Fotos: Zoltan Unger (OOOM), Maria Knoll
Er kennt den Nervenkitzel, wenn man auf den Centrecourt geht und ein ganzes Stadion jubelt einem zu. Was Dominic Thiem jetzt in Kitzbühel erlebt, die Welle der Euphorie, den Jubel der Fans, kennt Turnierdirektor Alex Antonitsch noch aus seiner aktiven Zeit.
Er stand 1990 als damals erster Österreicher im Achtelfinale von Wimbledon, wo er gegen Ivan Lendl, der insgesamt 270 Wochen die Weltrangliste anführte, ausschied. Heute kennen Alex Antonitsch die meisten als Moderator von Servus TV.
Beim Generali Open Kitzbühel sprachen wir mit dem sympathischen Kärntner im Media Room über das Turnier, Dominic Team, der das Finale erreicht hat, und seine eigene Zeit als aktiver Spieler.
Kann man als Sportdirektor neutral bleiben, wenn Dominic Thiem gewinnt?
Ich habe mich riesig gefreut, wie Dominic gewonnen hat und bis ins Finale gekommen ist, weil das sehr emotional war. Wenn du jemanden kennst, seit er 4, 5 Jahre alt war und noch mit dem Kinderschläger gespielt hat, hast du natürlich eine besondere Beziehung. Früher hat man immer gesagt: Er ist mit der Trommel um den Christbaum gerannt. Ihn kenn‘ ich quasi von so klein auf und dann gewinnt der hier. Und es war ja nicht nur das Gewinnen. Es war ja der erste ATP-Erfolg, wie es noch ein Challenger-Turnier 2010 war. Dann die ersten Matches, die er hier gewonnen hat, das erste Finale 2014. Und dann kommt 2019. Da hat man auch gesehen, was ihm das bedeutet hat. Es gibt größere Turniere, keine Frage. Aber wenn du so viel mit einem Turnier verbindest – das hat man auch zuletzt bei Zverev in Hamburg gesehen – dann ist das ganz speziell. Zverev hat schon viel größere Turniere gewonnen, aber trotzdem ist es etwas Besonderes, wenn du da als Kind schon warst.
Ich habe mich riesig gefreut, wie Dominic Thiem gewonnen hat. Wenn du jemanden kennst, seit er 4, 5 Jahre alt war und noch mit dem Kinderschläger gespielt hat, hast du natürlich eine besondere Beziehung.
Über die Jahre hinweg waren einige der heutigen Spitzenspieler des Tennissports in Kitzbühel zu Gast: Alcaraz, Sinner, Rune. Entwickelt man als ehemaliger Profitennisspieler ein besonderes Gespür dafür, wer einmal groß wird und versucht dann solche Leute schon früh nach Kitzbühel zu bekommen? Und erkennt man manchmal vielleicht sogar, dass die Zukunft des Tennis vor einem steht?
Carlos Alcaraz (Anm.: die jüngste Nummer 1 der Weltrangliste) habe ich das erste Mal gesehen, da war er 14, 15 Jahre alt, und Jannik Sinner bei der Challenger-Tour, wo er einen breiten Öffentlichkeit noch nicht bekannt war. Da haben sie zu mir gesagt: „Du, das ist einer, der war mit 13 italienischer Vizemeister im Riesentorlauf und der spielt jetzt unglaublich Tennis.“ Dann weißt du, der hat noch kein sehr langes Tennisleben hinter sich und noch viel vor. Alexander Zverev kenne ich aus seiner Jugendzeit, Tsitsipas ebenso, da waren sie auch gerade mal 14, 15 Jahre alt. Da hab ich auch schon Holger Rune gesehen, der schon sehr früh gehypt worden ist. Auch jetzt haben wir bei dem NEXT UP Kitzbühel, wo wir hochtalentierte junge Spieler präsentieren, zum Beispiel einen Briten, Mark Ceban, der ist gerade mal 13, aber der wird richtig gut. Ebenso wie der Holländer Thijs Boogaard, der im Vorjahr da war, auch er hat eine große Karriere vor sich. Bei solchen Spielern sieht man das schon sehr früh. Vor allem, wenn man so wie ich mehr beim Tennis unterwegs ist und auch einmal ein Jugendturnier sieht.
Dass jeder von ihnen einmal ganz oben auf der Weltrangliste stehen wird ist aber nicht garantiert.
Es kann immer viel passieren. Und oft ist es auch so, dass die meisten ein paar Jahre zu früh da sind. Jetzt sagt jeder: „Wow, Alcaraz. Kannst du dich erinnern? Der war damals in Kitzbühel.“ Aber auch wenn man solche Top-Leute schon früh findet, es wird immer schwieriger für ein kleineres Turnier wie Kitzbühel, dass man sie auch länger bindet. Dann hat der natürlich Klauseln in den Verträgen drin. Wir hätten ja noch einen Vertrag mit Alcaraz. Aber der Manager war sehr vorausschauend und hat gesagt, wenn er Top Ten wird, dann machen wir das nicht so, dass er kommen muss. Wir haben damals gesagt: „Okay, wir akzeptieren das.“ Er war nach einem Jahr schon die Nummer eins.
Muss man als Turnierdirektor unparteiisch sein oder darf man sich auch mal freuen, wenn der österreichische Newcomer gewinnt?
[Lacht] Ja, man sollte alle mit Respekt behandeln. Wir sind ja für alle da. Ich habe mich jetzt riesig gefreut, dass Alexei Popyrin gekommen ist (Anm.: hat leider doch noch abgesagt). Oder dass der Triple-Z da ist, also Zhizhen Zhang. Und natürlich schauen wir, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Wir haben ein Turnier in einer der schönsten Gegenden der Welt. Triple-Z ist gekommen und hat gesagt: „Unfassbar, die Hotels, und wenn ich beim Fenster rausschaue.“ Die müssen dann danach nach Cincinatti, das ist der Parkplatz von New York. Da denkst du dir: „Hallo, was ist jetzt los?“. Und das ist ein Riesenturnier. Mit diesem unfassbaren Umfeld punkten wir , da fühlen sich alle wohl. Wir haben eine größere Players-Lounge als Monte Carlo, weil so viele ihre Familien nach Kitzbühel mitnehmen. Yannick Hanfmann ist mit seiner Mutter da, mit seiner Freundin, mit Freunden. Und dann brauchst du halt mehr Tickets und das macht auch Kitzbühel aus, dass das dann kein Problem ist.
Ist das Kitzbühel-Turnier eine Ganzjahresaufgabe?
Wir sind übers Jahr ein relativ überschaubares Team. Wir haben unsere zwei Organisatoren, Herbert Günther und Markus Bodner, die damals das Turnier auch zurückgeholt haben, wo wir meinten: „Das schaffen die nie!“. Und dann haben wir Octagon, unseren internationaler Partner, Jorge Salkeld (Anm.: Octagon vertritt mehr als 50 internationale Tennisspieler), der gestern auch da war. Und Florian Zinnagl ist jetzt quasi unser Geschäftsführer und sitzt das ganze Jahr hier, dann meine Wenigkeit, Matthias Dallinger, der für Sponsoring zuständig ist, Matthias Wieser, der das ganze Ticketing macht. Das ist das Core-Team, das die ganze Zeit da ist.
Wie viele Leute sind dann in der Turnierwoche involviert?
In der Turnierwoche haben wir 450 Leute im Einsatz, da ist jeder wichtig, bis hin zum Courtrunner, die Jungs, die jetzt unten die Plätze zudecken oder wieder aufmachen. Wir brauchen alle 350.000 Euro jedes Jahr, damit alles so ausschaut wie jetzt. Wir haben da kein fix-fertiges Stadion wie in der Stadthalle und da mach‘ ich halt einen Tennisplatz rein, sondern da wird alles rundherum aufgebaut. Das ist schon ein Riesenaufwand und eine Riesenmannschaft.
Das Turnier gibt es seit 1945. Da kann jetzt der Großvater seine eigene persönliche Geschichte des Turniers haben, genauso wie der Enkel. Wie wichtig ist es, solche Traditionen fortzuführen? Und wie demütig macht das einen Turnierdirektor, Teil einer Tradition zu sein, die Generationen überdauert?
Es geht leider in unserer Welt etwas verloren, aber ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass du eine Geschichte erzählen kannst. Und das kann das Turnier über viele Jahrzehnte mittlerweile. Nächstes Jahr haben wir die 80. Ausgabe. Ich habe das auch gestern bei der Spielerparty gesagt, weil viele Spieler das oft nicht wissen. Den Job eines Turnierdirektors machen heute oft auch Agenturen. Die machen ein Pop-Konzert, irgendeine andere Veranstaltung und dann halt auch ein Tennisturnier. Ich habe eine persönliche Geschichte – wie fast alle österreichischen Tennisspieler – zu Kitzbühel. Ich komme aus Kärnten und bin damals mit 10, 11 Jahren mit einem Trainer und anderen Kindern das erste Mal hergefahren. Das war sowas wie ein Kids-Tag. Und wenn sowas wie gestern passiert, dass da 5.000 Kinder an einem Montag da sind, dann krieg ich die Gänsehaut. Da kommen die Trainer und sagen: „Du, können wir da mal zuschauen?“. Ich habe gestern ein paar Führungen gemacht in der Players-Lounge mit ein paar Jungen, und wenn du das Strahlen in deren Augen siehst, erinnerst du dich an damals und weißt: Das haben wir damals auch gehabt.
Sie waren also schon als Kind in Kitzbühel?
Ich war als Kind da, denn da habe ich schon Tennis gespielt. Ich hab dann das erste Mal eine Qualifikation hier gespielt, ich glaube 1983 oder 1984. Dann habe ich zwei, drei Runden gewonnen und dann war ich später natürlich als Spieler sehr oft da. Gleich als ich aufgehört habe zu spielen, habe ich begonnen zu kommentieren. Und jetzt bin ich Turnierdirektor. Also viel mehr geht nicht. Stop: Ballkind war ich hier auch noch. Da war ich mal bei ein paar Exhibitions.
Sie sind Ex-Profitennisspieler, Turnierdirektor, Kommentator. In welcher Rolle gefallen Sie sich am besten?
Die Zeit als Spieler ist lang vorbei, ich bin 57 und mittlerweile – Gott sei Dank – Opa. Proud Opa. Ich bin so, wie ich bin. Ich glaub auch nicht, dass ich mich noch sehr verändern werde. Und damit kommen auch nicht alle klar. Ich war immer goschat (Anm.: frech). Da hat’s immer geheißen: „Der soll erstmal was gewinnen, bevor er so goschat ist.“ Aber ich mach halt alles, was ich mache, mit Begeisterung. Und ich glaube, wenn das einmal nicht mehr der Fall ist, dann muss ich mir sowieso überlegen, ob ich das noch weiter machen sollte. Dass es nicht immer Schönwetter gibt, das sieht man ja grad heute oder vielleicht in der Woche, aber das gehört dazu. Aber wenn das Feuer in dir einmal nicht mehr brennt und wenn du keine Begeisterung mehr hast, dann musst du dir sowieso etwas anderes suchen. Mir macht das Kommentieren enormen Spaß, weil ich ja sowieso Tennis schaue. Und meine Frau sagt: „Ja, dann mach’s lieber irgendwo vor Ort und du kriegst noch Geld dafür.“ Weil sonst kommentiere ich zuhause. Dann haben wir ein Tennisportal, „tennisnet“, wo wir mittlerweile während Wimbledon in Österreich, Deutschland und der Schweiz vier Millionen Aufrufe gehabt haben. Das ist eigentlich ein Hobby gewesen – aus einer Idee heraus entstanden. Und ich sehe: Tennis lebt. Ich habe zwei große Leidenschaften: Tennis und Eishockey. Da bin ich mit Begeisterung dabei. Ich habe einen Kinderclub mit Freunden im Eishockey gehabt, die Vienna Tigers. Wir haben dann eine Akademie gemacht, die gibt es heute noch, 14 Jahre später, die „Okanagan Hockey School & Academy“ in St. Pölten. Und da geht mir auch das Herz auf, muss ich ganz offen sagen. Das sind meine zwei großen Leidenschaften.
Bekommen Sie auch andere Angebote?
Ich bin ein paar Mal gefragt worden vom ORF wegen “Dancing Stars”, doch Tanzen ist nicht wirklich eine Riesenleidenschaft von mir. Dann lässt man das besser bleiben, bevor man sich da verbiegen muss oder was macht, nur damit man in der Öffentlichkeit steht. Wenn, dann mache ich gerne das, wofür ich wirklich brenne.
Es ist schon ein Privileg und Segen, wenn man mit dem, wofür man wirklich brennt, auch ein Geld verdienen kann.
Aus voller Leidenschaft heraus?
Ja, definitiv. Das ist schon ein Privileg und Segen, wenn das auch dein Job sein kann. Wenn man mit dem, wofür man wirklich brennt, auch ein Geld verdienen kann.
Was kann bei so einem Turnier alles schiefgehen, außer – wie heute – dass das Wetter nicht mitspielt? Haben Sie Erlebnisse, an die Sie sich lieber nicht erinnern möchten?
Aber natürlich. Für uns immer das Schlimmste ist, wenn etwas mit Spielern oder Zuschauern passiert, insbesondere was Verletzungen betrifft. Absagen von Spielern passieren immer wieder, in letzter Zeit relativ oft. Da muss man sich vielleicht auch was von ATP-Seite her überlegen. Weil für uns ist eine Nennung fürs Turnier eigentlich ein Commitment. Mittlerweile scheint es so, als wär’s eine Option.
Was ist mit Zuschauern passiert?
Dass hin und wieder etwas zu ausgiebig gefeiert worden ist. Das ist natürlich immer heavy, weil das ist das Letzte, was du willst. Verletzungen bei Gästen – ebenso wie bei Spielern – ist das Letzte, was wir brauchen. Uns ist besonders wichtig, dass Fans und Spielern nichts passiert. Voriges Jahr zum Beispiel wurde der Platz hier komplett neu gemacht. Und da habe ich echt gezittert. Am Schluss haben wir hinten betoniert . Wir haben einen Sandplatz und müssen Beton einmischen, damit der hält. Und da hast du Schweißperlen, die man vielleicht draußen gar nicht so mitkriegt. Weil das kann jederzeit brechen und dann wird’s richtig gefährlich. Jetzt haben wir einen super Platz. Das Wetter kann immer ein Problem sein. Wenn ich sehe, wie Leute ihre Häuser verloren haben oder welche Schicksale damit verbunden sind mit diesen richtigen Unwettern, auch hier in der Region, dann ist das furchtbar. Oder auf der anderen Seite, wenn’s zu heiß ist, die Brände. Wir regen uns auf, wenn wir einen Tag nicht Tennis spielen können. Das find ich fast bodenlos frech. Das ist ja keine Katastrophe. Es ist natürlich eine bessere Stimmung, wenn die Sonne scheint und alle feiern ausgelassen. Das ist Sport und das ist das Leben.
Beim Tennisschauen kann schnell mal der Puls in die Höhe schießen. Wie ist das als Turnierdirektor, der mit dem Kopf bei hundert Dingen ist? Kann man da neutral bleiben?
Nein, das wäre gelogen. Natürlich halte ich zu den Österreichern oder Leuten, die ich kenne, wie Daniel Altmaier. Aber ohne, dass ich jetzt keinen Respekt vor seinem Erstrunden-Gegner Marc-Andrea Huesler hatte. Dann gibt’s halt Leute, die schon jahrelang da sind, die supernett sind, wo irgendwo auch Sympathie mitspielt, wie bei Dusan Lajovic zum Beispiel. Und dann gibt es natürlich eines noch: dass dir gewisse Spielertypen auch taugen. Wenn ich weiß: “Hey, der spielt jetzt richtig lässig!”
Sie haben vorhin schon angesprochen, dass sich die Spieler hier sehr wohlfühlen. Was für Bedingungen kann man als Turnierdirektor schaffen, dass sich Tennisspieler voll und ganz aufs Tennis fokussieren können?
Jeder hat andere Wünsche. Das Wichtigste ist, dass das Hotel passt. Wir haben so unglaubliche Hotelpartner. Und dann geht’s noch darum: Kommt der Spieler mit Familie? Will er lieber etwas, wo’s auch Abwechslung für die Kinder gibt? Oder sogar eine Kinderbetreuung? Will er weiter raus und dafür auch eine längere Fahrt in Kauf nehmen? Oder will er hier mitten im Zentrum sein? Es dreht sich immer um eines: Was wollen die Spieler? Was ist ihnen enorm wichtig?
Es gibt für die Spieler wesentlich mehr Geld als zu meiner Zeit. Bis zu den Plätzen 150 bis 200 der Weltrangliste kann man davon leben. Wenn ich mir aber denke, was oft ein Zweit- oder Drittliga-Kicker als Gage bekommt, dann ist das für jemanden, der in einer Weltsportart Nummer 100 oder 150 ist, im Tennis nicht allzu viel.
In den meisten Sportarten verdienen die ein bis zwei Prozent an der Spitze richtig viel Geld, bei allen anderen ist es meist ein Kampf, um überhaupt davon leben zu können. Wie ist es im Tennis, speziell in Österreich?
Es wird jetzt allgemein auf der ATP-Ebene besser für die Spieler. Es gibt für die Spieler wesentlich mehr Geld als zu meiner Zeit und auch noch vor ein paar Jahren. Die Preisgelder sind enorm gestiegen. Ich würde sagen: Bis zu den Plätzen 150 bis 200 der Weltrangliste kann man davon leben. Alles, was diese Future-Tour ist, da muss man echt investieren. Das ist wie eine Ausbildung. Die Challenger-Tour kann man vielleicht mit Ach-und-Krach überleben, wenn man halbwegs erfolgreich spielt. Und danach wird’s richtig schwer. Aber in so einer Sportart sind 150 bis 200 schon richtig tough. Wenn ich mir denke, was oft ein Zweit- oder Drittliga-Kicker als Gage bekommt, dann ist das für jemanden, der in einer Weltsportart Nummer 100 oder 150 ist, im Tennis nicht allzu viel, was sie verdienen.
Vor allem, weil Tennis ja auch die dritt- oder viertmeist verfolgte Sportart der Welt ist.
Ja, ich glaube von der Verbreitung her sind wir sogar auf Position drei. Wenn du dir jetzt anschaust, wer irgendwo in der erweiterten Weltklasse ist oder einen Grandslam-Raster anschaust, wie viele Nationen da mitspielen, wird dir richtig schwindelig. Wenn ich das Umfeld schaffen kann, dann geht das überall. Und das geht halt in manchen Sportarten nicht.
Sie haben es 1990 bis ins Achtelfinale von Wimbledon geschafft, wo Sie gegen Ivan Lendl ausgeschieden sind. Was ist das für ein Gefühl, in Wimbledon am Centrecourt zu stehen?
Ich war nicht am Centrecourt. Ich war am Centrecourt angesetzt, aber hab dann einen Tag später am Platz 1 gespielt. Ich war überall sonst am Centrecourt: in Australien glaub ich drei Mal, da habe ich gegen einen Australier gewonnen, einmal gegen Pete Sampras verloren, einmal gegen John McEnroe (Anm.: die weltbesten Tennisspieler der damaligen Zeit) verloren. Ich war bei den US Open, da habe ich auch noch mal gegen Ivan Lendl verloren. Ich war bei den French Open am Centrecourt, nur in Wimbledon nicht. Das tut mir noch immer weh. Aber es war eigentlich eine super Zeit, das 1990er-Jahr, obwohl ich vor Wimbledon verletzt war am Schlagarm. Ich habe dann noch ein Viertelfinale in Queen’s gespielt und hab nach Wimbledon pausieren müssen. Davor habe ich Pat Cash geschlagen, hab Seoul gewonnen, war in Hongkong im Finale – das war eigentlich meine beste Zeit. Und Wimbledon? Gegen Lendl kann man schon verlieren (Anm.: Ivan Lendl stand insgesamt 270 Wochen an der Spitze der Weltrangliste). Auch wenn viele sagen, er hat auf Rasen nicht spielen können.