Das Herz weiß es heute schon. Bis ich an der Reihe war gingen mir unzählige Momente meines Lebens durch den Kopf: Situationen, Begegnungen, Zufälle – oft im Leben stellte ich mir die Frage, warum dies oder jenes passierte. Manchmal hat sich erst Jahre später die Sinnhaftigkeit dessen ergeben. Vielleicht weiß das Herz heute, was der Verstand erst morgen wissen wird. Die Intuition hat uns schon oft den richtigen Weg geweist.
Immer wieder gibt es dazwischen Momente der Stille und der Meditation. Bereits nach dem ersten Tag war eine unglaubliche Verbundenheit zwischen uns allen zu spüren. Die Energie, die nach gemeinsamen Meditationen spürbar war, trug uns mit von Liebe getragener Achtsamkeit durch den Tag.
Nur Menschen. Beim Abendessen komme ich neben Evan zu sitzen. Der sehr empathische junge Mann hört aufmerksam bei unserem Gespräch zu. Er erzählt von jenen Dingen, die ihn bewegen. Später erfahre ich, dass er der Co-Gründer von Pinterest ist. Ein Internet-Milliardär unter 40, bescheiden, sympathisch, freundlich. Auf meine Frage, ob er einer der „Guys mit dem Privatjet“ ist, lacht er und verneint, er sei mit einer Linienmaschine gekommen. Die bekannte Hollywood-Schauspielerin spült das Geschirr ab, neben ihr steht ein junger Mann, der das Fernsehen für einen Job bei einer NGO aufgegeben hat. Ein Investor, der einen Milliarden-Dollar-Fonds aufbaut, ist vertieft in ein Gespräch mit zwei vietnamesischen Bauern, die von zwei Dollar am Tag leben und den dritten Dollar gar nicht wollen.
Evan ist ein empathischer junger Mann, der aufmerksam zuhört. Später erfahre ich, dass er einer der gründer von Pinterest ist.
Und natürlich Parag, einer von Indiens erfolgreichsten Diamantenhändler. Er hatte das Gefühl, dass er sehr viel Glück in seinem Leben hatte und wollte etwas davon zurückgeben. Als Philanthrop gründete er eine großartige internationale Schule. Einige dieser wunderbaren Menschen werden in dieser Ausgabe von OOOM unter „Humble Heroes“, stille Helden, vorgestellt. Beglückt ging ich nach dem Abendessen zu dem Banyan Tree neben meinem Zimmer und betrachtete den Sternenhimmel, bevor ich noch etwas mitgenommen vom Jetlag rasch und tief einschlief.
Macht deaktiviert Mitgefühl. Immer, bevor wir unseren Gemeinschaftsraum betreten, wird jeder einzelne bei einer kleinen Willkommenszeremonie begrüßt und umarmt. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Wir startete den Tag mit einem Vortrag eines früheren CEO einer großen amerikanischen Bank, Mark, der Gemeinschaften von Philanthropen und sozial verantwortlichen Investoren zusammenbringt, um die Art und Weise, wie wir mit Geld arbeiten, zu verändern. Je mehr wir uns für den anderen interessieren, desto tiefer ist unsere Verbindung und desto geringer ist das Bedürfnis, mit Vorteilen belohnt zu werden. Anschließend hält Dacher, Professor an der Universität von Berkeley und renommierter Bestsellerautor, einen mitreißenden Vortrag über die Neurowissenschaften der Macht. Als Psychologe und Forscher von Weltrang hat er das Gebiet der Wissenschaft um Emotionen wie Mitgefühl, Dankbarkeit und Ehrfurcht erheblich erweitert. Seine Forschung beweist eindeutig: Macht löst etwas in uns aus. Sie deaktiviert Mitgefühls- und Empathiekreise in unserem Gehirn. Eine seiner Studien befasst sich unter anderem damit, welche Autos eher an einem Zebrastreifen für Fußgänger hielten. Die großen und teuren SUVS hielten am wenigsten an.
Zwischen den Vorträgen wird im Freien Tee getrunken, mal getanzt, mal gelacht. Jeder freut sich auf die vegetarischen Mahlzeiten, die mit viel Liebe für uns zubereitet werden. Doch auch beim Essen hat jeder seine Aufgabe. Einige helfen bei der Essensausgabe, und jeder Teilnehmer muss seinen Teller und sein Besteck selbst spülen. Manchmal kommt man gar nicht dazu, weil ein andere Teilnehmer bereits für die anderen abgewaschen hat. An diesem Nachmittag teilen wir uns nach der Meditation in mehrere thematische Gruppen auf, um „blind spots“ in den Bereichen Bildung, Technologie, Gemeinde, Wirtschaft, Umwelt, Politik und gemeinnützige Organisationen zu erkunden. Die Themen sorgen für einen sehr engagierten Dialog und regen Austausch.
Silent Dinner im tropischen Garten. Als die Breakout-Sessions in einen stillen Spaziergang zum Abendessen übergehen, verschwindet die Sonne langsam hinter den tropischen Bäumen. Das Leuchten der Kerzen säumt unseren Weg, begleitet von einem Chor, der ein heiliges indisches Lied singt, dessen Worte eine Ode an unsere untrennbare Verbindung sind. Inmitten des Gartens wird dann in der Stille das Abendessen unter der Weite des sternenhellen Himmels über uns serviert. Und wieder ereilt uns alle ein Sog der Dankbarkeit und Liebe. Wir fühlen uns universell und einzigartig, diese Reihenfolge macht den Unterschied. Ohne Worte, berauscht durch eine unglaubliche Energie, beenden wir den Tag.