Wie ist es, wenn zwei starke Charaktere privat aufeinandertreffen? Explodiert das manchmal?
Krisch: Nur.
Wünscht man sich manchmal, mit einem Bankbeamten zusammen zu sein?
Fuchs: Ich habe das vorher noch nie so erlebt. Die Beziehung zu meinem Mann ist schon etwas Besonderes. Wir brennen beide ständig, verbrennen uns aneinander, aber brennen auch gemeinsam. Alles ist mit Feuer unterbuttert.
Krisch: Larissa ist das Beste, was mir jemals passiert ist im Leben. Der schönste Mensch, den ich jemals getroffen habe ist die Frau, mit der ich zusammen bin. Schön vom Herzen und von der Seele. Lieber verbrenne ich mit Haut und Haaren – in den Flammen dieser Frau weiß ich wenigstens, warum ich gelebt habe.
Ihre Anfänge als Paar: Wie kam Krisch zu Fuchs?
Krisch: Durch Claus Peymann. Dieser Mann hat unser Leben bestimmt. Peymann hat „Richard III“ nach Wien gebracht. Peymann war 11 Jahre nicht in der Kantine zu sehen. Nach einer Probe kommt er plötzlich in die Kantine und fragt mich, wie es mir geht. Ich meinte, es wäre ja mal an der Zeit, etwas bei ihm zu spielen, und er antwortete, er hätte auch etwas für mich, wenn ich ihn schon so frage. Er hat mir dann den „Liliom“ am Berliner Ensemble angeboten.
Fuchs: Es war der Zeitpunkt, wo ich am Berliner Ensemble gehen wollte. Dann kam als Verlängerungsangebot die Julie dort zu spielen. Und irgendein Typ vom Burgtheater sollte die Hauptrolle spielen, hieß es. Einen, dessen Name ich nicht verstanden habe. Das war im Jahr 2012. Ich habe ihn dann versucht zu googeln mit verschiedenen Namensmöglichkeiten, „Kirsch“, „Kitsch“ etc. Außerdem wurde mir gesagt, ich solle keine Angst vor ihm haben.
Krisch: Ich habe sie dann auch gegoogelt, und habe ein Rollenbild von ihr gesehen, wo sie eine Japanerin spielte. Als ich zur ersten Leseprobe kam konnte ich keine Japanerin finden. Larissa war zu spät dran. Dann sagte die Regisseurin: Wir warten noch fünf Minuten. Sie kam bei der Tür rein und es traf mich wie ein Vorschlaghammer. Ich wusste: That’s it!
Fuchs: Ich komme immer offen rein in einen Raum und habe anfangs keine Meinung über die Menschen. Ich war zu spät dran, es war ja gar keine Zeit zu schauen. Mir ist aber aufgefallen, dass er mich nicht angesehen hat. Ich hatte das Gefühl, er ignoriert mich. Ich hatte schon gemerkt, dass da etwas ist, aber ich habe es nicht zugelassen. Ich hatte ein sechs Monate altes Baby und einen Mann. Das war einfach ein großes Nein für mich. Er hat mich zwar beeindruckt, was durch die Proben immer mehr wurde. In dem Stück berührten sich die zwei Rollen nicht, es gab da keine Nähe, keine Zärtlichkeit. Aber die Regisseurin wollte, dass wir uns küssen.
Krisch: Und ich sagte: „Nein!“
Larissa ist das Beste, was mir je passiert ist im Leben. Der schönste Mensch, den ich jemals getroffen habe. Schön vom Herzen und der Seele. (Johannes Krisch)
Wie haben Sie das aufgefasst?
Fuchs: Ich habe das persönlich genommen. Warum wollte er mich nicht küssen? Es kam mir wie eine Abfuhr vor. Er war cool, aber nicht charmant. Er ging sehr langsam, er rauchte immer. Als ich wusste, wie man ihn schreibt, googelte ich ihn und dachte mir nur: „Ach scheiße, Gott steh mir bei.“ Ich hatte Angst, dass etwas passiert.
Wie ging es weiter?
Krisch: Ich habe dich gefragt, ob wir zusammen essen gehen wollen. Und du hast gefragt: „Mit allen?“ Ich meinte: „Nur, wenn du noch jemanden mitnehmen willst.“
Fuchs: Wir waren ein paar Mal essen. Wir haben viel über die Rollen gesprochen. Wir waren ja beide verheiratet.
Krisch: Als dann die Rollen durchbesprochen waren, haben wir halt auch über das Private gesprochen. Dann haben wir immer mehr Zeit miteinander verbracht.
Fuchs: Ich habe mein Kind gelassen und bin zu diesem Mann gerannt. Wissen Sie, wie es mir dabei ging! Wie eine räudige Hündin kam ich mir vor. Wie kann man nur?
Wie lang dauerte es bis zum ersten Kuss?
Fuchs: Wir haben versucht, es so lange wie möglich hinauszuzögern. Wir haben ja schon miteinander gesprochen und darüber geredet, was das für Konsequenzen haben würde. Und die Distanz Wien – Berlin kam dazu. Die Angst war groß.
Krisch: Es ist ein Lebenskonstrukt zusammengebrochen.
Wann wussten Sie: es ist das Richtige?
Fuchs: Während der Proben. Das Gefühl wurde immer größer, bis es mich hatte. Ich war ein Strahl von Liebe.
Wann war der Punkt da, wo Sie Ihre Liebe zugelassen haben?
Fuchs: Als die Theaterferien im Juli kamen. Im März war die Premiere. Dann, im Sommer, sagte ich meinem Mann, dass er ausziehen soll. Ich bin mit meinem Kind zu meiner Mutter gefahren. Johannes habe ich gesagt, dass ich frei für ihn bin.
Krisch: Für mich war die Entscheidung vorher schon. Aber der Prozess hat sich verschleppt, nach dem Sommer war es so weit.
Wie hat Ihr damaliger Mann reagiert?
Fuchs: Er war zunächst damit einverstanden. Als dann herauskam, dass ich ihn für diese Zeit betrogen habe, war er natürlich verletzt.
Krisch: Für mich war es komplizierter, weil wir schon so lange verheiratet waren – 20 Jahre – und drei Kinder hatten. Sie hat mich schlussendlich damit konfrontiert, weil sie meinen Computer knackte. Wir haben geredet und es dann eben den Kindern gesagt, dass wir uns trennen. Dann bin ich nach Berlin gegangen, vier Jahre war ich dort. Ich bin immer von dort aus zum Burgtheater nach Wien gependelt.
Wo haben Sie gewohnt?
Fuchs: Wir haben in meiner alten Wohnung in Wedding gelebt. Ich hatte mein kleines Baby, es war wirklich eine durchgeknallte und schwierige Zeit. Wir hatten beide ein schlechtes Gewissen.
Krisch: Lola ist wie mein eigenes Kind. Ich habe sie ja kennengelernt, als sie sechs Monate alt war, habe auf sie aufgepasst und ihr die Windeln gewechselt. Ich mache keinen Unterschied zwischen meinen Kindern. Und irgendwann wollten wir dann ein eigenes. 2014 war es soweit.
Ich war so verknallt, dass ich acht Stunden im Auto von Wien nach Berlin gefahren bin, nur um sie für ein paar Stunden zu sehen. (Johannes Krisch)