Sie sitzen mittlerweile in Diskussionen bei Puls 24, ServusTV, oe24.TV.
Erstens macht es mir Spaß, zweitens hilft es natürlich auch dem „exxpress“, wenn die Marke Eva Schütz stärker ist, weil es bei uns die Zuschauerzahl hebt. Ich selbst stehe eher nicht für das, wofür der „exxpress“ ursprünglich gestanden ist, sondern für sachlich, kompetent, gut informiert, ruhig, lösungsorientiert. Ich versuche Themen oder Probleme von allen Seiten zu sehen. Ich höre auch gerne anderen zu, die nicht meiner Meinung sind. Sie können mich vielleicht nicht überzeugen, aber ich finde es spannend, auch ganz unterschiedliche Aspekte zu hören. Man muss jedem seine Meinung lassen.
Mein Vater war SPÖ-Mitglied und Gewerkschafter. Ich habe mich politisch erst engagiert, als die NEOS gekommen sind, und stand sogar auf einer NEOS-Liste für die Wien-Wahl.
Sie sind in Wien aufgewachsen. Wie war Ihre Kindheit?
Mein Vater war Sektionschef bei den ÖBB, davor Abteilungsleiter, meine Mutter Hausfrau. Wir haben in einer Genossenschaftswohnung gewohnt, die relativ klein war, aber ich habe sie sehr gemütlich in Erinnerung. Ich bin dann zu den Dominikanerinnen gegangen, das war damals eine reine Mädchenschule, und habe dort meine beste Freundin kennengelernt, als ich sechs Jahre alt war. Wir haben eine sehr lustige Schulzeit gehabt. Dann war ich im Sacré Coeur, das war bereits gemischt, und auch sehr lustig. Ich war eine sehr gute Schülerin. Meine Mutter ist 1940 geboren, mein Vater 1928. Sie haben noch die Kriegs- und Nachkriegszeit miterlebt. Da war die Idee, dass, wenn man keine Leistung bringt, aus einem nichts wird. Das haben sie mir sicher mitgegeben. Mein Vater musste für ein paar Monate als Kindersoldat an die Front, er war gerade mal 17.
Welche politische Einstellung hatte Ihr Vater?
Mein Vater war SPÖ-Mitglied, Gewerkschaftsmitglied (lacht), was natürlich bei den ÖBB auch wenig erstaunlich ist. Er war von der Grundeinstellung her ein Sozialdemokrat. Wir haben aber keine politischen Diskussionen geführt, denn meine politische Einstellung hat sich eigentlich erst relativ spät entwickelt. Ich war schon immer politisch interessiert, habe mich aber eigentlich erst engagiert, als 2014 die NEOS gekommen sind. Ich fand dieses Projekt spannend und habe mich da auch ein bisschen engagiert. Erst da habe ich begonnen, mich mit politischen Inhalten genauer auseinanderzusetzen.
Sie engagierten sich für die NEOS?
Ja. Ich kann mich nicht genau erinnern, aber für die Wien-Wahl, glaube ich, war ich mal auf irgendeiner Liste. Bei diesen Vorwahlen, wo du da Stimmen sammeln kannst, war ich irgendwo auf Platz drei oder vier. Das war meine erste Berührung mit Politik.
Wenn Sie damals ein Mandat bekommen hätten, wären Sie für die NEOS in die Politik gegangen?
Es kam dann natürlich Sebastian Kurz, der das Ganze ein bisschen mit mehr Inhalt gefüllt hat und natürlich deutlich charismatischer war. Dann war dieser Umstieg von den NEOS zu Kurz, was auch aus dieser persönlichen Begegnung mit ihm resultiert hat. Die NEOS haben schon unter Sebastian gelitten, weil er genau diese Gruppe, die sie für sich aus der alten ÖVP im Auge hatten, deutlich minimiert und für sich gewonnen hat.
Für viele war er damals eine Lichtfigur. Was war er für Sie?
Nein, Lichtfigur nicht, aber ich habe mitverfolgt, wie er noch Integrationsstaatssekretär war und dann Außenminister. Er ist natürlich sehr, sehr smart und rhetorisch sehr überzeugend, auch sehr überlegt. Vor allem hat er, das fand ich immer recht beeindruckend, eine extrem schnelle Auffassungsgabe. Er hat das Talent gehabt, den Leuten zuzuhören und das dann in sein eigenes Gedankenkonstrukt einzubauen. Inhaltlich war das eigentlich immer alles sehr vernünftig, überhaupt nicht radikal oder ketzerisch.
Kurz war für mich keine Lichtfigur. Er ist natürlich sehr, sehr smart und rhetorisch sehr überzeugend, auch sehr überlegt.
Haben Sie noch regelmäßigen Kontakt zu ihm und anderen Ex-Politikern?
Ja. Auch zu Hartwig Löger habe ich noch relativ viel Kontakt, Gernot Blümel sehe ich öfter. Und Elisabeth Köstinger ist eine Freundin von mir.
Sie waren Leichtathletin.
Ich habe ein Sportstipendium in den USA bekommen, in Dallas an der SMU, und habe dort ein Wirtschaftsstudium gemacht. Ich bin gelaufen, seit ich zwölf war. Dann war ich noch ein Jahr in New York und habe für eine Consultingfirma gearbeitet. Schließlich habe ich das Jus-Studium fertig gemacht und dann die Anwaltsprüfung.
Sie haben 2012 eine Goldmedaille bei den österreichischen Meisterschaften geholt, da waren Sie 39 Jahre alt.
Ja, das war lange nach meiner aktiven Zeit, weil ich eine Wette mit meinem Mann Alex abgeschlossen habe. Wir sind irgendwann einmal in der Früh laufen gegangen, es war ziemlich kalt und ich sagte: „Diese Herumrennerei geht mir echt auf die Nerven.“ Dann haben wir eine Wette abgeschlossen, dass ich fünf Kilometer innerhalb von drei Monaten wieder unter 20 Minuten laufen kann. Alex sagte: „Das ist unmöglich, das geht nie.“ Es war 2005, da war ich aus dem Spitzensport schon fünf Jahre weg. Ich habe meinen alten Trainer angerufen und gefragt: „Geht das?“ Und er meinte: „Überhaupt kein Problem.“ So bin ich wieder in den Spitzensport reingekommen und eigentlich deutlich besser gewesen als zuvor.
War das eine mentale Sache, wo Sie sich sagten: „Ich schaffe das“?
Ja, absolut. Das Selbstbewusstsein ist natürlich hoch, auch durch den Sport. Die Belastungsfähigkeit ist extrem hoch, die Disziplin ebenso. Die Idee, dass es nicht funktionieren kann, die gibt es nicht, weil am Ende funktioniert es natürlich immer. Beim Laufen ist es oft so: Du verlierst fünf Mal, aber beim sechsten Mal gewinnst du. Ich bin sehr diszipliniert, sehr belastungsfähig, sehr stressresistent, sehr sachlich, wahrscheinlich relativ unemotional im Entscheidungsfindungsprozess. Ich laufe heute noch drei-, viermal die Woche.Tennis spiele ich auch ganz gerne. Sonst bleibt nicht mehr viel Zeit.
Das Selbstbewusstsein ist natürlich hoch, auch durch den Sport. Die Belastungsfähigkeit ist extrem hoch, die Disziplin ebenso.
Was bringt Sie aus der Fassung?
Wenig. Ich glaube, ich habe schon zu viel gesehen (lacht).
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Sie haben zwei Töchter, Lola ist 17, Elektra 14. Was haben die beiden Ihnen beigebracht?
Kontrollverlust zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe es aufgegeben, ständig zu erklären, wie man es besser machen könnte. Sie machen es eh nicht. Oder wie man ordentlicher sein könnte, das funktioniert auch nicht. Ich habe aufgehört ihnen permanent vorzuschreiben, wie es am besten wäre, weil sie in einem Alter sind, wo sie selber draufkommen müssen. Man muss ihnen zugestehen, dass sie es am Ende dann auch immer ganz gut hinbekommen. Nicht so, wie ich es machen würde, mir wäre das alles viel zu chaotisch, aber es funktioniert doch.