Sie arbeiten als Fotografin für den „Playboy“, aber auch für die „Vogue“. Haben Magazine wie der „Playboy“ überhaupt noch eine Berechtigung?
Ich bevorzuge eigentlich den Vintage-„Playboy“. Mein ganzes Haus ist gestylt wie ein Vintage-„Playboy“-Magazin. Damals war das nämlich noch Kunst und sehr real. Ich glaube, damals gab es keine falschen Brüste. Man liest eine Menge von Hugh (Anm.: Hefner, Gründer des „Playboy“) und ich finde, er hat uns Frauen und die Stärke der Frauen sehr unterstützt. Der „Playboy“ hatte auch eine Reihe von schwarzen Playmates und über die Jahre setzte sich das Magazin öffentlich für die Gleichberechtigung unter den Rassen ein. Ich denke, dass der „Playboy“ etwas wirklich Gutes getan hat, als ich für ihn fotografiert habe. Sie haben versucht, zu diesen wirklich künstlerischen Covern zurückzukehren, die man als Poster in seinem Zimmer aufgehängt hat. Das war wirklich schöne, echte Fotografie.
Irgendwann in den 2000er-Jahren wurde der „Playboy“ sehr kitschig, und sie haben die gute Fotografie und die Kunst dahinter verloren. Denn es geht nicht nur um Sex, es geht um Sex und Kunst und die tiefere Bedeutung dahinter.
Ein schwieriges Thema in Zeiten von #MeeToo.
Ja, es ist heute schwer. Denn die Leute nehmen ein oder zwei Aussagen, und schon ist jeder ein Rassist oder Sexist. Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, weil ich Angst habe, dass es falsch verstanden wird. Männer in den USA dürfen heutzutage nicht mehr sagen, dass sie Frauen schön oder sexy finden. Ich möchte zu dem Punkt zurückkehren, dass es Männern und Frauen erlaubt ist, anders zu sein. Wir müssen nicht alle gleich sein. Ja, wir sind alle fähig, alles zu tun, aber wir sollten die Unterschiede trotzdem feiern. Frauen sagen heute: „Oh, wir wollen nicht, dass uns Bauarbeiter nachpfeifen!“ Und ich sage: „Darling, das wirst du wollen. In 20 Jahren werdet ihr euch wünschen, dass sie es tun.“ (lacht) Also sagt das jetzt nicht, denn ihr werdet es vermissen. Ich glaube, Frauen brauchen das immer noch. Ich vermisse wirklich die Zeit, als Männer noch Männer waren und wir feiern konnten, dass eine Frau sexy ist. Wir sollten unsere Körper zelebrieren. Es spielt keine Rolle, ob jemand hinschaut, aber ich liebe es, das zu feiern, was ich jetzt habe.
Ich vermisse die Zeit, als Männer noch Männer waren und wir feiern konnten, dass eine Frau sexy ist. Ich vermisse es, dass mir ein Mann sagt, dass ich schön bin.
Ihre Werke und Arbeiten sind weltweit gefragt.
Ja, ich bin durch die ganze Welt gereist, seit ich in meinen 20ern angefangen habe zu fotografieren. Ich hatte Agenten nicht nur in den USA, sondern auch in Dubai, London und Paris. Im Moment habe ich einen Agenten in München, der sich um die Lizenzierung meiner Bilder kümmert. Und dann habe ich noch Kunstagenten in New York. Ich habe allein acht Agenten für mein Haus, das ich für Fotoshootings und Film-Dreharbeiten vermiete. Ja, ich habe eine Menge Agenturen, mit denen ich mich ständig beschäftigen muss, jede sitzt in einem anderen Land.
Viele Fotografen haben heute einen sehr realen, fast dokumentierenden Stil.
Ich persönlich finde, wir sind ein bisschen zu weit gegangen. Aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Alle wollen Akne zeigen und versuchen, so schockierend zu sein. Ich möchte immer noch Leute fotografieren, die sich um ihre Hygiene kümmern und schöne Menschen. Das bin einfach ich. Ich mag den Glamour. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals von dem Glamour des Make-ups oder dem Anschauen eines schönen Bildes lösen kann.
Wie wichtig ist Social Media für Ihren Beruf? Sie haben allein auf Instagram 146.000 Follower.
Ich bin schon seit den Tagen von Myspace, da war ich ungefähr 17, in den sozialen Medien aktiv. Ich vernetze mich mit Make-up Artists und Haar-Stylisten und mit meinem ganzen Team, mit dem ich heute noch zusammenarbeite. Wir arbeiten seit etwa 18 Jahren zusammen und haben uns alle bei Myspace kennengelernt. Und ich war schon immer ziemlich gut mit den sozialen Medien. Damals hatte ich schon eine Menge Follower. Ich habe immer versucht, mich für jeden Kommentar oder jede Unterstützung zu bedanken. Und dann ging es zu Instagram und ich habe dadurch eine Menge Arbeit bekommen. Ich glaube, Prominente, die mir gefolgt sind, wollten irgendwann schließlich mit mir arbeiten. Es ist wirklich wichtig, aber genauso auch, sich selbst im Zaum zu halten und Dinge im echten Leben zu tun. Es kann auch sehr deprimierend sein, sich mit anderen zu vergleichen.
Ich bin eine Geschäftsfrau, die gutes Geld verdient und dann ein bisschen ein Rockstar-Leben hat.
Die Bilder des Wiener Fotografen Pedro Almohada zeigen Sie sexy und provokant, inszeniert wie eine „Kitsch Bitch“. Wie ist die echte Jamie?
Kitsch Bitch (lacht), ich mag das, warum nicht? Ehrlich gesagt bin ich eigentlich ziemlich introvertiert. Ich bin sehr viel für mich allein und ich liebe es. Nur bei meinem Job bin ich extrovertiert, da leite ich die ganze Show. In letzter Zeit habe ich auch hin und wieder in die Model-Rolle übernommen, was Spaß gemacht hat. Dann gebe ich ab und zu Partys und da bin ich natürlich der Entertainer und verrückt danach. Die meiste Zeit verbringe ich aber in Jogginghosen, voller Dreck, pflanze meinen eigenen Rasen und hantiere mit allen möglichen Werkzeugen im Garten.
Sie arbeiten viel mit Stars und Prominenten. Ist das manchmal schwierig?
Ich hatte bisher wirklich gute Kunden, die einfach großartige Menschen sind. Was mich umgehauen hat und mir Selbstvertrauen gab, ist, dass Prominente, bei denen ich Angst hatte, dass sie in meinem bescheidenen Heim vorbeikommen, weil sie in einer 39-Millionen-Dollar-Villa leben, großartig waren. Die Kardashians zum Beispiel. Ich hatte zwei Kardashians zu verschiedenen Zeiten bei mir daheim: eine, die ich fotografiert habe, und eine zweite, die mein Haus gemietet hat. Es war einfach interessant zu sehen, wie sie beeindruckt sind, obwohl sie Milliarden von Dollar haben. Das Faszinierende war: Sie wollten mein Badezimmer kopieren, das ich mit billigen Fake-Fellen für 74 Dollar und einem Tacker selbst gemacht habe. Das zeigt, dass es keine Rolle spielt, wie viel Geld man hat, man kann ein Zimmer für 74 Dollar einrichten und Leute beeindrucken, die Milliarden haben. Viele von ihnen haben ihr ganzes Leben mit viel Geld zu tun und verfügen nicht über die Kreativität, die man durch Einfallsreichtum und das Erlernen künstlerischer Fähigkeiten entwickelt.
Es spielt keine Rolle, wie viel Geld man hat. Man kann ein Zimmer für 74 Dollar einrichten und Leute damit beeindrucken, die Milliarden haben.