Das CALL 100-Ranking 2025.

This is the original German version of the ranking. Click here for the English translation of CALL 100 2025 Edition.

In der Ukraine tobt der Krieg, in den USA hat Donald Trump neuerlich die Macht übernommen, der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass. Wir erleben eine Radikalisierung der Politik und Milliardenpleiten. Aber da gibt es auch die andere Seite: das Schöne, Inspirierende, Kreative, Einzigartige. Das, was uns als Menschen weiterbringt, was uns ausmacht. Wer hat uns in diesen Zeiten am meisten inspiriert, motiviert, begeistert? CALL präsentiert zum neunten Mal das große Ranking „CALL 100: The World’s Most ­Inspiring People“, gewählt von einer internationalen Jury und der CALL-Redaktion.

1 Pharrell Williams, Multitalent

(NEW) Er ist der Mann, der alles kann. Kaum jemand anderer hat die moderne Popkultur seit zweieinhalb Jahrzehnten so stark beeinflusst wie er. Der 13-fache Grammy-Preisträger produzierte Hits für Daft Punk, Beyoncé, Justin Timberlake, Madonna, Miley Cyrus, Gwen Stefani und Snoop Dogg. Er verkaufte über 120 Millionen Tonträger. Seine eigenen Hits wie “Lucky” katapultierten ihn als Sänger weltweit an die Spitze der Charts. Bereits 2014 begann er – damals noch für Adidas – Mode zu entwerfen, er wurde Mitbesitzer der Jeansmarke G-Star und erreichte den Fashion Olymp 2023, als ihn die französische Kultmarke Louis Vuitton als Nachfolger des verstorbenen Virgil Ablohn zum Kreativdirektor der Männerlinie ernannte. Als Stilikone prägt er durch seine globale Popularität die Fashionwelt wie kaum ein anderer, dabei bedient er sich virtuos der sozialen Medien. Nun kam Pharrell Williams Filmbiografie “Piece by Piece” ins Kino. Er wollte keine klassische Verfilmung seines Lebens, sondern über alle Konventionen hinweg eine Story, die die Fantasie des Publikums anregen soll. So entstand ein Biopic in Form einer LEGO-Animation unter der Regie von Morgan Neville, wo Pharrell Williams’ Leben mit LEGO-Figuren erzählt wird. Pharrell Williams trug die olympische Flamme bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele letzten Juli in Paris zur Basilika von Saint-Denis und sang zur spektakulären Wiedereröffnung von Notre Dame im Dezember vor der Weltöffentlichkeit. Seit letztem Jahr ist er auch Goodwill Ambassador der UNESCO. Das Multitalent, seit 11 Jahren mit dem Model Helen Lasichanh verheiratet und Vater von vier Kindern, wurde für seine kreativen Visionen und seine Beeinflussung der modernen Kultur von der internationalen CALL 100-Jury zum inspirierendsten Menschen der Welt gewählt.

2 Taylor Swift, Sängerin

(1) Sie ist gerade 35 Jahre alt geworden und hat bereits jeden Rekord gebrochen, den es in der Musikbranche gibt: 152 Shows auf fünf Kontinenten spielte Taylor Swift in den vergangenen zwei Jahren. Ihre Eras-Tour setzte sagenhafte zwei Milliarden US-Dollar um. Was sie zu einer guten Tat bewogen hat, die in der Musikgeschichte einzigartig ist. Sie zahlte jedem Mitwirkenden an der Tour einen Bonus aus, was in Summe 197 (!) Millionen US-Dollar ergab: ob Truckfahrer, Techniker oder Tänzerin, jeder, der die Tournee mit zum Erfolg führte, durfte sich über den unerwarteten Geldregen freuen. Dabei hätte die monumentale Tournee auch ganz anders ausgehen können, wäre das geplante Attentat im Wiener Ernst-Happel-Stadion nicht verhindert worden. Auch Dankbarkeit gehört zur DNA Taylor Swifts. Was sie nicht nur enorm sympathisch macht, sondern auch zu einem Vorbild für uns alle. 

3 Emmanuelle Charpentier, Wissenschaftlerin und Nobelpreisträgerin

(36) Sie machte die bahnbrechendste Entdeckung der Medizingeschichte, die nicht nur unser Leben völlig verändern – und massiv verlängern – kann, sondern auch die Behandlung von Krankheiten ermöglicht, bei der man bisher gescheitert war. Die französische Genetikerin und Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier entwickelte die Genschere CRISPR/Cas9, mit der sich Gene ein- und ausschalten lassen können. Was simpel klingt, ist eine revolutionäre Technik. Dafür erhielt sie 2020 den Nobelpreis für Chemie. Sieben Jahre lang forschte Charpentier in Wien, doch man ließ die Wissenschaftlerin einfach ziehen. Wie epochal die Genschere ist, zeigt sich immer mehr in der Zunahme praktischer Anwendungen. Man wird damit selbst Wüsten begrünen können, indem  man Pflanzen schafft, die trotz der Trockenheit überleben können. Es ist die mittlerweile achte Platzierung Charpentiers in der CALL 100-Liste – und die bisher höchste. 

4 Michael J. Fox, Schauspieler

(Re-Entry) Seit über drei Jahrzehnten kämpft er heldenhaft gegen die Krankheit, die ihm zuerst seinen Beruf, dann seine Lebensqualität und schließlich die Fähigkeit, Menschen zum Lachen zu bringen und zu begeistern, nahm. Doch Michael J. Fox gibt nicht auf. Er gründete vor 25 Jahren eine Stiftung für die Erforschung seiner Krankheit, Parkinson, und obwohl seine Anfälle zeitweise so stark sind, dass sie temporäre Lähmungen mit sich bringen, gibt er allen Erkrankten Mut. „Meine Tochter hat dieses Jahr geheiratet“, erzählt er. „Auch wenn jeder Tag härter wird, das sind die Ereignisse, für die ich leben will.“ Er rockte zuletzt sogar im Rollstuhl mit Coldplay. Ein Held unserer Zeit.

5 Jane Goodall, Primatenforscherin

(9) Sie feierte ihren 90. Geburtstag mit Freunden wie Schauspielerin Lilian Klebow bei ihrer letzten Österreich-Reise in Linz. Die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall erforschte das Leben der Schimpansen und lernte dabei viel über den Menschen. 1977 gründete sie ihr Jane-Goodall-Institut, das sich mit 31 Büros weltweit für nachhaltige, ganzheitliche Tierschutz- und Entwicklungsprogramme in Afrika einsetzt und Schutzstationen für verwaiste und beschlagnahmte Schimpansen betreibt. In ihrem Jugendprogramm Roots & Shoots, wo junge Menschen motiviert werden, Projekte für Mensch, Tier oder Natur zu entwickeln, sind 150.000 Kinder und Jugendliche in über 100 Ländern aktiv. Viele Erkenntnisse über frei lebende Schimpansen sind auf Jane Goodalls Arbeiten zurückzuführen. Heute setzt sich Goodall außerdem im Great Ape Project für bestimmte Rechte der großen Menschenaffen ein, die den Menschenrechten ähnlich sind. Eine Pionierin des Tier- und Umweltschutzes.

6 Refik Anadol, AI- und New Media-Künstler

(34) Er ist der wohl wichtigste AI- und New-Media-Künstler unserer Zeit. Aus Milliarden von Daten schafft Refik Anadol immersive Bildwelten, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Seine Werke finden sich in den bedeutendsten Museen der Welt wie dem Museum of Modern Art in New York, seine Installationen bei der Biennale in Venedig oder The Sphere in Las Vegas faszinieren Millionen. Für Refik Anadol sind Daten eine Form der Erinnerung, Inspiration findet er an den entlegensten Orten wie beim indigenen Volk der ­Yawanawa im Amazonasbecken. Der österreichische Konzeptkünstler, Kunst- und Medientheoretiker Peter ­Weibel war einer seiner wichtigsten Mentoren und Förderer. Dreimal wurde Refik Anadol bisher in die CALL 100-Liste der inspirierendsten Menschen der Welt gewählt, diesmal hat er die höchste Platzierung. 

7 Sister Lucy Kurien, Engel der Armen, Maher-Gründerin

(30) Es war ein Tag im Jahr 1991, als sich das Leben der katholischen Ordensschwester Lucy Kurien für immer verändern sollte. Nachdem sie eine schwangere Frau nachts nicht im Ordenshaus aufnehmen durfte und sie bitten musste, am nächsten Tag wiederzukommen, übergoss deren betrunkener Ehemann seine schwangere Frau vor dem Kloster mit Benzin und zündete sie an. Sie verbrannte qualvoll vor dem Konvent. Damals schwor sie sich: Nie wieder werde sie jemanden abweisen. Sie gründete die Hilfsorganisation Maher, die seitdem 65 Heime in sieben indischen Bundesstaaten betreibt und das Leben von über hunderttausend Menschen veränderte. Mittlerweile ist Maher mehr als nur ein Zufluchtsort – es ist ein Leuchtfeuer der Hoffnung und des Mitgefühls. Die Organisation wächst stetig, doch eines bleibt konstant: Die Türen sind immer offen für die Bedürftigen, egal welchen Geschlechts. Ob Opfer häuslicher Gewalt, obdachlose Familien oder Menschen in finanzieller Not – in Schwester Lucys Obhut findet jeder ein Zuhause und Unterstützung.

8 Jonathan Tetelman, Tenor

(27) Er jobbte als Techno-DJ, entschied sich erst mit 25 Jahren für eine Opernkarriere und wird von Klassikfans und dem Feuilleton weltweit bereits als „neuer Domingo“ gefeiert. Die „New York Times“ ­attestierte ihm: „Der Typ ist ein totaler Star.“ Jonathan Tetelman, in ­Chile geboren und mit sieben Monaten adoptiert, wuchs in Princeton, New Jersey, auf und erobert gerade die Musikwelt. Er ist der neue Superstar der Klassik. An der Seite von Asmik Grigorian feierte er in „Macbeth“ sein Salzburg-Debüt. Dann ging es Schlag auf Schlag: Im Frühjahr 2024 Debüt an der Metropolitan Opera in New York mit „La Rondine“, jetzt im Januar 2025 an der Wiener Staatsoper mit „Cavalleria Rusticana“. Sein „The Great Puccini“-Album wurde ein internationaler Erfolg. Tetelman steht für einen völlig neuen Typus des Opernsängers: Unprätentiös, sympathisch, cool – und mit einer Stimme, wie man sie nur selten findet. Ein Tenor, der sich nahtlos in die Riege der großen Namen wie Pavarotti, Domingo und Kaufmann einreihen wird.

9 Lina Ghotmeh, Architektin und Humanistin

(16) Sie sieht sich selbst als Humanistin der Architektur und repräsentiert mit der komplexen Simplizität ihres Ansatzes die Designsprache von morgen. Lina Ghotmeh gilt als eine der innovativsten und inspirierendsten Architektinnen der Welt. Sie setzt sich intensiv mit der Symbiose von Raum und Landschaft auseinander. Ihre Entwürfe wie die Hermès-Manufaktur in Louviers sind Zeugnisse ihres visionären Ansatzes und ihrer sensiblen Herangehensweise an Architektur, stets im Einklang mit der Natur und nach nachhaltigen Gesichtspunkten. In den 1980er-Jahren in Beirut geboren, erlebte sie als Kind noch den Bürgerkrieg und die Zerstörung dieser alten, kosmopolitischen Stadt. Sie absolvierte ihr Architekturstudium an der American University of Beirut. Schon in jungen Jahren arbeitete sie mit Jean Nouvel und Norman Foster zusammen und gewann mit Mitte 20 den internationalen Wettbewerb für das Design des Estnischen Nationalmuseums. Lina Ghotmehs Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und auf der 17. Architekturbiennale in Venedig gezeigt. Eine Visionärin des Designs von morgen.

10  Mauro Porcini, Designer & Chief Design Officer, PepsiCo

(44) Mauro Porcini veränderte als Chief Design Officer von PepsiCo das Denken und die Kultur des Weltkonzerns mit seinen 315.000 Mitarbeitern grundlegend – und wurde so zum globalen Visionär für eine völlig neue Art der Unternehmensführung. Er stellt nicht Produkte, sondern den Menschen in den Mittelpunkt allen Denkens und Handelns und hält Empathie, Neugier, Freundlichkeit, Optimismus und Respekt für einige der wichtigsten Eigenschaften, um weltverändernde Innovationen schaffen zu können. Seit Porcinis Start hat PepsiCo seinen Unternehmenswert auf 214 Milliarden US-Dollar gesteigert, zum 125-Jahr-Jubiläum hat er ein völlig neues Pepsi-Logo präsentiert. Der Modeliebhaber (seine Schuhsammlung umfasst über 300 Modelle) – zum dritten Mal in der CALL 100-Liste – lebt mit seiner Frau Carlotta und Tochter Beatrice in New York und den Hamptons. Porcini sagt: Innovation ist ein Akt der Liebe. Wie recht er hat.