Kommt man erst jetzt darauf, wie wenig man benötigt?
LK: Wir haben zum Glück dieses Talent, dass wir nicht unbedingt viel brauchen für unser Glück. Wir leben in einer Zeit, wo wir diese wunderbaren Telefone haben. Wir haben mit unseren Verwandten in Australien, Italien und Amerika geredet. Wir sind zusammengerückt, aber worüber wir eigentlich wirklich erstaunt waren ist, wie glücklich wir zu Hause sein können. Einfach nur wir mit uns.
EA: Unsere Kinder haben von der Krise auf jeden Fall profitiert. Das ist eigentlich das größte Geschenk, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt sagen darf. Denn das Schlimme darf man natürlich nicht vergessen: Viele Existenzen hängen am seidenen Faden. Bei uns ist natürlich die große philosophische Frage, ob die Krise jetzt eine riesige Chance war für die Menschheit, ob die Leute verstanden haben, wie alles miteinander zusammenhängt und wie schnell unser System kippen kann. Jetzt ist natürlich erst einmal vorherrschend, dass jeder irgendwie überlebt und seine Brötchen wieder zusammen kriegt. Jeder hat Angst, das ist auch verständlich. Wenn wir Geldprobleme hätten, wäre es bei uns nicht anders. Die Corona-Krise wird nicht die letzte Krise gewesen sein. Es werden noch andere Viren kommen oder andere Finanzkrisen. Die Frage ist, wohin das führt. Wenn ich Macht hätte würde ich sagen: Freunde, stopp, nutzen wir die Chance und gehen wir zwei Schritte zurück.
LK: Der wahre Wert ist die Verbindung zwischen Menschen, das haben wir entdeckt.
EA: Alles, was wir brauchen, hatten wir während der Corona-Krise innerhalb unserer vier Wände: die beiden Kinder, eine Frau, die man liebt und ein bisschen Essen. Das ist eigentlich schon 98 Prozent vom Glück. Der Rest, diese zwei Prozent, ruinieren unsere Erde. Das muss man wirklich so sagen. Das ist reine, dumme Verführung.
LK: Wir müssen verstehen, wie fragil wir wirklich sind. Erstaunlich zu merken: Das alles passiert wegen dieses klitzekleinen Virus – und plötzlich ist dieses ganze System ausgeknockt.
Sie machen auch Musik gemeinsam. Haben Sie während des Lockdowns Zuhause gespielt?
EA: Nein, wir kommen ja nicht dazu. Zuerst kommen die Serien, dann die Kinder, doch die Lust ist da.
LK: Wir sind in unserer Ehe in den letzten zwölf Jahren nie sechs, sieben oder acht Wochen am Stück zusammen gewesen. Vielleicht waren wir auch deswegen so zutiefst dankbar dafür.
Wir waren in unserer Ehe in den letzten zwölf Jahren nie sechs Wochen am Stück zusammen. Immer drehte einer von uns irgendwo. Vielleicht waren wir auch deswegen so zutiefst dankbar dafür.
Sie leben eine Fernbeziehung. Wie machen Sie das?
EA: Das ist ganz unterschiedlich. Zwischen einem und fünf Tagen in der Woche bin ich in Deutschland. Dadurch, dass ich schon sehr lange bei „Sturm der Liebe“ dabei bin, habe ich das Privileg zu sagen: Ich mach das gern weiter, aber schiebt mich so zusammen wie es geht, denn ich würde gerne die Hälfte meiner Zeit bei meiner Familie sein.
Sie sind 2009 bei der Serie eingestiegen. Wie viele Folgen sind das bisher? 3000?
EA: Wir kommen jetzt langsam auf die 3.500 Folge zu. Ich bin eingestiegen bei Folge 884. Ich bin mittlerweile ein Relikt der Serie.
Sie waren vorher zehn Jahre am Theater an der Josefstadt – und dann landet man plötzlich in einer solchen Rolle, die man elf Jahre lang spielt, mit 2.700 Folgen. Was ist das für ein Gefühl für einen gefeierten Bühnenstar?
EA: Als ich hörte, dass ich in einer Serie spielen soll, sagte ich zunächst Nein. Es hat mich nicht interessiert und ich kannte auch „Sturm der Liebe“ nicht. Manchmal ist es so im Leben, dass man bekommt, was man nicht will, und dann habe ich mich geeinigt und diese Rolle wurde für zehn Monate mit mir besetzt. Damals haben wir uns Sorgen gemacht. Zehn Monate, wie wird das sein? Und dann hat es sich als ein Riesenerfolg herausgestellt.
LK: Damals hatten wir noch die Hoffnung gehabt, er behält die langen Haare und kommt gleich wieder. Nichts davon war der Fall.
EA (lacht): Für den Fernseharzt Dr. Niederbühl, der ja eigentlich sehr konservativ ist, habe ich verdammt lange Haare. Ich hab die längsten Haare, die je in dieser Serie an einem Mann gezeigt wurden. Meine Rolle hat einen unglaublichen Vorteil: Ich darf wirklich alles spielen. Ich war scheinbar schwul, verheiratet mit einem Mann, ich war mal blind, natürlich verliebt, verlobt, verheiratet mit vielen Frauen. Ich darf Comedy, ich darf Tragödie, ich darf alles. Ich würde mir natürlich ein halbes Bein ausreißen, um auch einmal in der „SOKO Donau“ einen Kommissar spielen zu dürfen, aber insgeheim muss ich sagen, diese Spielmöglichkeiten, die mir da geboten werden, sind unglaublich. Es macht einfach wirklich Spaß. Wir erzählen ja Märchen. Es gibt keine Grenzen für uns. Die Bösen sind richtig böse, bis hin zu Mord und Totschlag. Es ist keine Kinosituation, bei der ein Wort, ein Blick, ein Satz gesagt wird und dann wartet man vier Stunden und muss alles noch mal machen, sondern wir haben wirklich 20 Minuten Zeit, ein Minitheaterstück auf die Bühne zu bringen, mit allem, was da an Kreativität eingeflossen ist und an Ideen. Das ist eine unfassbare sportliche Herausforderung.