Wer hat das letzte Wort bei Ihrer gemeinsamen Arbeit, den Final Cut?
Jeder, der Hans kennt, weiß, dass es schwierig ist für ihn, nicht das letzte Wort zu haben. Aber ich bin bei „Taktik“ die Produzentin, es war ausgemacht, dass ich bei Projekten wie diesem das letzte Wort habe. Und es war wirklich so, was nicht immer leicht ist. Hans ist ein Alt-68er, der lasst sich nichts mehr sagen.
Was war Ihr Budget beim Kinofilm „Taktik“ mit Harald Krassnitzer, der hymnische Kritiken bekommen hat?
Sie werden es nicht glauben: 700.000 Euro. Das geht nur mit Hans, wir haben auf Rückstellung gearbeitet. Aber wir haben sehr an dieses Projekt und diese Geschichte geglaubt. Als kurzfristig der ORF ausgestiegen ist, waren wir sehr geknickt, angeblich wegen zu großer Gewalt. Dann stand das Projekt auf der Kippe. Ich sagte meinen Kollegen ganz offen: Wir würden das gerne machen, aber es fehlt sehr viel Geld. Doch die Schauspieler haben alle gesagt: Wir machen das und bekommen eben einen Bruchteil dessen, was wir sonst verdienen. Denn eines ist klar: Beim Team spart man nicht. Das geht auch gar nicht. Denn das Team arbeitet unfassbar hart, auch die Schauspieler. Geld zu verdienen war also nicht der Hauptgrund, diesen Film zu machen. Im Gegenteil. Wir sind jetzt dabei, einen Vertrag mit einem Weltvertrieb zu unterschreiben. Die Reise von „Taktik“ ist noch nicht zu Ende, sie geht weiter, das ist klar.
Haben Sie mit solchen hymnischen Kritiken gerechnet?
Es ist unfassbar. Ich habe schon beim Dreh gewusst, dass es etwas Besonderes ist. Das spürst du. Man hat hin und wieder solche Momente bei Dreharbeiten, man spürt, dass es etwas Großes wird. Das ist nicht oft der Fall. Der Harald (Anm.: Krassnitzer) hat immer gesagt: Es war eine göttliche Zeit. Es war unglaublich, wie wir den Film in nur 17 Tagen gedreht haben. Wir durften keine Überstunden machen, nicht eine einzige. Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Und das ist uns gelungen. Was wir wirklich gemacht haben: Wir haben sehr schöne Feste gefeiert, das gehört beim Film dazu. Alleine, dass wir unter diesen unglaublich schweren Bedingungen fertig geworden sind, das ist für mich schon ein Erfolg. Wir haben zehn Jahre an diesem Projekt gearbeitet.
Was hat Sie der Film gelehrt?
Diese berühmte dicke Haut zu bekommen. Einerseits muss man in meinem Beruf so durchlässig sein und ganz offen, anderseits kriegst du manchmal eine reingewürgt, auch von Menschen in dieser Branche, die selber wissen, wie schwer es ist. Das ist wirklich manchmal sehr schwer. Es war eine sehr interessante Erfahrung von Produzentinnenseite, was es bedeutet, Geld aufzustellen und harte Gespräche zu führen, wie die Meinung anderer ist, das war alles neu für mich. Mir wäre lieber, ich wüsste das alles gar nicht. Es ist eine unfassbare Erfahrung. Ich weiß genau, wer von Anfang an auf unserer Seite war, aber auch das Gegenteil. Das merke ich mir schon.
Hans und Sie haben eine gemeinsame Filmfirma gegründet. Wollten Sie einfach unabhängig vom Besetzungswillen anderer sein oder jene Filme drehen, die Sie selbst gerne sehen würden?
Es ist nicht so leicht, als Schauspielerin älter zu werden. Ich könnte immer irgendwas drehen, aber sehr vieles gefällt mir persönlich nicht mehr so. Ich muss auch schauen, wo ich als Künstlerin – ein großes Wort – bleibe. Ich dachte mir, es wäre nicht schlecht, wenn man etwas wagt. Schön ist, dass es einige Mitstreiterinnen gibt, die ein ähnliches Verständnis haben. Ich glaube an Transparenz, ich denke, dass es wichtig ist, jedem zu sagen, was man hat. Wir haben mit diesen Filmen noch nichts verdient, so dass ich jetzt sag: Ich kauf mir das nächste Haus. Aber wir verschulden uns auch nicht. Wir versuchen aus dem, was wir haben, etwas zu machen. Es ist schade, dass man manchmal kämpfen muss, dass man ein bisschen was kriegt. Dass man so hart beweisen muss, dass man es wert ist.
Wenn Sie sich an die Zeit an der Schauspielschule Graz zurückerinnern: Wie schwierig war es anfangs für Sie, bis Sie Bernd Fischerauer für den „Salzbaron“ entdeckt hat? Was würden Sie heute mit dem Wissen der letzten Jahrzehnte anders machen?
Ich würde schwer an meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Das war mein größter Fehler, mein größtes Defizit, dass ich immer so schüchtern war. Ich wünschte, ich hätte mehr Selbstvertrauen gehabt. Es hilft nichts, wenn dir alle anderen sagen: Aus der wird was. Oder die ist so toll. Diese Scheu war für mich nicht gut. Ich war viel zu abwartend und habe viel zu wenig Eigeninitiative entwickelt. Nicht, dass ich mir bös bin. Aber ich hätte jeden Grund gehabt, souveräner gewesen zu sein.
Im deutschsprachigen Raum hat man es als Schauspielerin nicht leicht. Sie haben mit großen Regisseuren wie Jürgen Flimm oder Thomas Langhoff gearbeitet und Ihr Können unter Beweis gestellt. Trotzdem mussten Sie – wie alle anderen auch – den Spagat zu „Kommissar Rex“ oder „Klinik unter Palmen“ machen.
Ich muss ja auch mein Geld verdienen. Ich bin keiner, der Klinken putzen kann. Ich kann das nicht. Ich bin jemand, der bis heute abwartet. Ich bitte nicht um Rollen. Manchmal macht man halt Dinge, die man künstlerisch nicht so toll findet. Aber es gibt immer einen Grund, warum man es macht. Wenn es ein schöner Drehort ist, ist es auch entspannend. Es gibt so wunderbare Kollegen, die man trifft, und dann sitzt man am Arbeitsplatz und träumt vom Arthouse-Film, aber dafür sitzen wir jetzt unter Palmen. Das gehört zu einem Schauspielerleben in Deutschland und Österreich dazu. Da ist es völlig normal, in jedem Genre zu arbeiten. Ich bin 57, ich will eine gute Zeit haben. Mittlerweile weiß ich, was ich kann. Ich weiß aber auch, was ich nicht kann.