Die Augen der alten Dame leuchten: „Wissen Sie, ich reise alleine und bin schon das vierte Mal auf der EUROPA, es ist immer wunderbar.“ Auf dem Weg zum Frühstück sind wir einander begegnet und haben dann gemeinsam an einem schön gedeckten Tisch im Restaurant Europa Platz genommen. Aufgefallen ist mir ihre elegante Erscheinung schon am Abend zuvor. Da saß sie im Restaurant von Sternekochlegende Dieter Müller in einer kleinen Gruppe am Nebentisch und unterhielt sich angeregt mit dem Bordgeistlichen. „Wer will, ist auf dem Schiff nie alleine“, sagt die elegante Wienerin, die ihr ganzes Leben in München verbrachte. „Ich liebe die vielen Möglichkeiten untertags, und abends habe ich immer charmante Tischnachbarn.“
Die aufmerksame Bedienung im EUROPA-Restaurant bringt die Frühstückskarte und herrlich duftenden Kaffee. Man kann den Tag ruhig im großen Speisesaal auf Deck 4 beginnen – da wird das À-la-carte-Frühstück serviert – oder im legeren Ambiente des Lido Cafés mit großzügigem Buffet an einem sonnigen Tisch im Freien, einen herrlichen Blick auf den Ozean inklusive. Wenn das Schiff frühmorgens einen Hafen anfährt, hört man schon die Töne, Stimmen, Melodien und Geräusche einer neuen, fremden Stadt und freut sich, diese zu erkunden, erzählt die Dame weiter. Mehrere Destinationen in einer Woche und nie muss der Koffer neu gepackt werden. Außerdem ist das Abendprogramm so vielfältig und sie hätte noch keines versäumt.
Truman-Show. An Bord der MS EUROPA ist die Crew stets gut gelaunt. Irgendwie fühlt man sich wie in der Truman-Show – als wäre man unter einer Glaskuppel vom Rest der Welt und seinen Problemen abgeschnitten. Etwas über 400 Passagiere sind in Barcelona an Bord gegangen und das bei 285 Mann Besatzung. Die Reise führt über Marseille, Korsika und Palermo bis nach Athen.
Kreuzfahrten boomen wie nie zuvor und es gibt Schiffe in allen Preisklassen – wie bei Hotels. Das 5-Sterne-Plus-Flaggschiff der Hapag-Lloyd-Gruppe gehört zur obersten Liga der Luxusliner. Die Gäste erwartet erstklassiger Service, ein luxuriöses Raumangebot – es gibt ausschließlich Suiten mit einer Größe zwischen 35 und 114 Quadratmetern – und höchste Standards im Hinblick auf Gastronomie und Komfort. Bei einer Länge von 198 Metern und einer Breite von 24 Metern versteht man ihren Beinamen: die schönste Yacht der Welt. Ob man gemütlich in der Bibliothek in einem Buch schmökert oder vom Club Belvedere das Spiel der Wellen verfolgt: Die EUROPA bietet viele Rückzugsorte, um abzuschalten.
Vier Restaurants. An Bord gibt es vier Restaurants. Je nach Lust und Laune kann man im feudalen Speisesaal EUROPA, in zwei kleinen Spezialitätenrestaurants oder im lockeren Lido Café speisen. Herausragend sind natürlich die Galaabende. Die meisten Herren erscheinen im Dinnerjacket, die Damen elegant im Cocktailkleid und das Galamenü lässt keine Wünsche offen, von Meeresfrüchten bis Kaviar. Die illustre Gästeschar am Tisch des Kapitäns unterhält sich blendend. Das Schiff ist eine Welt für sich: Man kann wunderbar abschalten und sich eine Auszeit vom Alltag nehmen.
Ein Tag auf hoher See. Die Wellen sind kaum spürbar, aber man hört das Rauschen des Meeres, wenn man bei offener Kabinentüre schläft. Umso schöner, wenn man auch morgens davon geweckt wird. Jan, der Fitnesstrainer teilt die Yogamatten aus. Der Sonnengruß auf hoher See mit Blick auf den nicht enden wollenden Horizont hat eine eigene Qualität. „Am späten Nachmittag gibt es noch ein tolles Workout, kommt doch vorbei“, sagt er lachend nach der Yogastunde, und alle schweben glücklich zum Frühstück. Nachdem die milde Herbstsonne wärmend auf meinen Balkon scheint, hat sich das Vormittagsprogramm schon erledigt. Sonnencreme und ein gutes Buch, mehr braucht es nicht. Dann steht schon wieder das Mittagessen auf dem Programm. Das Lido Café lockt mit Krabben, Krustentieren und herrlich frischen Austern. Die Dame vom Frühstück begegnet mir wieder: „Es gibt jetzt einen Vortrag über Palermo, den darf ich nicht versäumen“, sagt sie, „und dann habe ich noch einen Termin beim Friseur.“ Meine Aktivitäten reduzieren sich auf eine Massage im Spa und ein paar Längen im Pool. „Madame, darf es ein Eiskaffee oder frische Waffeln sein?“, fragt der Steward und schreitet elegant mit seinem Tablett das Sonnendeck ab. Kulinarische Verlockungen gibt es viele, aber auch genügend Möglichkeiten, um Kalorien abzubauen. Wer gerne alleine trainiert, kann das im gut ausgestatteten Fitnessclub mit Rundumblick auf das Meer.
Die Landausflüge sind perfekt organisiert. Je nach Interesse werden verschiedene Touren angeboten. Die Größe der EUROPA erlaubt es auch, kleinere Häfen anzulaufen, was großen Ozeanriesen nicht gestattet ist. Als ich im Hafen von Palermo an Land gehe, sehe ich meine nette Reisebekanntschaft schon mit Hut und Sonnenbrille in einen Bus steigen, der sie nach Monreale bringt. Sie winkt mir zu. Das ist das Schöne an einer Schiffsreise: viel sehen, viel erleben, viel genießen, nichts müssen.