Sie waren ab 2013 vier Jahre lang am Burgtheater, haben Turrini gespielt. Geben Sie zu: Sie haben die Kritiken sehr wohl gelesen.
Genau, ich hab sie gelesen. Und ich hab dieselbe Erfahrung gemacht und wollte mich dann mit den älteren Kollegen austauschen, wie man jetzt damit umgeht, dass der „Standard“ auf einen einschlägt.
Das Burgtheater war nicht einfach. Es gibt die alten Platzhirschen, die nicht immer die Amikalsten sind.
Wie ging es Ihnen am Burgtheater?
Es war sicher nicht einfach, wenn man in ein bestehendes Ensemble kommt. Es gibt die alten Platzhirschen, die sicher nicht immer die amikalsten sind, um es sehr vorsichtig auszudrücken. Ich kam natürlich auch in einer extrem schwierigen Zeit. Ich wurde von Matthias Hartmann geholt, der mich aus Film und Fernsehen gekannt hat und der progressiv dachte. Er war einer der sagte: Ich verbiete meinen Schauspielern nicht zu drehen, im Gegenteil, ich fördere das, weil es zu meinem Theater zurückkommt und meine Auslastung dadurch größer wird. Und dann kam Karin Bergmann, die eine andere Aufgabe gehabt hat. Sie hat diesen Karren wieder versucht in Fahrt zu kriegen, die Kollateralschäden möglichst gering zu halten. An der Burg ist es nicht unbedingt einfach als Junger. Trotzdem kann ich unter dem Strich sagen, dass diese Zeit eine sehr lehrreiche war und ich in den Genuss kam, mit der Creme de la Creme der deutschsprachigen RegisseurInnen zu arbeiten und mit unglaublich talentierten Kollegen gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Alleine dafür will ich diese Zeit nicht missen.
2018 sind Sie dann ans Berliner Ensemble gewechselt.
Karin Bergmann und ich haben uns dann getrennt. Ich habe etwas gesucht, eine neue Stadt, wo jemand Lust hat, progressiv zu denken, ein neues Team zusammenbaut. Oliver Reese, der das Berliner Ensemble von Peymann übernommen hat, hat mich dann engagiert.
Sie und Ihre Frau haben damals in Wien gelebt?
Ja. Uns war sofort klar: Wir gehen jetzt nach Berlin.
Mit 28 wurden Sie zum zweiten Mal Vater. Das war schon leichter, nehme ich an?
Ja, das war dann auch geplant. Mein zweiter Sohn ist in Wien zur Welt gekommen, er ist halb Österreicher, halb Deutscher, auch von der Lebenszeit, weil wir ja pendeln.
Haben Sie gerechnet, dass man Sie am Reinhardt-Seminar aufnimmt?
Nein, um ehrlich zu sein bin ich hingegangen, weil ich wissen wollte, wie weit ich komme. Und irgendwie hatte ich auch so eine komische Lust, so eine komische Faszination, mich vor jemanden hinzustellen und testen zu lassen. Ich wollte es nicht verbissen, deshalb wurde ich wahrscheinlich aufgenommen.
Sie standen für Urs Eggers Film „Das jüngste Gericht“ mit Christoph Waltz vor der Kamera. Er hat spät eine Weltkarriere gemacht.
Es sind manchmal die Zufälle im Leben, die einen plötzlich in eine ganz andere Richtung bringen. Er hätte hier weiterspielen können, wollte aber nicht mehr. Er war fast schon ausgebrannt. Das hat man ihm auch irgendwie angemerkt. Er war sehr zurückgezogen, sehr ruhig, sehr professionell, er hat keinen Smalltalk geführt. Ich habe ihn leider nicht wirklich kennengelernt. Er war in der Maske, dann im Trailer, hat gearbeitet, saß dann wieder im Trailer. Später wurde mir klar, was da eigentlich schon in ihm vorgegangen sein muss. Er wollte das nicht mehr, er brannte nicht mehr für diesen Beruf, das Feuer schien ausgegangen zu sein. Und dann ist das Feuer zurückgekommen: beim Casting mit Quentin Tarantino. Anders kann man’s wohl nicht erklären.
Christoph Waltz war fast schon ausgebrannt. Er wollte nicht mehr, das Feuer schien ausgegangen zu sein.
Würden sie gerne einmal mit Tarantino drehen?
Ja, absolut. Ridley Scott, Steven Spielberg, Martin Scorsese, auf der Arthouse Schiene Darren Aronofsky, Terrence Malick und Chloe Zhao – das sind Regisseure, die ich richtig cool finde.
Fotos: Josef Fischnaller