Sie sind ein extrem erfolgreicher Hollywood-Anwalt. Ist „Suits“ Ihre Lieblingsserie?
„Suits“ mag ich, aber meine Lieblingsserie ist „Law and Order“. Meine Frau liebt sie auch, wir schauen sie ständig.
In „Suits“ spielt Gabriel Macht den knallharten Anwalt Harvey Specter. Wie skrupellos muss man als Anwalt im Filmgeschäft sein? Steckt ein Harvey Specter automatisch in jedem Hollywood-Anwalt?
Jeder, der im Topsektor tätig ist, wo es wettkampfmäßig zugeht, muss ein dickes Fell haben. Da gibt es die Haifische, von denen kriegst du die Messer hinten rein – das ist in der Politik so, das ist in der Wirtschaft so und auch bei uns. Hollywood ist sehr vergleichbar mit der Politik oder der Wall Street. Du musst schon ein dickes Fell haben, Schultern und Ellbogen, damit du dich da durchsetzen kannst.
War die Ellbogentaktik für Sie anfangs schwierig?
Man muss eine gute Balance finden. Für mich war es anfangs eine ganz neue Situation: Ich komme aus einer bekannten Familie, Arnold war damals schon ein großer Star, und ich bin als Entertainment-Anwalt frisch in dieses Milieu hineingekommen. Ursprünglich wollte ich etwas anderes machen. Ich war an der Wall Street, traf diverse Firmen und habe überlegt, Banker zu werden. Schlussendlich ist es doch die Filmbranche geworden. Da musst du dich natürlich durchsetzen, aber es gilt wie überall, das gute Mittelmaß zu finden. Einerseits musst du aggressiv sein, andererseits solltest du schon gewisse Skrupel und eine Ethik haben. Es gibt Sachen, da sage ich klar: „Sorry, da muss ich jetzt einen Strich ziehen.“ Egal, ob ich diesen Deal oder den Klienten verliere – es gibt eine Linie, die man nicht überschreiten darf. Du musst dich immer in den Spiegel sehen können.
Sie vertreten sehr prominente Stars: nicht nur Ihren Onkel Arnold Schwarzenegger, auch Nicolas Cage, Jason Statham, Conor McGregor oder Jackie Chan. Wie ist die Zusammenarbeit mit Stars dieser Größenordnung, die vor allem eines haben: ein großes Ego?
Da gibt’s keine generelle Formel, da ist jeder anders. Das ist eine dieser Sachen, die du erst lernen musst. Gute Anwälte, genauso wie gute Agenten, sind Leute, die in ihrem Job erfolgreich sind, weil sie wissen, wie man mit Menschen umgeht. Jeder Klient ist ein Individuum, und du musst lernen, wie du sie betreust. Ein Jason Statham ist ganz anders als ein Nicolas Cage. Ich muss das Fingerspitzengefühl haben, um zu wissen, wie ich mit Klienten umgehe und was ihre Erwartungen sind.
Gute Anwälte sind Leute, die erfolgreich sind, weil sie wissen, wie man mit Menschen umgeht. Ein Jason Statham ist ganz anders als ein Nicolas Cage.
Sie haben einen österreichischen und einen amerikanischen Pass, sind seit 2006 Doppelstaatsbürger. Wo ist Heimat für Sie? In Amerika? In Österreich?
Die Leute fragen mich oft, als was ich mich fühle. Ich fühle mich teilweise als Österreicher, denn meine Wurzeln sind hier. Meine Kindheit in Österreich war toll, ich habe die schönsten Erinnerungen daran. Ich bin in Kufstein in den Bergen aufgewachsen, habe dann aber auch in München gelebt, deswegen ist mir auch München sehr nahe. Die Jahre in Portugal von meinem 13. bis zu meinem 19. Lebensjahr waren ebenfalls sehr prägend. Heimat ist bei mir kein spezifischer Ort. Ich bin einfach ein Produkt all dieser Erfahrungen und ich liebe alle diese Erfahrungen. Natürlich bin ich Österreich immer durch meine Familie sehr verbunden, ich komme auch immer mit meinen Kindern nach Österreich.
Ihr Vater – Arnolds Bruder – ist mit 25 Jahren verunglückt, als Sie drei Jahre alt waren. Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihren Vater? Hat man da überhaupt noch eine Erinnerung?
Ich habe eine einzige Erinnerung an ihn: Als ich ein kleiner Junge war, ist er mit meiner Mutter ins Wohnzimmer gekommen und hat mir ein Flugzeug gebracht. Daran kann ich mich noch erinnern. Bei mir hat die Erinnerung so zwischen drei und vier Jahren richtig angefangen. Mein Vater ist gestorben, als ich drei war. Mein Großvater, Gustav Schwarzenegger, ist gestorben, da war ich vier. An den Großvater kann ich mich noch sehr gut erinnern – an meinen Vater leider nicht mehr.
Sie sind bei Ihren Großeltern in Kufstein aufgewachsen. Wie war Ihre Kindheit, bevor Ihre Mutter dann ein zweites Mal geheiratet hat und Ihre Familie nach Portugal gezogen ist?
Das war damals natürlich eine ganz andere Zeit. Ich bin zu Fuß in die Schule gegangen, zu Fuß nach Hause, hab Mittag gegessen, und dann hat es geheißen, dass ich am Abend wiederkommen soll. Ich bin raus und hab mit den Nachbarskindern Fußball oder Fangen gespielt, wir sind in den Wald gegangen, in Höhlen geklettert. Es war eine sehr einfache Jugend. Die Knapp-Familie besaß nichts, sie war eine Arbeiterfamilie. Wir hatten kein Auto. Ich kann mich noch erinnern, als wir unseren ersten Fernseher bekamen, ein Schwarz-Weiß-Gerät mit zwei Kanälen. Es war alles sehr einfach, aber auch wunderschön. Wenn ich zurückblicke, habe ich die tollsten Erinnerungen daran.
Meine Jugend in Kufstein war sehr einfach. Wir hatten nichts, wir waren eine Arbeiterfamilie. Meine Großmutter – Arnolds Mutter – war nach dem frühen Tod meines Vaters eine wichtige Bezugsperson.
Wer waren in dieser Zeit Ihre Bezugspersonen?
Das waren hauptsächlich meine Knapp-Großeltern, die Knapp-Onkel. Und ich hatte eine starke Verbindung zu meiner Schwarzenegger- Großmutter. Sie lebte zwar in der Steiermark, kam aber häufig hoch nach Kufstein. In den Ferien war ich auch oft in der Steiermark und habe dort den Sommer verbracht. Wie Hillary Clinton schon immer gesagt hat: „It takes a village.“ Natürlich war das damals sehr dramatisch für die Familie, als mein Vater verunglückte, aber die ganze Knapp- und Schwarzenegger-Familie tat sich zusammen und zog mich gemeinsam groß.