Netflix sucht für seine Erfolgsserien talentierte Schauspieler, die sie zu Stars machen.
Netflix denkt eben global. Berühmtheit ist dabei nicht unbedingt wichtig – außer wir reden von der absoluten Top-Liga wie Scorsese und De Niro. Ob jemand ein lokaler Star ist, egal ob in Deutschland, Italien oder Frankreich, interessiert Netflix überhaupt nicht.
Wie gehen Sie mit der plötzlichen Popularität um? Werden Sie auf der Straße angesprochen?
Ja, hin und wieder. Ich find es nett. Oft merkt man ja auch, dass die Leute einen anschauen und sich dann aber nichts zu sagen trauen. Seit letzten Oktober bin ich nicht mehr so viel unter Menschen. Ich bin durch die vielen Lockdowns oft zu Hause und sehe, wenn eh wieder nur Menschen, die man kennt. Bei unseren Instagram-Accounts, auch bei den anderer Hauptdarsteller, hat sich jetzt ganz Südamerika auf uns gestürzt, die Brasilianer, Chilenen, Argentinier, die fahren so auf uns ab. „Barbaren“ hat sich dort lange auf Platz eins gehalten.
Jetzt kommt die zweite Staffel. Sie drehen ab dem Sommer?
Ja, wir fangen im Juli an. Es werden rund 80 Drehtage bis Jahresende sein.
Ihre Karriere hat im Alter von zwölf Jahren mit einem Schäferhund begonnen: mit „Kommissar Rex“.
Mein Vater ist Produktionsleiter beim Film gewesen, er kannte die Branche natürlich. Meine Schwester wurde als Erste gefragt, die ein Jahr jünger ist als ich, sie spielte noch mit Tobias Moretti als Kommissar. Als ich hörte, dass sie 2.000 Schilling am Tag verdient (Anm.: ca. EUR 145), dachte ich mir: „Wow, die wird Millionärin!“ Das will ich auch. Mein Vater hat mich zu Agenturen gebracht, zu Castings, und irgendwann landete ich auch bei „Kommissar Rex“, dann bereits mit Gedeon Burkhard in der Rolle des Kommissars.
Der Regisseur Andreas Prohaska bot Ihnen gleich nach der Matura eine Hauptrolle in seinem Horrorfilm „In 3 Tagen bist du tot“ an.
Ich wollte eigentlich eine Pilotenausbildung machen. Mit diesem Projekt hat alles begonnen. Wir waren ja eigentlich alle Laiendarsteller, aber das hat mir so viel Spaß gemacht, als das Drehen dann eine andere Dynamik, Dimension und Qualität bekommen hat.
Sie sind ja relativ rasch im Traunsee versenkt worden.
Ich hatte 15 Drehtage. Da habe ich beschlossen: Wenn ich Projekte annehme, dann versuch ich das so zu machen wie damals.
Sie haben mit dem Reinhardt-Seminar erst mit 23 Jahren angefangen, da hatten Sie schon etliche Filme gedreht.
Ich habe nur gedreht und mir gedacht, ich komme gut über die Runden und kann meine Miete zahlen, aber mein Kopf wird zu wenig gebraucht. Also habe ich angefangen zu studieren.
An der Universität für Bodenkultur in Wien.
Genau, ich studierte Umwelt- und Bioressourcenmanagement und war dann auch fast fertig mit dem Studium. Ich wollte meinen Kopf anstrengen, um mich zu bilden. Umweltmanagement hat mich schon immer interessiert, und mir war damals klar, dass die Klimasache akut wird.
Mit 19 Jahren haben Sie die Schauspielerin Sabrina Reiter kennengelernt, ein Jahr später wurden Sie Vater.
Mein Sohn Finn war nicht geplant, aber sehr erwünscht. Es war anfangs für mich auch ein unglaublicher Schock und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, so jung Vater zu werden. Ich hatte auch Existenz- ängste: Mit 20 bereits diese Verantwortung? Schauspieler ist ja kein Job, wo ich weiß, ich kriege am Monatsletzten mein Gehalt. Meine Mama sagte aber: Selbst wenn du einmal finanziell Probleme hast, es ist dir hoffentlich klar, dass wir hinter dir stehen. Du musst dir keine Gedanken machen, dass du dein Kind nicht ernähren oder deine Miete nicht bezahlen kannst. Das ist eine luxuriöse Sache, dass man Eltern hat, die sagen: „Du, ich bin da, wenn es Probleme gibt.“ Das macht es natürlich leichter. Natürlich wäre es eine Katastrophe für mich gewesen, zu meinen Eltern zu gehen. Aber das Wissen war beruhigend und hat Sicherheit gegeben.
Dann kam „Mitten im Achten“, von ORF-General Alexander Wrabetz als die große Innovation der größten Programmreform aller Zeiten proklamiert. Nach 56 Folgen wurde die Soap Opera abgesetzt. Hat die Häme geschmerzt?
Im ersten Moment war ich ziemlich stolz darauf, dass ich mich beim Casting durchgesetzt habe. Für mich war immer klar, dass durch das Tun ein ganz großer Effekt des Lernens kommt. Den kannst du nicht ersetzen durch nachdenken und Bücher lesen. Heute drehe ich nicht mehr alles, ich schau, ob die Figur für mich spannend ist, der Regisseur oder das Projekt interessant ist. Früher war ich nicht so, ich sah jede Rolle als ein Angebot zu lernen: Stellt’s mich vor die Kamera und lassts mich spielen. Als ich dann aber mitbekommen habe, wie das in die Hose geht, war das kein schönes Gefühl.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Nicht besonders gut. Ich gehe in jedes Projekt, das ich starte, mit der Einstellung rein: Das wird richtig, richtig gut. Nicht nur, dass ich den Anspruch habe, dass meine Arbeit richtig gut wird, sondern dass alle ihre Arbeit richtig gut machen und somit das Endprodukt richtig gut wird. Und wenn das dann nicht so ist, oder selbst ich auch das Projekt nicht mehr gut finde, ist es natürlich jedes Mal hart und schmerzt auch. Es gehört dazu, und irgendwie muss man damit umgehen. Am Theater habe ich gelernt, was viele alte Kollegen mir gesagt haben: Lies keine Kritiken. Ich kenne viele Künstler und Schauspieler, die sagen: „Ich lese das nicht mehr.“ Es können 50 gute Kritiken sein und eine Negative, doch diese eine Negative bleibt hängen und wurmt.
Fotos: Josef Fischnaller