Fotos: Jaguar
Es war ein Sieg, auf den das Jaguar TCS Racing Team seit Langem gewartet hatte. Und er war umso wichtiger, weil es am Ende des Rennwochenendes zu einem Doppelsieg wurde. Der Neuseeländer Mitch Evans, 27, hat Jaguar beim Formel-E-Prix in Rom zurück in die Spitzengruppe gebracht – und damit für den traditionsreichen Rennstall Geschichte geschrieben. Er ist der erste Fahrer, der beide Rennen an einem Formel-E-Doppelwochenende in Rom gewonnen hat. Auch Sam Bird, der Zweite im Jaguar-Formel-E-Team, fuhr ein beeindruckendes Rennen, bevor eine Kollision ihn zur Aufgabe zwang.
Vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe gewann Mitch Evans dann auch noch den Jakarta-Grand-Prix und liegt nun auf Platz 4 der Gesamtwertung, Jaguar TCS Racing in der Teamwertung auf Platz vier.
Was kann die Formel E? Wir sind auf Lokalaugenschein in Rom. Was kann die Formel E, gehört ihr, wie viele meinen, die Zukunft in einer Welt, wo auch der Motorsport – endlich – elektrisch geworden ist?
CIRCUITO CITTADINO DELL’EUR, ITALIEN: Doppelsieg für Mitch Evans (Neuseeland), Jaguar TCS Racing, mit James Barclay, Team Director Jaguar TCS Racing (Foto: Andrew Ferraro / LAT Images)
Größenwahn. Das Stadtviertel EUR zeugt bis in die Gegenwart vom Machtanspruch und Größenwahn seines Erbauers. Benito Mussolini beauftragte in den 1930er-Jahren gleich fünf Architekten, ein neues monumentales Stadtviertel für die geplante Weltausstellung 1942 zu errichten. Der Palazzo della Civiltà Italiana bildet dabei das Herzstück des gigantomanischen Projektes und wird aufgrund der insgesamt 216 Rundbögen auch das Colosseo Quadrato, das quadratischen Kolosseum, genannt. Heute ist der perfekte symmetrische Bau das Headquater der Nobelmarke Fendi.
„Una fest sul asfalto“, ein Fest auf dem Asphalt, feiern die Italiener gern. Denn wenn es ums Feiern geht, machen sie gute Figur. Und so fand sich stilgerecht eine wirklich schöne Gesellschaft im Palazzo Dei Congressi ein, wo zum dritten Mal in der Geschichte ein Formel-E-Rennen stattfand. Ganz ohne Ferrari & Co., denn man geht ja mit der Zeit und ist umweltbewusst.
Aus dem eher kargen Veranstaltungsplatz schafften es die Veranstalter eine perfekte Eventlocation zu kreieren, die dem Paddock Club bei der Formel 1 in nichts nachsteht. Jedes Team hatte seinen eigenen VIP-Bereich, schon am frühen Vormittag wurden Cornetti, verschiedene Süßigkeiten und später sämtliche italienische Köstlichkeiten angeboten. Das Warten auf den Beginn des Rennens fiel da nicht schwer. Der Food Court bot knusprige Pizza aus dem Ofen, frische Pasta und jede Menge anderer lokaler Spezialitäten. Als dann noch der in die Jahre gekommene italienische Popsänger Pupo seinen Hit „Su di noi“ auf der Bühne schmetterte, fühlte man sich tatsächlich wie bei einem italienischen Volksfest.
Das Rennen selbst wurde von der Tribüne aus verfolgt. Es ist ein noch nie erlebtes Gefühl, wenn Rennautos in großer Geschwindigkeit an einem vorbeirasen – und kein Ton der Motoren zu hören ist, nur das Bremsen von Reifen auf dem Asphalt.
Formel E-Gewinner Mitche Evans (g.l.) mit Verlegerin Christina Zappella-Kindel (g.r.) am Podium bei der Preisverleihung. Der Circuito Cittadino dell‘EUR ist eine der längsten Strecken des Rennkalenders und führt um den Obelisco di Marconi vor der Kulisse des berühmten Colosseo Quadrato.
In den ersten zehn Minuten des Rennens gelang Mitch Evans ein entscheidendes Überholmanöver gegen Jake Dennis, das ihm später den Sieg bringen sollte. Er setzte die Fahrt souverän fort und überholte André Lotterer und Jean-Éric Vergne, um die Führung beim Rom-E-Prix zu übernehmen. Der Neuseeländer kämpfte einige Runden lang mit der Spitze, bevor das Safety Car zum Einsatz kam. Eine späte und furchtlose Attack-Mode-Strategie ermöglichte es Evans, die Führung des Rennens zurückzuerobern und in den Straßen von Rom einen Doppelsieg zu erringen.
Teamkollege Sam Bird fuhr ebenfalls ein starkes Rennen und war drauf und dran, weitere wertvolle Punkte für das Team zu sammeln.
Una festa sui prati. Wer gewinnen will, muss kämpfen können, singt Adriano Celentano in seinem Hit „Una festa sui prati“. Jaguar hat sich auf das Podium zurückgekämpft.