Sie haben auch ein Lee Strasberg Institute in Hollywood. Gibt es Pläne, weiter zu expandieren, zum Beispiel nach Europa?
Wir hatten lange Zeit ein Institut in London, aber es ist extrem schwierig die Qualität zu halten. Wir sind kein Franchise, wir sind nicht McDonald’s. Die Studenten kommen trotzdem zu uns in die USA. Lee Strasberg machte 1967 einen Kurs in Bochum. Und die Leute sprechen heute noch darüber. Ich bekam einen Anruf vom Empfang, in unserer Lobby stehe ein junger Mann, der weint. Ich ging nach vorne und fragte ihn: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Er sagte: „Ich bin aus Bochum, und als ich das Plakat hier sah, musste ich weinen. Das ist meine Schule!“ Natürlich luden wir ihn ein, hier Unterricht zu nehmen. Es kam dieses Jahr zurück und macht gerade einen Film. Wir pflanzten einen Samen und er wächst.
Wie viele Lehrer unterrichten bei Ihnen?
Insgesamt 60 bis 70, rund die Hälfte davon in New York. Etliche von ihnen sind schon lange dabei und arbeiteten bereits mit Lee. Sie kennen seine Methode wie niemand anderer.
Sie begannen vor 36 Jahren hier zu arbeiten.
Ich kam, bevor Lee starb. Er wollte mich zum Lehrer ausbilden, er war mein Schwager. Meine Schwester Anna war seine dritte Frau. Sie ist nach wie vor künstlerische Leiterin unseres Instituts. Ich hatte damals ein kleines Kind und sagte ihm, dass ich noch nicht bereit dazu bin. Als Lee starb, war meine Schwester verzweifelt und bat mich, das Institut zu übernehmen. Ich plante damals hier nicht länger als ein paar Wochen zu sein, aber ich bin geblieben.
Wir kennen nur die ikonische Figur Lee Strasberg, den überlebensgroßen Lehrer, aber wie war er als Mensch?
Er war ein wundervoller Mensch. Er war ein großartiger Vater, ein wundervoller Ehemann, ein leidenschaftlicher Lehrer. Wenn ich an Lee denke, sehe ich ihn in einem Stuhl mit einem Glas Tee vor mir sitzen. Er hatte damals einen Hund, und der saß ständig bei ihm. Der Fernseher war eingeschaltet, meist lief ein Baseball-Spiel, und im Hintergrund war immer klassische Musik zu hören. Lee las ständig, er hatte eine umfangreiche Bibliothek, Tausende Bücher in allen möglichen Sprachen. Wir suchen gerade nach einem Platz für diese Bibliothek. Lee wusste immer was los war, sein Gedächtnis war fehlerfrei. Die Studenten liebten ihn, weil er liebte, was er tat. Um Karriere zu machen, braucht man Leidenschaft. Ich bin leidenschaftlich in dem, was ich mache, das ist der Grund, warum ich all die vielen Jahre hier blieb. Ich fand den perfekten Job.
Warum ist Lee Strasberg auch heute noch so beliebt? Sein Method Acting wird nach wie vor von vielen Schauspielern angewandt.
Weil es wichtig ist. Seine Arbeit ist heute genauso relevant wie damals. Das ist die Wahrheit. Leute verwenden die Methode, weil sie funktioniert. Wir haben wundervolle Lehrer hier, die zum Teil seit 40 Jahren unterrichten. Sie geben ihr Wissen von Generation zu Generation weiter und machen ihren Job mit großer Leidenschaft.