Sie sind derzeit der einzige österreichischen Künstler mit internationaler Relevanz. Trotzdem würde Sie, wenn Sie durch die Wiener Kärntnerstraße gehen, kaum jemand erkennen. Ist Ihnen Anonymität wichtig?
Sehr. Es wäre für mich der absolute Horror, ein Leben wie Lady Gaga führen zu müssen. Das ist kein Leben mehr. Mir ist meine Familie und vor allem die Zeit, ungestört kreativ sein zu können, extrem wichtig. Es ist einfach schön, bekannt zu sein und nicht erkannt zu werden.
Ihre Video-Clips wurden auf YouTube über 150 Millionen mal abgerufen. Das Medium Internet ist in Ihrer Karriere ein entscheidendes Element. Hätten Sie 20 Jahre früher schwerer Karriere gemacht?
Das hat nicht nur etwas mit Parov Stelar zu tun. Ich glaube, für die ganze Indie-Kultur, die da entstanden ist, war das Internet sehr wichtig. Natürlich ist es anfangs schwierig gewesen Musik zu verkaufen und davon leben zu können, weil die Piraterie damals noch eine zentralere Rolle gespielt hat. Damals hat es Streaming noch nicht gegeben. Aber im Endeffekt habe ich den Absprung 2004 relativ gut erwischt. Physische Tonträger hatten noch eine Relevanz, ich habe also diese Welt noch erleben dürfen, und das Internet selbst war noch so jung, dass die Dichte an Künstlern noch nicht so unüberschaubar war wie jetzt.
Können Sie sich die extreme Dynamik Ihrer Karriere erklären?
Ich glaube dadurch, dass ich meine Authentizität bewahren wollte, haben die Leute gespürt, dass da keiner ist, der Star werden oder ihnen etwas verkaufen will, sondern der einfach sein Ding macht.
Es gibt ein Social-Media-Markenranking, wo Sie zwischen den großen Brands Österreichs, von Red Bull bis Swarovski, in den Top 10 zu finden sind. Überrascht Sie der Stellenwert der Marke „Parov Stelar“?
Es freut mich natürlich. Im Endeffekt heißt das, man hat irgendetwas richtig gemacht. Gerade in der heutigen Zeit ist die Marke eines Künstlers extrem wichtig. Der Künstler an sich verschwindet ja gerade in der Musik. Die meisten Songs, die in den Top 10 der Charts sind, stammen von Künstlern, die man noch nie zuvor gehört hat. Fragt man die Menschen auf der Straße, so kennen sie vielleicht den Song – zwei Wochen später ist es dann ein anderer –, aber der Künstler in seiner Identität ist heute nicht mehr vorhanden. Wenn man es schafft, sich als Marke zu etablieren, hat man wahrscheinlich eine längere Haltbarkeit.
Steckt eine Strategie hinter der Marke „Parov Stelar“?
Die einzige Strategie, die ich habe ist, zu den richtigen Dingen „Ja“ und zu den falschen „Nein“ zu sagen, ohne dass man sich Türen zumacht oder irgendetwas verbaut. Als authentischer Künstler muss man das.
Haben Sie schon Nein gesagt, wo Sie sich im Nachhinein dachten, es war die falsche Entscheidung?
Ja, habe ich. Ich bekam damals von Steve Jobs persönlich eine E-Mail, als die Europaeinführung des iPod Mini bevorstand. Er wollte einen Song von mir dafür verwenden. Ich habe damals „Nein“ gesagt, aber nicht aus Eitelkeit (lacht), sondern weil ich einen ganz kurzen Teil von einem ungeklärten Sample drinnen hatte, an dem möglichweise andere Rechte hielten. Später hat sich herausgestellt, dass dies völlig egal gewesen wäre. Ich hätte es so nehmen können, aber einfach aus der Vernunft heraus sagte ich zu Steve Jobs „Nein“. Das hätte mir sehr viel gebracht, auch wirtschaftlich. So ist es zumindest noch eine Geschichte fürs Lagerfeuer.