dass sie Schauspieler oder Fußballstar werden wollen. Bei mir ging’s los, als ich so 14, 15 Jahre alt war. Da kam zum ersten Mal der Traum auf, dass ich irgendwann in die USA gehen und dort studieren will. Und ich hatte eben das Glück, dass mir das ermöglicht wurde.
Stimmt es, dass Arnold Ihnen damals 20 Dollar für jeden Brief geschickt hat, den Sie in englischer Sprache verfasst haben?
Das stimmt. Arnold hat mir immer Geschenkpakete geschickt mit amerikanischen Sachen darin: T-Shirts, Proteinpulver etc. Der Deal war immer, dass ich Englisch lerne.
Mit 19 sind Sie endgültig in die USA gezogen, haben an der UCLA Volkswirtschaft und auch Jus studiert. Sie haben dann in verschiedene Firmen hineingeschnuppert. Gab es irgendwann ein Schlüsselerlebnis, wo Sie wussten, Sie werden Anwalt und gehen in den Entertainment-Bereich?
Ich habe an der UCLA Volkswirtschaft und Politologie studiert und war mir damals noch nicht sicher, in welche Richtung ich gehe. Im dritten Jahr meines Studiums hat sich das herauskristallisiert. Ich hatte viele Freunde, die Anwälte waren, und ich habe gesehen, dass viele CEOs und Politiker Jura-Abschlüsse hatten. Ich wusste also, dass das ein sehr brauchbarer Titel ist. Die Anwaltsausbildung hat viele Vorteile, auch wenn du selbst nie Anwalt wirst. Es ist eine tolle Voraussetzung, um kritisch zu denken und Sachen zu analysieren. Irgendwann kam ich zu dem Entschluss, dass ich Jus studieren möchte.
Sie haben eine Zeit lang in Washington im Kongress gejobbt. Ist die Politik ein noch viel brutaleres Business als Hollywood?
Ich glaube, Hollywood ist genauso brutal. Politik ist jedoch das undankbarere Business. In den sieben Jahren, als Arnold Gouverneur war, habe ich das live mitbekommen. Amerika ist ja in letzter Zeit sehr gespalten. Egal, was du machst: 50 Prozent des Landes hassen dich als Politiker. Du musst schon ein Idealist sein, um dir das heute anzutun. Das ist, glaube ich, auch der Grund, warum sehr viele intelligente Leute, die vielleicht konkrete Lösungen für die Probleme unserer Zeit hätten, das nicht wagen. Auch die mediale Aufmerksamkeit ist anders als z. B. in Europa. In den USA wird nicht mehr differenziert zwischen dem Politiker und der Person. Das siehst du bei Chelsea Clinton, den Bush-Kindern oder den Obama-Töchtern: Da wurde auf einmal das Fernglas auf sie gerichtet, und alles, was sie gemacht haben, wurde zum Thema. In Europa hat man da noch mehr Schutz. Das ändert sich jetzt vielleicht auch, wie man gerade in Österreich sieht. Als Politiker in den USA kannst du die Privatsphäre vergessen.
Verfolgen Sie die Politik in Österreich, den Sturz des Bundeskanzlers, die Ibiza-Affäre?
Ich kriege das mit. Normalerweise bekommen die Amerikaner ja nicht so viel von europäischer Politik mit, aber diese Geschichte aus Österreich hat auch in den USA Wellen geschlagen. Es sind einige Leute auf mich zugekommen und haben gemeint: „Wow, das ist ja unglaublich, was in Österreich gerade abgeht!“ Man nimmt das also in den USA zur Kenntnis.
Wie, denken Sie, wird es ausgehen?
Ich bin kein Prophet. Ich weiß nicht, ob irgendwer zurzeit weiß, wie das ausgehen wird. Die Leute hier kommen und meinen, dass Österreich sich dadurch lächerlich macht. Da kann ich nur sagen: „Schaut mal, was in den USA los ist!“ Schon seit Jahren haben wir in den USA Politdramen. Für mich ist das Negative, dass die Politik abgelenkt wird von dem, was sie eigentlich tun sollte: sich um die Menschen und das Volk zu kümmern. Die nächsten Monate haben wir wieder Wahlkampf. Das ist für mich alles eine Ablenkung von dem, was sie machen sollten. Auf der anderen Seite ist es auch sehr positiv, denn es ist ein Teil der Demokratie. Es ist etwas passiert, und die Leute wollen Informationen haben. Die Bevölkerung hat das Recht, dass jetzt alles aufgeklärt und aufgearbeitet wird.
Hat es Sie nie gereizt, in die Politik zu gehen?
Nein, nie.
Als Sie in die USA kamen, haben Sie den Mädchennamen Ihrer Mutter verwendet – Knapp –, nicht Ihren bisherigen Namen Schwarzenegger. Arnold war damals knapp 40 und am Höhepunkt seiner Karriere. Wollten Sie nicht in den Fokus der Öffentlichkeit gezerrt werden?
Das war der Hauptgrund. Mit dem Namen kommen sehr viele Privilegien, aber es kommt auch sehr viel Verantwortung. Gerade bei einem Jugendlichen mit 19 Jahren, der – wie Arnold sagen würde – vielleicht „noch nicht moralisch gefestigt“ ist. Ich bin aus Portugal gekommen und habe plötzlich in den USA studiert. Für meine eigene Entwicklung war es sehr positiv, unter dem Namen „Knapp“ unterwegs zu sein und nicht den Druck zu haben, ein Schwarzenegger sein zu müssen und von allen beobachtet zu werden. Für mich war das sehr positiv und wichtig.
Anfangs nannte ich mich nur Knapp, nach meiner Mutter. Für mich war das sehr positiv, nicht den Druck zu haben, ein Schwarzenegger sein zu müssen.
Sie und Ihre Frau Bliss haben vier Kinder. Ihre Frau war früher Model, dann Publicist, und ist nun im Beauty-Business. Sie sind ein führender Entertainment-Anwalt mit wichtigen Klienten auf der ganzen Welt. Wie regeln Sie Ihr Leben, da Sie ja beide berufstätig sind?
Ich habe Glück, denn Bliss ist ja hauptberuflich Mutter und macht ihre Sachen nebenbei. Bis zum zweiten Kind hat sie noch Vollzeit gearbeitet, aber irgendwann ging das nicht mehr. Sie hat dann von zu Hause aus gearbeitet, doch wenn bei Conference Calls das Baby angefangen hat zu schreien, bemerkte sie rasch, dass es einfach nicht mehr geht. Bliss hat schließlich entschieden, dass sie sich voll und ganz den Kindern widmen will. Zum Glück sind wir in einer Position, wo das möglich ist. Sie ist eine super Mutter und organisiert alle Aktivitäten der Kinder: Die Töchter spielen Volleyball, die Jungen spielen Club-Fußball und Baseball. Den ganzen Tag gibt es ein Programm, zu dem die Kinder hin und her gefahren werden – ganz anders als in meiner Jugend, als ich in den Garten hinausgeschickt wurde. In Los Angeles ist alles sehr durchgeplant. Es ist schon eine Herausforderung.
Sie gehen – ähnlich wie es Arnold gemacht hat – immer mehr in den Bereich Entrepreneurship. Sie haben sich an Kreisel Electric und auch an Padre azul, einem Premium-Tequila, beteiligt. Sehen Sie sich selbst immer mehr in der Rolle des Unternehmers und weniger als Anwalt und Berater?
Ich mache beides gerne. Hauptberuflich bin ich Partner in einer Anwaltskanzlei. Ich liebe meinen Job, ich bin gerne im Hollywood-Filmgeschäft. Ich kann von Anfang an bei einem Filmprojekt dabei sein, ich lese das Drehbuch und bin daran beteiligt, dass alle Elemente zusammenkommen: einen Regisseur zu finden, die Stars zu verpflichten, die Finanzierung – und drei oder vier Jahre später siehst du dann den fertigen Film in den Kinos und weißt, dass wir damit X Dollars in Indien eingespielt haben. Es ist großartig, bei so etwas dabei zu sein. Aber nebenbei schaue ich mich immer gerne um, was neue Unternehmen betrifft. Ich investiere gerne, involviere mich gerne – aber nur bei Dingen, die mich persönlich interessieren. Ich trinke zum Beispiel sehr gerne Tequila, noch dazu ist Padre azul ein österreichisches Unternehmen. Das Gleiche ist bei Kreisel Electric der Fall. Der Grund, warum ich da investiert habe, ist der: Du kannst ein super Geschäft machen und du leistest einen Beitrag für die Umwelt – und das noch dazu mit einem österreichischen Unternehmen. In New York haben wir die Kreisel Technologie vorgestellt. Ich bin sehr stolz, meine zwei Heimaten damit verbinden zu können.