Sie waren sieben Tage und 22 Stunden im Weltall. Haben Sie aus dem Training dafür und der Erfahrung des Aufenthaltes etwas mitgenommen, das Sie die Corona-Krise leichter überwinden lässt?
Ich stand der Situation nicht sehr aufgeregt gegenüber. Das war natürlich für uns alle eine neue Situation, aber ich hatte da keine Angstzustände oder so. Ob mir mein Ausflug ins Weltall dabei geholfen hat, weiß ich nicht. Aber natürlich waren das Erfahrungen, die einem im Leben generell helfen und vielleicht sogar in so einer Situation.
Sie sind bei der Vorbereitung auf Ihren Flug und den Aufenthalt in der Raumstation MIR durch Extremsituationen gegangen. Gibt es etwas, was Sie Menschen in der weltweiten Corona-Krise raten würden?
Da gibt es einiges, wobei in Österreich die Quarantäne zum Glück nicht so radikal war, dass man das eigene Haus nicht verlassen durfte. Wenn ich reflektiere, was macht man, wenn man in so einer Situation, in einer solchen Krise ist, dann ist Ordnung ein sehr wichtiges Thema. Wenn man in einer kleinen Gemeinschaft lebt, also mit einer Mannschaft oder mit der Familie, treten die Aspekte, die wichtig sind, in den Vordergrund. Dazu gehört, dass man die Team- oder Familienmitglieder versucht zu verstehen, versucht, auf sie einzugehen, und generell immer mit einer Wertschätzung und mit Respekt mit anderen Leuten umgeht. Wir hatten in der Mannschaft immer viel Spaß gemeinsam, obwohl die Arbeit sehr intensiv war. Was vielleicht auch wichtig ist, ist ein guter Stil der Kommunikation. In schwierigen Situationen ist es immer besser, klar zu kommunizieren, als herumzuschweifen, so dass sich die Kollegen oder andere dann nicht sicher sind, was man wirklich gemeint hat. Das habe ich für das Weltall gelernt und das gilt für Corona ebenso.
Haben Sie das Gefühl, dass man in Gefahrensituationen – und das ist bei einer Raumfahrtcrew vielleicht noch stärker ausgeprägt – näher zusammenrückt und merkt, dass man einander braucht? Kann das auch unsere Gesellschaft momentan sensibilisieren?
Ich glaube, es ist sicher so, dass man in Krisensituationen näher zusammenrückt. Ich merke das nicht nur in der Familie, sondern auch bei uns in der Firma. Da ist es immer so: Wenn es eng wird, wenn eine Krise ist, dann rücken wir alle zusammen und dann beginnt ein Erfahrungsaustausch, der intensiver ist als in den guten Zeiten. Wenn man sich gegenseitig hilft, kann der eine vom anderen auch mehr lernen und jeder kann so vom anderen profitieren und selbst etwas beitragen. Und wenn man selbst etwas beiträgt, fühlt man sich immer gut.
Ordnung ist in der Krise sehr wichtig sowie ein guter Stil der Kommunikation. Das habe ich für das Weltall gelernt und das gilt für Corona ebenso.
Manche meinen, dieser Virus sei ein Weckruf des Universums. Glauben Sie da an eine höhere Macht oder sehen Sie darin auch etwas Positives?
Ich glaube nicht an eine höhere Macht. Natürlich gibt es hier durchaus den einen oder anderen positiven Aspekt, das ist generell so bei Krisen. Es gibt nie nur Schlechtes, sondern immer wieder etwas Gutes und so werden auch jetzt verschiedene gute Dinge hervorkommen. Aber ich halte nichts davon, dass das von irgendeiner höheren Macht gesteuert ist. Ich glaube, wenn die Menschheit sich auf einem falschen Pfad befindet, dann braucht sie kein Corona-Virus, um das zu merken. Sie ist intelligent genug, um zu sehen, dass sie sich auf einem falschen Pfad befindet, und auch intelligent genug, um Kurskorrekturen durchzuführen.