Wollen Sie uns nicht einen Ihrer Tricks verraten?
van Tass: (lacht) Das wollen wir natürlich gar nicht. Meiner Meinung nach ist es in der heutigen Zeit Luxus, über etwas nicht Bescheid zu wissen. Wenn ich heute von etwas keine Ahnung habe, schaue ich einfach ins Internet und auf Google. Drei Sekunden später bekomme ich Tausende Antworten. Das gibt es erfreulicherweise bei unseren Shows nicht.
Ten: Natürlich gibt es viele Theorien im Internet mit Millionen Klicks. Die nehmen wir dann auf und spielen in den Shows damit. Auch bei der Vorhersage der Nationalratswahl war es ähnlich: Seitdem fragen uns die Leute ständig, ob wir nicht die Lottozahlen voraussagen können. Genau dieses Thema haben wir seitdem in unsere Show aufgenommen und es zu einem Act geformt. Wir probieren alles aufzugreifen, was das Publikum interessiert.
Es gibt TV-Shows wie jene mit einem maskierten Magier, wo die großen Zaubertricks enttarnt werden, zum Beispiel wie David Copperfield die Chinesische Mauer verschwinden ließ. Ginge das bei Ihnen auch?
Ten: Das meiste ist ja einfach so zwischen uns und durch Lernprozesse über Jahre hindurch entstanden. Das ist einfach etwas anderes. Ich kann jetzt nicht sagen „Hier ist die Falltür“, das geht einfach gar nicht und ist nicht möglich.
Wir leben in einer schnellen, digitalisierten Welt mit einem rasanten Zeitgeist. Wie schwer ist es, Leute in Zeiten von Virtual Reality überhaupt noch mit Magie zu begeistern?
van Tass: Es ist eine Challenge. Aber ich glaube, dass es eher wieder in die andere Richtung geht. Gerade ist ein Umbruch zu bemerken, Leute entschleunigen wieder gerne. Manchen geht es mittlerweile schon zu schnell. Oft wird einem das Gefühl vermittelt, besonders schnell arbeiten zu müssen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das ist ein wichtiges Thema in unserer Show. Wir bauen extra Momente ein, an denen das Publikum, aber auch wir durchatmen und das Gesehene verarbeiten können.
Im Internet bezeichnen Sie sich selbst als Zauberkünstler. Ist es die Definition, die Sie für sich gewählt haben?
Ten: In Amerika sind wir als The Clairvoyants bekannt. Clairvoyants bedeutet nicht nur Hellsehen, sondern auch die Eröffnung einer neuen Perspektive. Die Bezeichnung als Zauberkünstler wird natürlich oft über die Medien verbreitet. Wir selbst sehen uns einfach als Entertainer.
Was Sie machen, ist also schlicht Entertainment?
van Tass: Ja. Uns ist wichtig zu vermitteln, dass es nicht um Übernatürliches geht. Wir kommunizieren nicht mit Geistern oder beschwören sie auf der Bühne. Wir können auch keine vermissten Menschen wiederfinden.
Kommen solche Anfragen?
van Tass: Solche Anfragen kommen immer wieder. Wir bedanken uns dann freundlich und sagen: Vielleicht gibt es Menschen, die das können. Wir sind es nicht. Wir sind Entertainer. Der Fokus liegt definitiv auf Unterhaltung.
Glauben Sie an übernatürliche Kräfte?
van Tass: Ich glaube schon, dass es da etwas gibt. Weder würde ich mich darauf verlassen noch richte ich mein Leben danach aus. Aber ich denke, dass man für solche Dinge offen sein kann.
Haben Sie einen Masterplan für Ihre Karriere?
Ten: Jetzt steht zunächst unsere Amerika-Tour im Fokus. Das Touren wird uns definitiv noch die nächsten Jahre begleiten. Solange uns das Reisen, das Fliegen, das Arbeiten Spaß macht, werden wir weitermachen. Ob wir danach eventuell ein Theater fix bespielen werden, wird sich mit der Zeit ergeben. Ich denke, dass uns noch viele Türen offenstehen, von denen wir noch nichts wissen.
van Tass: So wie es vor sieben Jahren, ganz am Anfang unserer Karriere, auch schon war. Wir sind beide in unserem Leben schon einige Male ins kalte Wasser gesprungen und ich denke, das ist auch der Grund, warum wir heute da sind, wo wir sind.
Gibt es Nachteile, wenn man privat und beruflich ein Paar ist und ständig miteinander zu tun hat?
van Tass: Manchmal gibt es natürlich Diskussionen, sowohl privat als auch beruflich. Trotzdem ist es wichtig, um die Dynamik und das Feuer aufrechtzuerhalten. Es gibt ja sehr viele Familienbetriebe und im Endeffekt sehe ich uns eigentlich auch so. Ein großer Vorteil ist, dass wir alles gemeinsam erleben. Es gibt sehr viele Kollegen, die alleine um die Welt reisen, während ihre Familien zuhause sind. Wir hingegen können alles teilen.
Wo finden Sie Inspiration?
Ten: Wir versuchen uns fit zu halten, um nicht in einen Trott zu verfallen. Wir sind fast ständig gezwungen in Restaurants essen zu gehen. Umso mehr freuen wir uns, zuhause selbst kochen zu können. Daraus schöpfen wir Energie. Aber wir haben kein fixes Ritual, um uns zu inspirieren. Wir lassen uns von Gesprächen oder auch unserem eigenen Leben inspirieren. Amélie hat einmal einen Ring am Strand im Meer verloren und daraus ist ein Act entstanden.
van Tass: Nach langem Suchen habe ich ihn wiedergefunden und das war für mich ein magischer Moment.
Was machen Sie, wenn Ihnen einmal die Inspiration für eine neue Show fehlt?
van Tass: Mittlerweile haben wir ein Team, das für uns schreibt. So kann man beispielsweise über Texte auf neue Ideen kommen. Wir lassen uns auch von unserem Komponisten inspirieren. Manchmal hört man eine Musik und stellt sich sofort eine Szene dazu vor. Es gibt sehr viele Ebenen, über die man auf neue Gedanken kommen kann. Bis jetzt ist uns die Inspiration noch nicht verlorengegangen.
Ten: Wir haben noch viel vor. Unsere Ideen werden noch für lange Zeit reichen.