Haben Sie lange überlegt, ob Sie überhaupt bei „Dancing Stars“ mitmachen sollen, oder war es eine klare Sache?
Mein Herz hat sofort ja gesagt, wohingegen mein Hirn sich überlegt hat: Was könnten die anderen sagen? Ist das gut, wenn man als Schauspielerin „Dancing Stars“ macht? Meine Agentin hatte Bedenken. Ich habe dann irgendwann zu ihr gesagt: Daniela, was ist, wenn ich einfach hingehe, weil ich Lust habe zu tanzen? Einfach deshalb, weil es Spaß macht?
Sie waren früher Tänzerin.
Darum weiß ich, wie schlimm das ist, und habe einen Heidenrespekt davor. Ich habe nie Standard getanzt. Ich bin wirklich schlecht darin, mich führen zu lassen. Als Mutter habe ich mich gefragt: Wie viel Zeit geht dabei drauf? Schaffe ich das, oder bin ich dann zu wenig für meine Kinder da? Nicht umsonst spiele ich seit 18 Jahren in einer Serie. Das Spannende an „Dancing Stars“ ist, wovor ich am meisten Angst habe: mich Kritik auszusetzen. Was ich nach all den Jahren im Business gar nicht so gerne tue.
Lesen Sie Ihre Kritiken?
Habe ich immer getan, habe mich oft genug geärgert, war oft verletzt. Und so sehr ich behauptet habe, es geht nicht an mich ran: Es ist mitten reingefahren. Ich war früher sehr ehrgeizig, sehr wettbewerbsorientiert, dabei auch sehr humorlos. Jetzt bin ich 4.0, weil ich über vierzig bin. Damals war ich in meinen Zwanzigern, als ich getanzt habe. Der Vorteil des Alters ist nebst müder Knochen, dass du den Humor dazugewonnen hast und ein bisschen mehr deine Kräfte, deine Limits, aber auch deine Vorteile kennst. Ich möchte mich mal so einer Sache stellen, ohne in Ehrgeiz zu verfallen. Ich möchte es wirklich aus Freude machen.
Sie wollen nicht gewinnen?
Ich würde gerne gewinnen, keine Frage. Aber ich glaube, der Fehler ist, zu sagen: Ich muss gewinnen. Ich versuche es ein bisschen als eine meditative Übung zu sehen. Ich meditiere jetzt seit dreieinhalb Jahren jeden Morgen, nicht immer, aber meistens. Und das hat schon etwas mit meinem Mindset getan, nämlich dass ich nicht mehr in diese Falle tappen möchte: Zu glauben, ich bin nur etwas wert, wenn andere mich etwas wert sein lassen.
Haben Sie früher so gedacht?
Hundert Prozent. Es fällt mir auch heute noch schwer. Wenn ich bei einem Casting abgelehnt werde, weiß ich, ich habe mein Bestes gegeben. Trotzdem kommt sofort das alte Muster aus dem Hirn und sagt: „Irgendwas hast du falsch gemacht.“ Das ist dein Ego, das ist nicht dein wahres Ich. Ich finde, der Unterschied für mich ist heute, mit diesem positiven Flow zu gehen als mit ständigen Erwartungshaltungen an mich selbst.
Wird Ihnen das tägliche Training schwerfallen?
Mir ist jetzt schon schlecht bei dem Gedanken. Ich war in den letzten acht, neun Jahren in erster Linie Mutter. In dem Moment, wo man Mutter wird, ist man null vorbereitet auf das, was kommt. Man fühlt sich erst mal gefangen. Andererseits ist man so im Glück, wie man es noch nie war. Das hat bei mir auch dazu geführt, dass ich meine Träume oft hintangestellt habe. Eine der größten Errungenschaften von uns Frauen ist die Fähigkeit, in unseren Gefängnissen, die zwar weniger geworden sind – ich rede immer noch nicht von Gleichberechtigung in der Gesellschaft –, eine Freiheit zu finden. Die hießen bei mir Meditation und Yoga. Einer dieser Freiräume ist jetzt vielleicht auch „Dancing Stars“. Ich habe ganz bewusst in den letzten 18 Jahren darauf verzichtet, aus der Serie rauszugehen. Die Kindheit meiner Kinder kommt nicht zurück. Kinder sind ein Geschenk auf Zeit. Dieses Geschenk wieder loszulassen, ist echt hart.
Sie spielen seit 18 Jahren in „SOKO Donau“.
Ich sehe das als großes Privileg. Ein internationaler Casting-Agent hat mich einmal danach gefragt. Als er hörte, 18 Jahre, meinte er: „So you got to be amazingly good!“ Ein österreichischer Produzent hingegen hat mich mal gefragt: „Spielst du eigentlich immer noch den Schas?“ Das ist der Unterschied.
Typisch Österreich.
Und eine – noch dazu weibliche – Casterin meinte zu mir: „Jetzt kommst du auch in ein Alter, wo es besser ist, du bleibst in der Serie!“ Ja, ich bin über 40 und ich bin stolz drauf. Früher wollte ich immer großes Drama spielen. Meine erste Rolle am Theater war Lady Macbeth. Heute denke ich mir: Das größte Potenzial, das ich habe, ist, dass ich mich selbst nicht so ernst nehme. Ich unterhalte gerne. Und ich funktioniere nicht unter sadistischen Regisseuren, so was habe ich auch erlebt. Ich will eine Frau sein. Ich will komisch sein. Die Königsdisziplin ist der Humor. Die Leute lernen in „Dancing Stars“ jetzt eben eine neue Facette von mir kennen: eine Frau, völlig übermüdet, fertig, ohne Make-up – und schwitzend.