Fotos: Matt “Hush” Green
Sie sind gerade mit dem Auto von der Insel Gozo vor Malta nach München gefahren. Ein langer Roadtrip?
Man kann es in zwei Tagen schaffen, aber wir haben uns angewöhnt, auch den Weg als Reise zu sehen. Der Weg ist das Ziel. Das sind doch über 2.000 Kilometer. Das Schöne ist, dass wir immer bestimmte Punkte in Italien haben, wo wir stehen bleiben und Rast machen.
Ein Ritual der Entschleunigung?
Genau. Das passt zu unserer gozitanischen Lebensweise. Ich fliege seit ein paar Jahren kaum mehr, mein Mann Hans überhaupt gar nicht mehr. Für uns ist die Reise auch Programm.
Weil Sie das Klima schützen und nachhaltig leben wollen?
In der Tat. Das war immer schon ein Thema für uns, aber plötzlich hat es einen Namen. Wir haben immer schon nachhaltig gelebt. Für uns ist das die schönere Art zu leben und zu reisen.
Wie ist das Leben auf der Insel Gozo?
Hans hat Ende der 1980er-Jahre das Haus gefunden, das war lange vor unserer gemeinsamen Zeit. Es war damals nur eine Ruine. Wie das so ist bei Filmschaffenden: Man fährt halt manchmal hin, entspannt und baut. Alles, was dieses Haus ausmacht, hat eine Bedeutung, es ist langsam gewachsen wie ein Lebewesen. Typisch für diese uralten gozitanischen Bauernhäuser ist dieser alte Sandstein, dadurch ist es im Sommer sehr kühl im Haus. Es mutet fast schon ein bisschen arabisch an. Es ist sehr schön in der Funktionalität und Einfachheit.
Ist Gozo Ihr Lebensmittelpunkt?
Nein, nur während der Pandemie hat es sich herausgestellt, dass es ein guter Rückzugsort ist. Wir konnten dort unseren Film „Taktik“ fertigstellen und die Postproduktion machen. Mein Mann hat den Film selbst in Gozo geschnitten. Der Film ist zur Gänze bei uns zu Hause entstanden: Wir können einen Film produzieren, wir können ihn drehen, spielen, die Post Production machen, wir können alles selber machen.
Sehen Sie von Ihrem Haus aus das Meer?
Ja. Die Insel ist ja sehr klein. Wir haben einen sehr ruhigen Platz auf der Insel.
Wie haben Sie Ihren Mann Hans kennengelernt?
Vor elf Jahren haben wir den Fernsehfilm „Die Tänzerin“ miteinander gedreht. Hans hatte den Ruf, das Enfant terrible des deutschen Films zu sein. Ich bin immer die ganz Liebe. Bei den Dreharbeiten waren wir so professionell, dass es keiner gemerkt hat, aber wir haben beide gespürt, dass wir uns doch sehr mögen. Er hat Kamera und Regie gemacht. Nachdem der Fim fertig war, haben wir uns relativ schnell gestanden, dass wir gern den Rest unseres Lebens vielleicht zusammenbleiben möchten. Wir geben uns seitdem Mühe.
Das Enfant terrible der Fassbinder-Ära und die Schauspielerin aus „Klinik unter Palmen“ und Rosamunde Pilcher: Trafen da Welten aufeinander?
Künstlerisch sicher nicht. Wenn man so lange dabei ist wie ich, gibt es kein Genre, in dem man nicht gearbeitet hat, ob Arthouse-Film oder Kommerz. Ich habe alles gemacht und als Schauspielerin schon extreme Höhen und Tiefen erlebt.
Wer nicht?
Absolut. Wir haben uns über unseren Humor gefunden. Und über unsere langsame Tiefenentspannung: Dass wir die Dinge nicht mehr so wahnsinnig ernst nehmen, weil wir unser Metier sehr gut kennen. Wir sind beide Langstreckenläufer, wir haben gelernt durchzuhalten. Darum geht es. Man ist selten immer oben oder immer unten, man muss manchmal im wahrsten Sinne des Wortes Scheiße fressen, um es dann wieder genießen zu können, wenn der richtige Moment da ist und sich Türen öffnen oder Projekte funktionieren. Dass man nicht die Nerven verliert, wenn es einmal nicht geht.