Sie gehören zum Organisations-Team der Olympischen Spiele. Wie erlebten Sie die Absage und Verschiebung auf das Jahr 2021?
Die Entscheidung zur Verschiebung der Olympischen Spiele kam vom IOC und dem japanischen Präsidenten. Wir, das Olympische Komitee, hatten sie zu akzeptieren.
Sie wollten die Olympischen Spiele unter das Motto der Menschlichkeit stellen. Sind Sie enttäuscht über die Absage oder sehen Sie jetzt die Möglichkeit, im nächsten Jahr noch mehr umzusetzen?
Wir hatten bei Olympia 2020 ein zeitliches Limit und unser Ziel war es, durch unsere Botschaften ein Klima der Verbundenheit zu schaffen, um so die Welt zu verbessern. Schließlich haben wir durch die Olympischen Spiele eine globale Bühne zur Verfügung. Ich neige dazu, Dinge positiv zu sehen. Es ist gut, dass wir ein Jahr mehr zur Verfügung haben, um noch mehr Energie in diese Projekte stecken zu können. Klar gibt es viele Menschen, die darunter leiden, dass die Spiele verschoben worden sind, ich allerdings sehe die Absage als Chance.
Die Pläne sind also nicht verworfen, sondern nur verschoben?
Wir nützen die Chance und erweitern das Konzept. Unser Ziel ist es, die Gesellschaft zu verbessern. Es ist zum ersten Mal in der Geschichte, dass die Olympischen Spiele verschoben worden sind. Bis jetzt wurde Olympia nur abgesagt, als Krieg war. Wir durchleben gerade die schlimmste Zeit in der Menschheitsgeschichte, vielleicht ist das jetzt die Chance, die Gesellschaft zu involvieren, um sie der guten Sache zu verpflichten.
Wir hatten bei Olympia 2020 das Ziel, ein Klima der Verbundenheit zu schaffen, um so die Welt zu verbessern. Ich sehe die Absage als Chance, nach Corona mehr Menschlichkeit in die Spiele zu bringen.
Es klingt so, als können Sie der Corona-Krise Positives abgewinnen?
2011 war in Japan das große Erdbeben. Wir haben von der ganzen Welt Unterstützung bekommen. Diesmal ist die gesamte Welt involviert. Wir müssen alle zusammenhalten, dann können wir auch zusammen wachsen. Mit ETIC mache ich sehr viel Jugendarbeit. Durch die Corona-Krise steht uns eine unsichere, unbekannte Zukunft bevor. Ich möchte also die Generation, die diese Unsicherheiten betreffen, in den Ideenprozess involvieren. Die Ideen der Jugend, wie wir alle zusammenwachsen könnten, kann ein Hoffnungsschimmer für unser aller Zukunft sein, z. B. von der Jugend initiierte Digitalkampagnen, die aufzeigen, wie jeder Einzelne von uns durch Menschlichkeit die Zukunft verbessern kann, und so die Welt zusammenwächst. Greta ist da ein gutes Beispiel. Sie versteht ganz selbstverständlich, dass die Welt uns allen gehört und wir alle zusammengehören.