2024 war für Sie ein turbulentes Jahr: Es kam zur Trennung von Ihrem langjährigen Chefredakteur Richard Schmitt, das Unternehmen des ehemaligen „Bild“-Zeitung-Chefredakteurs Julian Reichelt übernahm die Mehrheit beim „exxpress“. Wollen Sie ganz aussteigen?
Nein, natürlich nicht. Es ist mir wichtig, dass „exxpress“ jetzt einen starken Partner hat. Als Einzelkämpfer ist es relativ schwierig. Mit Nius von Julian Reichelt haben wir einige thematische Überschneidungen, die Struktur ist ähnlich, es ist ja auch ein junges Unternehmen. Mir macht es sehr viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Wie der „exxpress“ zu sehr in eine Richtung abgedriftet ist, die ich nicht wollte, habe ich das beendet und mir die Gedankenhoheit wieder zurückgeholt.
Sie waren Leichtathletin, erfolgreiche Anwältin, machten einen Exkurs in die Politik und wurden durch den „exxpress“ und seine Ausrichtung ins extrem rechte politische Eck gestellt: als Herausgeberin eines „Krawallmachermediums“, einer „Hetzplattform“ oder „Dreckschleuder“, wie Armin Wolf es nannte. Warum tun Sie sich den „exxpress“ an?
Richard Schmitt war ein Journalist, der sicher eher in diesem rechten Eck war, aber den man als Blattmacher anfangs braucht, gerade um so ein Medium zu starten. Wie der „exxpress“ dann zu sehr in eine Richtung abgedriftet ist, die ich nicht wollte, habe ich das beendet und mir die Gedankenhoheit wieder zurückgeholt. Der „exxpress“ ist heute deutlich mittiger, aber natürlich immer noch Mitte-rechts. Ich glaube, Krawall wird da oft mit Boulevard gleichgestellt, das ist natürlich ein schmaler Grat. Wenn man als Ziel hat, möglichst viele Menschen zu erreichen, dann macht ein solcher Weg schon Sinn. Das zeigt auch die „Bild“-Zeitung und hat auch die „Kronen Zeitung“ früher gezeigt. Es ist natürlich immer einfach, wenn man die neue Konkurrenz als rechtes Krawallmedium aburteilt.
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Früher haben die Leute Sie hofiert. Plötzlich hat man sich ausgekotzt, wenn man den Namen „exxpress“ gehört hat. Jeder fragte sich: Wie konnte Eva Schütz so etwas machen? Hat Sie das getroffen?
Es kommt sehr darauf an, von wem die Kritik stammt. Wenn sie von meinem engsten Umfeld kommt, dann nehme ich das sehr ernst und auch persönlich. Ansonsten differenziere ich sehr genau. Wenn es andere Medien sind, geht es auch oft um kaufmännische Interessen, um Werbegelder zu sich zu ziehen. Dann gibt es natürlich auch Ideologen, die auf einer ganz anderen Seite stehen und das mit einer gewissen Verbissenheit. Ab und zu ist sicher auch Kritik dabei, die vielleicht nicht in dieser Härte, aber zumindest von der Idee her gerechtfertigt ist. Das kann man sich anschauen, aber nicht unbedingt zu Herzen nehmen. Zu Herzen nehme ich mir nur das, was mein engstes Umfeld sagt. Persönlich kränken tut es mich eigentlich nicht.
Sich weit rechts zu positionieren war also keine Überzeugung, sondern nur kaufmännisches Kalkül?
Von der Markenpositionierung war es auf jeden Fall eine richtige Entscheidung. In der Medienlandschaft klaffte genau in diesem Mitte-rechts-Segment eine Lücke, die wir hoffentlich ausgefüllt haben.
Wie kam es zum Bruch mit Richard Schmitt? Er erklärte noch am 22. Januar des Vorjahres laut Medien „Der ‚exxpress‘ bin ich“, zwei Tage später war es vorbei.
Der Ausspruch „Der ‚exxpress‘ bin ich“ zeigt ganz gut, dass es da eine gewisse Einstellung gab, die natürlich für die anderen schwieriger zu akzeptieren war. Dieses Selbstverständnis habe ich in dem Zusammenhang nicht besonders gutgeheißen. Es war nicht der einzige Grund.
War der Wechsel zu Julian Reichelt nicht vom Regen in die Traufe?
Der Sprung war ja nicht vom Schmitt zu Reichelt, sondern von Schmitt zu mir. Das hat schon eine deutliche Bewegung in die Mitte und zu einer weniger boulevardesken Ausgestaltung – oder vielleicht auch Krawallausgestaltung – geführt. Ich glaube, das sieht man auch. Julian Reichelt mischt sich ins Daily Business überhaupt nicht ein. Ich telefoniere zirka einmal pro Woche mit ihm.
Der „exxpress“ ging an den Start, als Sebastian Kurz noch Bundeskanzler war. Wäre die Geschichte des „exxpress“ anders verlaufen, würde er heute noch Bundeskanzler sein?
Wahrscheinlich wären mehr Themen gekommen, die eher für den „exxpress“ geeignet gewesen wären, weil ja doch die ÖVP unter Sebastian Kurz deutlich wirtschaftsliberaler und zugespitzter war. Ansonsten wäre es ähnlich verlaufen.
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Wie geht es weiter?
Die Morgenshow hat sehr gute Zahlen, im Schnitt so um die 35.000 Views via YouTube pro Tag und noch mal in etwa das Gleiche über die Social-Media-Kanäle. Wir haben eine Verweildauer von 20 Minuten, das ist hoch. Da haben wir mit der Morgensendung schon ein Format geschaffen, das von der Reichweite am Morgen ganz vorne dabei ist.
Ihr Büro ist klein, Sie teilen es mit einem Kollegen. Vor der Tür steht ein Mini. Was bedeutet Geld und Reichtum für Sie?
Eigentlich nur die Freiheit, machen zu können, was ich für wichtig und richtig halte. Ich freue mich natürlich, wenn es Dinge gibt, die schön sind und die eine gewisse Bequemlichkeit haben. Aber es ist nicht wesentlich für mich.