Sie wurden durch Ihre Hauptrolle in der Netflix-Serie „Barbaren“ über Nacht weltweit bekannt. Das Historienepos war die erfolgreichste nichtamerikanische Serie in den USA. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?
Ich hatte das Glück, dass mit Barbara Eder eine Österreicherin Regie führte. Österreich ist klein und das Business ebenso, man kennt sich, auch wenn man sich nicht kennt. Sie hat mich vorgeschlagen.
Sie hatten dann mehrere Castings. Wie erfuhren Sie, dass Ihnen auch Netflix die Rolle anvertrauen wollte?
Ich war irgendwann in Berlin einkaufen, stand zwischen dem Gemüse und dem Obst, als der Anruf von meiner Agentur kam: „Laurence, du hast die Rolle.“ Ich habe meiner Frau alles in die Hand gedrückt und gesagt: Ich muss kurz raus.
War Ihnen klar: Das ist der Durchbruch?
Noch gar nicht. Ich dachte mir eher: Was ist, wenn ich dem nicht gewachsen bin? Dieses Projekt war so groß und ich hatte die Sorge, dass mir das über den Kopf wächst und ich es nicht stemmen kann. Eine Hauptrolle bedeutet immer auch eine besondere Verantwortung und bei diesem speziellen Projekt verbunden mit einer monatelangen Vorbereitung.
Es war grandios gespielt.
Danke. Ich hatte insgesamt rund 50 Drehtage von Juli bis Anfang Dezember 2019, die meisten in der Nähe von Budapest. Einen Monat lang waren wir schon vorher in Ungarn, ich hatte Schwert-, Reit- und Lateintraining. In Latein an der Schule haben wir natürlich nie gelernt, wie man die Sprache ausspricht, die Phonetik im Lateinunterricht ist ja vollkommen uninteressant.
Haben Sie genau gewusst, was Sie sagen?
Ja, jedes einzelne Wort. Weil ich natürlich auch wissen wollte, zu welchem Punkt ich welche Informationen gebe. Dazu muss ich aber wissen, was der Satz bedeutet, damit ich spielen kann, was will ich.
Konnten Sie reiten?
Ein bisschen. Ich habe für „Servus TV“ mal eine Fernsehserie, „Gestüt Hochstetten“, gespielt. Da konnte ich reiten lernen, aber richtig habe ich es erst mit unserem ungarischen Horse Master, einem Pferdemeister, gelernt, der uns das für „Barbaren“ beigebracht hat. Er macht das sehr pragmatisch und sagte zu mir: „Das ist ein Pferd, setz dich drauf und reite.“ Und nach der ersten Stunde hat er gesagt: „Wir galoppieren jetzt.“ Der hat mich da durchgejagt, und diese Pferde waren auch top trainiert, fein eingestellt, sodass das ausgezeichnet funktioniert hat.
Wie muss man sich die großen Schlachtenszenen im Teutoburger Wald vorstellen? Da müssen ja hunderte Komparsen vor Ort gewesen sein, selbst wenn das in der Post-Production noch größer dargestellt wurde.
Es waren 200 Komparsen vor Ort, und wenn’s da heißt „Background Action!“ haben diese 200 Mann plötzlich angefangen zu kämpfen und laut zu brüllen. Ein Chor von 200 Männern, die „Krieg!“ schreine – das ist heftig. Wie ich das zum ersten Mal gehört habe, bekam ich eine Gänsehaut. Mein Herz raste und das Adrenalin ist hoch geschossen, ich war kurz einfach high. Man konnte ahnen, was das in einer realen Schlacht ausgelöst haben muss.
Wie haben Ihre Frau und Ihre Kinder auf den langen Dreh reagiert? Sie waren monatelang von zu Hause weg?
Der Wald, das Germanendorf, war eine Stunde von Budapest entfernt. Sie sind mich immer wieder besuchen gekommen. Und Finn, mein Großer (Anm.: heute 13 Jahre alt), war ja dort, weil wir auch zusammen gearbeitet haben.
Er hat den jungen Arminius gespielt, also Ihre Rolle als Kind?
Ja, der dann von den Römern mitgenommen und aufgezogen wurde. Hierzu fällt mir ein: Ich fand es auch richtig gut und dramaturgisch einfach einen unglaublich schlauen Zug, dass man die Serie auf Lateinisch dreht: Einen Römerfilm, so wie sie damals tatsächlich gesprochen haben.
Fotos: Josef Fischnaller