Sie wohnen auf Mallorca. Warum?
Es ist schleichend gegangen. Ich wollte vor Jahren nach einer sehr anstrengenden Tour im Februar weg. Mallorca war für mich nie ein Thema, weil es für mich immer diese Hausfraueninsel war. Wir sind dann trotzdem geflogen und ich war derartig überrascht, dass von diesem Mallorca-Image, das ich in meinem Kopf hatte, fast nichts übrig blieb. Wir haben zuerst eine Wohnung gehabt und sind immer hin und her gependelt, bis wir merkten, wie wohl wir uns fühlen. Irgendwann sind wir geblieben.
Was die Sprache Spanisch anbelangt sind Sie am Optimieren?
Ja (lacht). Ich nehme drei Stunden jede Woche Unterricht. Aber es ist mühsam.
Wie haben Sie Ihre Frau Barbara, die aus Linz stammt, kennengelernt?
Durch Freunde. Die haben uns vorgestellt und das hat dann ziemlich schnell gepasst. Sie hat zu meinem Freund gesagt: „Hör dir mal die Musik an.“ Da ist gerade meine erste CD erschienen, und sie meinte aus Spaß: „Den heirate ich!“ Und ich habe gesagt: „Ich hab die nächsten 50 Jahre eh nichts zu tun…“
Sie ist unter dem Pseudonym Lilja Bloom selbst Künstlerin. Wie ist das Zusammenleben zwischen zwei Künstlern?
Aufregend, aber nicht immer leicht. Ich glaube, Aufrichtigkeit ist das Um und Auf bei uns. Aber natürlich tut es auch am meisten weh, wenn der Mensch, den du am meisten liebst, manchmal sagt: „Du, mit dem kann ich nichts anfangen“. Das schmerzt richtig. Barbara ist für mich die wichtigste Kritikerin.
Sind Sie privat ein melancholischer Mensch?
Früher sicher viel mehr als jetzt. Bis zu meinem 30. Lebensjahr war ich war schon sehr düster unterwegs. Ich hab aus der Melancholie trotzdem immer sehr viel Kraft schöpfen können. Eine Depression ist immer ausweglos. Melancholie hingegen hat stets eine offene Tür. Diese Aufbruchsstimmung habe ich mir bewahrt.
Nehmen Sie eigentlich das, was in Österreich derzeit passiert, wahr?
Ja. Das gehört zu meinem Kaffee-Ritual in der Früh, dass ich einfach kurz auf orf.at gehe und nachsehe, was sich daheim tut.
In den letzten Jahren ist mit Ihnen, Bilderbuch und Wanda eine neue Musikszene in Österreich entstanden, die auch international Relevanz hat. Der wichtigste österreichische Sender Ö3 spielt aber nur begrenzt heimische Musik. Ö3-Chef Georg Spatt behauptet sogar, die rückläufigen Hörerzahlen sind durch das Spielen österreichischer Musik bedingt.
Ich habe es gelesen und ich finde es einen Skandal, dass man so etwas überhaupt sagen darf. Die Monopol-Stellung, die Ö3 hat und die Art und Weise, wie der Sender es auslebt, ist ganz einfach skandalös. Ich finde, so darf man einfach nicht agieren. Die Quote wird ja auch nur erfüllt, weil sie die ganzen österreichischen Künstler in die Nacht verbannen. Es heißt immer, Parov Stelar wird gespielt, aber Sie werden mich auf Ö3 nicht hören… Vielleicht um drei Uhr früh. Aber es ist mir egal. Ich bin Gott sei Dank nicht auf Österreich angewiesen.
Sie haben einen Kultstatus erreicht wie kein anderer lebender österreichischer Künstler. Sind Sie selbst manchmal verwundert, wie Leute auf Ihre Musik reagieren?
Für mich ist es das schönste Kompliment. So etwas kann nur entstehen, wenn sich Menschen auch irgendwie Gedanken dazu gemacht und nicht bloß konsumiert haben. Rihanna, die wahrscheinlich einer der erfolgreichsten Top-Stars der letzten Jahre ist, kann man künstlerisch nicht mit David Bowie vergleichen. David Bowie ist Kult, aber wenn Sie schauen, was er in den letzten Jahren für Hits gehabt hat, so werden Sie keine finden. In den Charts war da nichts mehr. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an sein letztes Video „Lazarus“ denke, das er kurz vor seinem Tod produziert hat. David Bowie ist Kult und es ist egal, was er gemacht hat: Es war authentisch.