Ihre letzten fünf Bücher waren alle auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Bei wie vielen verkauften Büchern liegen Sie heute?
Wenn man die Auslandslizenzen, die Hörbücher und E-Books mitzählt, etwa bei 22 Millionen. Es sind nicht nur die Buchhandlungen, sondern auch Tankstellen, Supermärkte, Kioske, Trafiken, Flughäfen, die meine Bücher verkaufen.
Damit sind Sie wohl die erfolgreichste deutschsprachige Autorin der Gegenwart. Es gab jedoch auch Zeiten, wo sich Ihre Bücher kaum mehr verkauften. Was haben Sie aus diesen Phasen mitgenommen?
An erster Stelle Dankbarkeit. Mithilfe meiner Leserinnen und Leser, die mir ihre Lebensgeschichten anvertrauen, gelang nach einer langen Durststrecke ein völlig neues Genre: Tatsachenromane. Wahre Geschichten. Tiefe Schicksale. Das ist wie der berühmte Fachwechsel bei Schauspielerinnen oder Sängerinnen: irgendwann wird es das ernste Fach.
Sie schrieben am Anfang unterhaltsame Liebesromane, mit „Das Superweib“ gelang Ihnen auch im Kino der Durchbruch. Die Kritik bezeichnete Ihre Bücher trotz der Verkaufserfolge damals oft als „seicht“. Hat Sie das gekränkt?
Als klassische Sängerin, die hart für eine mittelmäßige Gesangskarriere gearbeitet hat, kann ich gut mit dem Unterschied zwischen E-Musik und U-Musik umgehen. Ich habe größten Respekt vor Kunst und Literatur, aber mit Belletristik den viel größeren Erfolg. Ich sehe das nach dem Motto: leben und leben lassen. Alles hat seine Berechtigung, seinen Wert und zum Glück auch sein Publikum.
Ich habe mich damals für meinen jetzigen Ehemann Engelbert entschieden und damit meine Karriere aufs Spiel gesetzt.
Als wir einander in den 1990er-Jahren kennenlernten, waren Sie in einer Lebenskrise. Die Beziehung mit Ihrem Lebenspartner, einem Kölner Arzt, mit dem Sie vier Kinder haben, war gescheitert, Ihr jetziger Ehemann Engelbert Lainer war neu an Ihrer Seite. Die Medien berichteten gehässig, Sie mussten ganz von vorne beginnen. Dachten Sie damals, dass es noch einmal ganz nach oben gehen würde?
Nein, das dachte ich ganz sicher nicht. Ich hatte mich damals für meinen jetzigen und einzigen Ehemann Engelbert entschieden und damit meine gesamte Karriere aufs Spiel gesetzt. Damals wie heute würde ich wieder so handeln. Aber dass ich es – übrigens mithilfe meines Mannes, der immer an mein Schreibtalent glaubte und sogar einmal mit einem Manuskript zur Frankfurter Buchmesse fuhr, weil mir dazu der Mut fehlte – noch einmal und sogar ganz anders wieder geschafft habe, macht mich einfach nur dankbar und glücklich. Das war übrigens der erste Tatsachenroman, an den damals keiner glaubte.
Sie geben in Ihrer Salzburger Romanwerkstatt Schreibseminare. Hat jeder das Zeug zum Autor?
Das ist so ähnlich wie beim Singen: Singen und Schreiben ist wie Fliegenkönnen für die Seele. Ich helfe den Menschen mit großer Schreibfreude, ihre Erlebnisse und Empfindungen so bunt, kurzweilig und spannend in Worte zu fassen, dass es auch andere lesen wollen. Das ist ein Handwerk, das ich inzwischen wohl beherrsche und von Herzen gerne weitergebe. In den Schreibseminaren wird viel gelacht und es kommen auch tiefe Emotionen zutage. Mein Mann bekocht und bewirtet die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aufs Feinste, so dass man ein Wochenende wie bei Freunden verbringt.
Welche Themen werden Ihnen zugeschickt und welche haben eine Chance, ein Bestseller zu werden?
Ich bekomme pro Tag durchschnittlich vier bis fünf Leben anvertraut, und unter Hunderten finde ich dann den einen Volltreffer, der zu einem Bestseller taugt. Beispielsweise letzte Zeitzeugen vom 2. Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, so wie unfassbare DDR-Schicksale mit Flucht und Gefängnis, aber auch zeitgemäße Stoffe wie häusliche Gewalt, Kampf gegen Krebs, Zwangsverheiratung, das Leben mit einem Narzissten, die Liebe zu einem Priester oder eine Fünflingsgeburt mit Folgen. Wenn bei mir der Funke springt, wird er auch bei meinen Lesern und Leserinnen springen. Das hat sich bewahrheitet.
Sie leben seit vielen Jahren in Salzburg. Was macht die Lebensqualität aus?
Salzburg war schon immer meine Lieblingsstadt, seit ich in den Achtzigerjahren hoffnungsvoll die Meisterkurse am Mozarteum besucht und davon geträumt habe, einmal im Festspielhaus auf der Bühne zu stehen. Nun wohne ich seit über zwanzig Jahren in der Altstadt und höre die Jedermann-Rufe auf der Dachterrasse. Es ist diese Mischung aus Weltstadt während der Festspiele, verträumter Kleinstadt im Herbst, zauberhafter Winterlandschaft mitsamt Christkindlmarkt und Skipisten und Wanderparadies mitsamt unzähligen Badeseen im Sommer. Ein Ganzjahres-Paradies mit Herz und Charme, in dem die Leute einen mit „Griass di“ grüßen und mir aufgrund meines deutschen Akzents im Supermarkt an der Kasse noch „einen schönen Urlaub“ wünschen.
Wie sieht Ihr Leben, Ihr Alltag in Salzburg aus?
Bei schönem Wetter ziehe ich morgens die Jogging- oder Wanderschuhe an und genieße die Berge im Salzkammergut. Bei Wolken am Himmel setze ich mich nach meiner morgendlichen Pilates-Stunde an den Schreibtisch und tauche in meinen aktuellen Roman ein: eine faszinierende Parallelwelt, aus der ich erst abends wieder auftauche, um dann entweder noch über den Mönchsberg zu laufen oder mit meinem Mann zehn Sätze Tischtennis zu spielen. Ich schreibe
zwei Bücher pro Jahr. Das „Leichte“ erscheint immer
am 2. Mai, das „Schwere“ am 2. November.
Was kaum einer weiß: Die Handlung von Udo Jürgens‘ Erfolgsmusical „Ich war noch niemals in New York“ stammt von Ihnen.
Ja. Das hat mir damals großen Spaß gemacht, die Schlager von Udo Jürgens handlungstreibend zu einer generationenübergreifenden Geschichte zusammenzubauen, so dass Jung und Alt jahrelang in die Musicaltheater strömten. Plot, Figuren, Charakter und Dialoge sind aus meiner Feder. Übrigens damals ohne meinen Namen, denn der war wegen meiner privaten Sache jahrelang „verbrannt“. Heute geht er wieder. Ist das nicht schön?
Sie haben an der Hochschule für Musik in Köln klassischen Gesang studiert. Was ist das für ein Gefühl, gemeinsam mit Weltstars der Klassik auf dem OOOM-
Cover zu sein?
Das ist mir wirklich eine große Ehre! Zuerst dachte ich an einen Scherz, als ich gefragt wurde, aber dann habe ich meinen inneren Traum, einmal mit diesen Weltstars, die es im Gegensatz zu mir geschafft haben, auf einem Foto zu sein, immerhin stumm verwirklicht. Mit 66 Jahren muss ich nicht mehr im Festspielhaus singen, da müsste ich vorher auf die Notausgänge hinweisen.
Fotos: Roland Unger für OOOM